9. Tagung der 49. Synode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
Die 9. Tagung der 49. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg fand vom Mittwoch, 15. Mai 2024, bis zum Freitag, 17. Mai 2024, im Evangelischen Bildungshaus Rastede statt. Auf dieser Seite berichten wir über die Synodentagung.
Auf der Tagesordnung standen am Mittwoch das Jahresthema 2024 „Klimaschutz aus Schöpfungsverantwortung“. Darüber hinaus wurden von der Synode verschiedene Kirchengesetze beraten, darunter ein Nachtragshaushaltsgesetz für das Haushaltsjahr 2024, sowie der Bericht aus dem Gemeinsamen Kirchenausschuss und zahlreiche Berichte aus Synodenausschüssen und Arbeitsbereichen.
Am Freitag fand die Wahl eines neuen theologischen Mitglieds des Oberkirchenrates statt.
Zusammenfassung 9./49. Synode
Kreispfarrer Lars Dede zum Oberkirchenrat gewählt
Kreispfarrer Lars Dede aus Bad Zwischenahn ist zum Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg gewählt worden. Die Synode stimmte am Freitag in geheimer Wahl im 1. Wahlgang mit großer Mehrheit für den 59-Jährigen. Dede war der einzige Kandidat für das Amt eines theologischen Mitglieds des kirchenleitenden Gremiums Oberkirchenrat. Er wird damit Nachfolger von Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker, der seit 2011 das Amt innehatte und Ende Oktober dieses Jahres in den Ruhestand treten wird. Bei der geheimen Wahl stimmten 43 Synodale für Kreispfarrer Lars Dede bei zwei Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen.
Mit einem Vortrag über „Die Zukunft unserer Ev. Kindertagesstätten: Die Perspektiven kirchlicher Kindertageseinrichtungen angesichts von politischem, finanziellem und kirchlichem Veränderungsdruck“ hatte sich Kreispfarrer Lars Dede dem Kirchenparlament vorgestellt. Er sehe in den evangelischen Kindertagesstätten weniger den Druck, sondern die Kindertagesstätten seien ein großer Schatz für die Kinder und ihre Familien, für unsere Gesellschaft und „für unsere Kirche. Unsere Kindertagesstätten haben eine Zukunft!“ Dabei lohne es sich, deren Herausforderungen und Aufgaben zu gestalten.
Wichtig sei, dass die Kinder und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Dabei gehöre zur allgemeinen Bildung auch die religiöse Bildung, die die Kindertagesstätten in evangelischer Perspektive zur Sprache bringen. Das sei „in einer Gesellschaft, die immer mehr auseinanderdriftet und in der nicht selten die soziale Herkunft über Bildungschancen entscheidet, unverzichtbar“. Hier habe die Kirche etwas anzubieten.
In der Arbeit müsse Qualität vor Quantität gehen. „In unseren Kindertagesstätten setzen wir uns für Qualität ein und stellen hierfür gute Strukturen zur Verfügung“, sagte Dede „Um der Kinder willen und um der Erzieherinnen und Erzieher willen“, die gute Arbeitsbedingungen vorfinden müssen. Aufgabe als Kirche sei es, Missstände zu benennen und das Gespräch mit der Politik zu suchen, um Lösungen zu finden. Gleichzeitig sei die Kirche weiterhin eine verlässliche Partnerin der Kommunen, die auch in Zukunft die Arbeit in den Kindertagesstätten mit einem festen Betrag unterstütze. „Dabei sind wir ehrlich und konsequent in der Darstellung unserer Möglichkeiten.“ So stelle die oldenburgische Kirche über den Haushalt jährlich ein Betrag in Höhe 5,35 Mio. Euro für die Kindertagesstätten im Oldenburger Land zur Verfügung. Die oldenburgische Kirche sei eine große Trägerin von Kindertagesstätten im Oldenburger Land. Rund 1.600 pädagogische Fachkräfte kümmerten sich um circa 10.000 Kinder in insgesamt 132 Einrichtungen der
Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. „Was für ein Schatz! Aber auch: Was für eine große Aufgabe und welch große Verantwortung!“, betonte Dede.
