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Oldenburg (epd). Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg hat den evangelischen Theologen Rudolf Bultmann (1884-1976) anlässlich seines 125. Geburtstages am Donnerstagabend mit einem Festakt in der voll besetzten Lambertikirche gewürdigt. Der aus Wiefelstede bei Oldenburg stammende Bultmann habe für die Freiheit der theologischen Wissenschaft gekämpft, sagte Bischof Jan Janssen bei einem Festakt in der Oldenburger Lambertikirche: «Sein Umgang mit dem Wechselverhältnis von Kirche und Theologie spricht früh geradezu von norddeutscher Freiheit, Nüchternheit und Konsequenz.»

 

   Bultmann sei zu Recht der Gewohnheit und Gewissensmüdigkeit im kirchlichen Amt entgegengetreten, führte Janssen aus. Zugleich habe er für Pietät und Rücksicht auf die Gemeinde plädiert. Mit seinem Lebenswerk habe er einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass Bildung, Freiheit, Transparenz und Kritik in Kirche und Theologie selbstverständliche Größen geworden seien. «Dafür sind wir ihm auch in Oldenburg dankbar», betonte der Bischof.

 

   Bultmann wurde am 20. August 1884 als Pfarrerssohn in Wiefelstede geboren. Neben Karl Barth und Paul Tillich gehört er zu den bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Von 1921 bis 1951 lehrte er als Professor für Neues Testament in Marburg. Der lange umstrittene Theologe setzte sich für eine «Entmythologisierung» der biblischen Schriften ein. Nach Angaben der oldenburgischen Kirche hat er stets die Verbindung zu seiner Heimat gehalten. Immer wieder habe er sich mit Stellungnahmen und Gutachten in die theologische und kirchliche Entwicklung der oldenburgischen Kirche eingemischt.

 

   Bultmann sei stets für die «Freiheit des Denkens» eingetreten, sagte der Frankfurter Theologieprofessor und Bultmann-Experte Werner Zager bei dem Festakt. Sein Grundanliegen sei die «Einheit von Glauben und Verstehen» gewesen. Bultmann habe seit 1941 versucht, das Neue Testament von seinem mythologischen Weltbild zu lösen und so für den modernen Menschen verständlich zu machen. Noch Mitte der 1950er Jahre hätten lutherische Pastoren vor seiner Lehre gewarnt.

 

   In der Zeit des Nationalsozialismus schloss Rudolf Bultmann sich der Bekennenden Kirche und dem Pfarrernotbund an, die sich gegen den Einfluss des NS-Regimes auf die evangelische Kirche wehrten. In seinen Predigten wies er auf Widersprüche zwischen der nationalsozialistischen Ideologie und dem christlichem Glauben hin.

Weil er keinen offenen Widerstand leistete, blieb er bis zu seiner Emeritierung 1951 in Amt und Würden. 1976 starb er im Alter von 91 Jahren in Marburg.

 

Bischof Jan Janssen: Zur Bedeutung wissenschaftlicher Theologie für die Kirche hier

Prof. Dr. Werner Zager (Frankfurt a.M.):  Rudolf Bultmann als Mensch und Theologehier

Rudolf Bultmann
Prof. Werner Zager in St. Lamberti