„Wir kommen jedes Jahr, finden es immer schön hier, höre ich häufig und alleine diese Äußerung finde ich wichtig. Es ist die Begründung dafür, dass wir verlässlich da sind. Dass Kirche auf der Messe angesprochen werden kann. Das ist für einige Menschen wichtig und ich finde das eine gute Sache“, äußerte sich Pastor i.R. Dietrich Jaedicke zufrieden. Der ehrenamtliche Leiter des Projektes Kirchenzelt der oldenburgischen Kirche auf der Messe LandTage Nord in Wüsting hat gemeinsam mit dem Wüstinger Gemeindepastor Udo Dreyer, zuständig für das Standpersonal, und dem Team der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg das viertägige Event geplant.
Jaedicke wies noch einmal auf sein biblisches Motto für die kirchliche Präsenz auf den Landtagen hin, das er besonders treffend fand: „Freut euch mit den Fröhlichen, weint mit den Weinenden“, aus dem Römerbrief (Röm 12,15,). Durch die Ansprache „Wie geht es dir?“ verknüpft mit den Emotionskarten habe er etliche seelsorgerische Elemente erlebt. Mehr als die Jahre zuvor. Die von Richard Grunwald gestalteten Motivkarten mit unterschiedlichen starken Emotionen kamen bei den Besuchenden sehr gut an.
„Die meisten Menschen äußerten sich positiv, auf die Frage, wie es Ihnen gehe. Sie erleben hier etwas, sind dankbar für Familie und Gesundheit. Doch einige Reaktionen gehen auch tiefer“, resümiert Jaedicke, er erlebte viele intensive Begegnungen.
Eine Besucherin, deren Mutter kürzlich verstorben sei, konnte ihr „Herz ausschütten“. Eine Frau aus Schwaben, die die plattdeutsche Andacht zwar nicht verstand, aber dennoch gerne dem Klang zuhörte. Ein anderer Besucher äußerte, als er einen Segenspruch zog, dass er so viel Kirchensteuer zahle und den Segen nötig habe. Er sei ein gläubiger Christ und könne daher damit gut etwas anfangen. „Deshalb betone ich noch einmal: es ist wichtig, dass wir hier sind und die Gelegenheit zum Gespräch geben“, unterstrich Jaedicke. Gern nutzten Besucherinnen und Besucher das Zelt für eine kleine Pause, einmal inne zu halten und sich von dem Messetrubel etwas auszuruhen.
Die oldenburgische Kirche in Sozialen Medien
Viele der Motivkarten wurden mit Wünschen und Äußerungen beschrieben und fanden ihren Platz an einem großen Netz im Zelt. Täglich schaute Luisa Pahl im Kirchenzelt an den beschriebenen Motivkarten vorbei. „Von Tag zu Tag wird die Wand deutlich voller. Toll, dass hier die Emotionen ausgedrückt werden“, freute sich die Social Media Managerin der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Diese Messe gefalle ihr gut, noch nie habe sie so viele landwirtschaftliche Geräte auf einer Ausstellung gesehen. „Und dass wir als Kirche hier sind, ist total gut.“ Luisa Pahl sorgt seit kurzem für aktuelle Darstellung der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg in den Sozialen Medien Facebook und Instagram .
Andacht am Sonntag
Bei der täglichen Andacht am Sonntag stellte auch Christiane Geerken-Thomas die Emotionen der Motivkarten heraus. „Wie geht es euch? Welche Farbe hat euer Leben?“ Die Kreispfarrerin der Wesermarsch las einige der beschriebenen Karten vor. Überwiegend positive Aussagen waren zu hören. Dank, dass Kirche auf den Landtagen ist, doch auch Wut und Angst wurden ausgedrückt. Der Posauenchor Holle-Wüsting, mit seinem Leiter Martin Brink, ist bei der Begleitung der Andachten auf den Landtagen nicht mehr wegzudenken. „Es ist normal hier zu spielen – schön, wie immer.“
Organisatoren zeigen sich zufrieden
„Wir waren ja in diesem Jahr anders vertreten, als sonst hier auf den Landtagen in den Vorjahren, wir hatten keine großen Aktionen im Zelt, sondern haben die Menschen angesprochen unter dem Motto „Wie geht‘s dir“.
Dietrich Jaedicke fasste zusammen: „Wir wollten ihnen damit Raum geben, ihre Empfindungen zum Ausdruck zu bringen. Alles war vorhanden, von Angst bis zu unterschiedlicher Freude. Angesichts der Krisen, in denen wir im Moment leben, angesichts der Urlaubsstimmung und freudigem Erleben auf einer Messe, wie dieser. Darauf haben viele Menschen sehr positiv reagiert. Das finde ich gut, sehr viele Menschen haben sich geäußert, das sehen wir an den vielen beschrifteten Karten. Da ist die Bandbreite sehr groß, von Freude bis zur Dankbarkeit für positives Erleben bis hin zu Trauer, Wut und sauer sein. Viele Menschen haben zum Ausdruck gebracht: Schön dass ihr da seid. Sie kämen in jedem Jahr und es sei wichtig. Das empfinde ich auch so. Einige sagten auch „Wir haben euch vermisst.“
Jaedecke betont: „Wir müssen als Kirche dort sein, wo die Menschen etwas erleben, wo ihr Herz schlägt – hier schlägt das Herz der Landwirtschaft – das Motto der Messe insgesamt. Ich habe in diesem Jahr wieder positiv erlebt, dass wir mit den Menschen in Kontakt waren. Es lohnt sich, dass wir an der Stelle etwas investieren, denn der Aufwand lohnt sich.“
„Es ist schön, dass wir so viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier hatten, das ist sehr wichtig, denn davon lebt das Geschehen auch“, so Jaedicke weiter. „Die Menschen werden angesprochen, das können wir Pastorinnen und Pastoren nicht alleine leisten. Da sind die Begegnungen von Mensch zu Mensch aus den verschiedenen Kirchengemeinden, die das Ganze so besonders machen. Ebenso spielen die Posaunenbläser hier eine wichtige Rolle. Die Musik lockt die Menschen, sie kommen gern ins Zelt.“
Ein Beitrag von Bärbel Romey