Lars Dede wurde in Varel geboren und ist seit August 2007 Kreispfarrer im Kirchenkreis Ammerland. Zuvor war er seit 1998 Gemeindepfarrer in Sandkrug bei Oldenburg. Evangelische Theologie studierte Dede in Marburg, Göttingen und Heidelberg, und absolvierte sein Vikariat in der Kirchengemeinde Rastede sowie in den deutschen Gemeinden in London-West. Von 2002 bis 2013 und erneut seit 2018 gehört er der Landessynode an und ist dort unter anderem Vorsitzender des Kirchensteuerbeirats. Dede ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind.
Das auf zehn Jahre gewählte theologische Mitglied des Oberkirchenrates leitet zugleich das Dezernat III „Bildung und Diakonie“. Er oder sie ist unter anderem zuständig für die Religionspädagogik, die Kindergartenarbeit und das Landesjugendpfarramt sowie für weitere rechtlich unselbständige Einrichtungen wie die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen und die Gemeindeberatung.
Neben dem Bischof, der Synode und dem Gemeinsamen Kirchenausschuss leitet und verwaltet der Oberkirchenrat als Kollegialorgan die oldenburgische Kirche.
Statement der Synode zur Europawahl 2024
Angesichts der bevorstehenden Europawahl bekräftigen wir als Synode der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg unsere feste Überzeugung, dass es unsere Verantwortung als Kirche ist, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um extremistischen Strömungen keine Plattform zu geben. Extremistische Ideologien und Positionen, ungeachtet ihrer Form, stehen im Widerspruch zu den Grundwerten des Evangeliums sowie unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung.
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir uns gemeinsam für eine demokratische, inklusive und friedliche Gesellschaft einsetzen. Extremistische Ideologien und Positionen dürfen weder in den Gemeindekirchenräten unserer Kirche noch in den Gremien und Parlamenten auf den verschiedenen Ebenen politischen Handelns eine legitimierte Vertretung finden. Daher ist es von zentraler Wichtigkeit, das uns verliehene Wahlrecht bei der Europawahl zu nutzen, um eine Zukunft zu gestalten, die von Mitmenschlichkeit und gegenseitigem Respekt geprägt ist und so die Demokratie in Europa zu stärken.
Die Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag des Grundgesetzes und zum 90. Geburtstag der Barmer Theologischen Erklärung erinnern uns daran, dass die Werte von Freiheit, Gleichheit und Solidarität, die in diesen Dokumenten verankert sind, Grundlagen unserer kirchlichen und gesellschaftlichen Identität sind. Wir haben aus unserer Geschichte gerade im vergangenen Jahrhundert gelernt, dass Christ*innen, die zugleich Staatsbürger*innen sind, die Aufgabe haben, sich um der Menschen willen aktiv für das Gelingen menschlichen Zusammenlebens einzusetzen. Die Demokratie ist nach unserer tiefen Überzeugung diejenige Staatsform, die die unantastbare Würde der Person am besten anerkennt und achtet sowie ein Leben in Freiheit schützt. Wir verpflichten uns, diese Werte aktiv zu verteidigen und stets zu fördern.
Als oldenburgische Kirche ermutigen wir alle Bürger*innen, sich aktiv für eine demokratische und solidarische Gesellschaft einzusetzen, die von Respekt, Toleranz und Nächstenliebe geprägt ist.
Nachtragshaushalt für 2024 beschlossen
Aufgrund von nachlassenden Kirchensteuereinnahmen rechnet die oldenburgische Kirche mit 4,9 Millionen Euro verringerten Einnahmen für das laufende Haushaltsjahr 2024. Am Freitag verabschiedeten die Synodalen in zweiter Lesung einen Nachtragshaushalt für das Jahr 2024 mit einem Volumen von rund drei Millionen Euro.
Gleichzeitig sei der Stellenplan der Gemeinsamen Kirchenverwaltung ergänzt worden, was zu einem zusätzlichen Aufwand in Höhe von 402.000 Euro führe, sagte Oberkirchenrat Sebastian Groß in seiner Einbringungsrede. Allerdings seien die Tarifabschlüsse für die Mitarbeitenden niedriger ausgefallen seien als angenommen, wodurch die Haushaltsansätze um 2,944 Millionen Euro reduziert werden konnten.
Alle zum Aufstellungszeitpunkt bekannten Einflussfaktoren seien in den Nachtraghaushaltsplan für das laufende Jahr aufgenommen worden, so Groß. Um einen ausgeglichenen Haushalt für das Jahr 2024 zu erreichen, sei die Rücklagenentnahme von 1,68 Millionen EUR auf 4,15 Millionen EUR erhöht worden.
Mit dem Nachtragshaushalt plant die oldenburgische Kirche nun mit Einnahmen von insgesamt 102,6 Millionen Euro und Ausgaben in Höhe von 108,6 Millionen Euro.
Die 9. Tagung der 49. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg findet vom Mittwoch, 15. Mai, bis zum Freitag, 17. Mai, im Evangelischen Bildungshaus Rastede statt. Auf dieser Seite berichten wir über die Synodentagung. Ebenfalls finden Sie hier die Liveübertragung.
Tiefere Zusammenarbeit zwischen der Ev.-ref. Kirche, der Bremischen Evangelischen Kirche und der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg vereinbart
Die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg strebe mit der Evangelisch-reformierten Kirche in Leer und der Bremischen Evangelischen Kirche „eine stetig enger werdende Zusammenarbeit an“, sagte Bischof Thomas Adomeit vor der Synode der oldenburgischen Kirche. Ziel sei es, alle Tätigkeitsfelder, die nicht bekenntnis- oder identitätsprägend seien, „daraufhin zu prüfen, ob eine Zusammenarbeit auf dem jeweiligen Gebiet sinnvoll ist. Wir wollen damit die jeweiligen Kompetenzen bündeln, Synergien schaffen, Doppelarbeiten vermeiden und die Qualität in den jeweils identifizierten Feldern steigern“, so Adomeit in seinem mündlichen Bericht aus dem Gemeinsamen Kirchenausschuss. Dies geschehe „unter Wahrung der Selbständigkeit und Achtung der rechtlichen Rahmenbedingungen der drei beteiligten Kirchen“.
In Tätigkeitsfeldern, in denen eine Zusammenarbeit vereinbart werde, solle künftig jeweils eine der drei beteiligen Kirchen die federführende Zuständigkeit erhalten, erläuterte der oldenburgische Bischof weiter. In der entsprechenden Kirche werde „für das jeweilige Thema vertieftes Fachwissen erhalten bzw. aufgebaut – ein Kompetenzzentrum gebildet.“ Die federführende Kirche unterstütze die beiden anderen Kirchen insbesondere durch Beratung bei vertieften Fragestellungen; bei der Vertretung, insbesondere gegenüber der EKD; bei der Sichtung, Bündelung und Weitergabe von Informationen.
Konkrete erste Tätigkeitsfelder dieser Form der Zusammenarbeit sollen zunächst werden: der Bereich Fundraising (Federführung Bremische Evangelische Kirche), der Arbeitsbereich sexualisierte Gewalt (Federführung Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg) sowie das Stiftungs- und Vereinsrecht (Federführung Ev.-ref. Kirche).
Pfarrer Nico Szameitat zum Vizepräsidenten der 49. Synode gewählt
Der 49-jährige Pfarrer Nico Szameitat aus der Kirchengemeinde St. Ansgar in Eversten (Kirchenkreis Oldenburg Stadt) wurde zum Mitglied des Präsidiums der 49. Synode und Vizepräsidenten der Synode gewählt. Die Nachwahl war erforderlich, da Pfarrer Kai Wessels im August in den Ruhestand treten wird. Synodenpräsidentin Sabine Blütchen dankte Pfarrer Wessels für seine 16-jähriges Engagement als Vizepräsident.
Jahresthema 2024 „Klimaschutz aus Schöpfungsverantwortung“
Am Mittwochnachmittag beschäftigte sich die Synode mit ihrem Jahresthema 2024 „Klimaschutz aus Schöpfungsverantwortung“. Das Thema war als Vertiefung des Klimaschutzgesetzes festgelegt worden, das die Synode im November beschlossen hatte.
In sechs Arbeitsgruppen hatten die Synodalen zunächst die Möglichkeit, sich über Fragestellungen und Lösungsansätzen zu informieren. Dazu zählte eine faire und klimagerechte Ernährung, der Ressourcenverbrauch, die Bedeutung von Grünflächen im Klimawandel, die Grundlagen für den Klimaschutz in der Kirchengemeinde und Ansätze für Energieeinsparung in historischen Kirchen, der Gebäudemodernisierungscheck sowie gute Beispiele aus Kirchengemeinden.
Kommission zur Zukunft des Diakonischen Werks Oldenburg
Nach einem Sachstandsbericht von Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker und dem Diakonievorstand Pfarrer Dr. Friedrich Ley folgte die Synode dem Antrag des Ausschusses für Gemeindedienst, Seelsorge und Diakonie, eine gemeinsame Kommission von verfasster Kirche und Diakonie zu beauftragen, die Gespräche über die Zukunft des Diakonischen Werks Oldenburg insbesondere als Landesverband und zugleich Träger diakonischer Angebote wieder aufzunehmen.
In dem Antrag bat die Synode die Organe des Diakonischen Werks der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg e.V., die Einrichtung der gemeinsamen Kommission zu unterstützen und sich aktiv an den Gesprächen zu beteiligen. Einen ersten Zwischenbericht soll die Kommission bereits im Herbst dieses Jahres zur 10. Tagung der Synode erstatten. Der Ausschuss für Gemeindedienst, Seelsorge und Diakonie werde an der gemeinsamen Kommission beteiligt.
In seinem Bericht hatte Pfarrer Ley zuvor von einem vertrauensvollen Verhältnis von oldenburgischer Kirche und Diakonie berichtet. „Offenheit und Transparenz werden gelebt“, so Ley. „Auch wenn wir naturgemäß verschiedene Standpunkte in der Betrachtung einnehmen, gestalten wir einen konstruktiven Dialog. Wir begegnen einander auf Augenhöhe und packen die Themen an, die wechselseitig dran sind.“ Die Diakonie sei und bleibe in all ihrem Handeln Kirche, betonte Ley.
Überlegungen, die Landesverbandsfunktion noch stärker mit dem Diakonischen Werk evangelischer Kirchen in Niedersachsen (DWiN) zusammenzubringen, hätten keinen Einfluss auf die wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen die unternehmensdiakonischen Einrichtungen und der e.V. als Träger stünden, betonte Ley. „Jede (g)GmbH unseres e.V. muss für sich wirtschaften und bestehen. Und im Falle einer Insolvenz steht die Gesellschaft abgegrenzt für sich.“ Die landesverbandlichen Aufgaben seien davon unberührt. Genauso wenig seien die Kreisdiakonischen Werke von den Insolvenzen betroffen, denn deren Sach- und Personalmittel bewege sich in einem gesonderten Finanzkreislauf, so Ley.
Innerhalb des breiten Spektrums der derzeitigen Aufgabenfelder der Diakonie gelte es mit Blick auf die Zukunft zu prüfen, „in welchen wir uns stärker engagieren können und in welchen Bereichen eine auskömmliche Finanzierung absehbar nicht erreicht werden kann, selbst wenn hier Mittel der Kirche und aus Konzessionsabgaben einfließen. Dann müssen wir in gemeinsamer Verantwortung die Frage stellen, ob wir hier wirklich weitermachen können oder ob wir uns von bestimmten Angeboten trennen müssen“, mahnte Ley. Am Ende gehe es um wirtschaftliche Tragfähigkeit. So stehe etwa die Migrationsberatung „auf wackeligen Füßen. Angebote für langzeitarbeitslose Menschen sind durchweg befristet und knapp kalkuliert. Das Risiko verbleibt stets beim Anbieter, d.h. bei uns.“
Unterstellt werde meist eine Vollauslastung, die es in der Realität nicht geben könne, so Ley. Das war bis vor kurzem auch das Problem in der Altenhilfe. Inzwischen hätte für eine Vielzahl der Altenpflegeeinrichtungen eine 90%-Auslastung verhandelt werden können. In vielen gemeinwesendiakonischen Hilfefeldern jedoch sei die Diakonie von einer realitäts- und kostenangemessenen Vergütungsstruktur weit entfernt.