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Brot für die Welt-Projektbericht in der Lambertikirche: Helfen bedeutet, schlechten Traditionen die zu Macht nehmen


Oldenburg, 11.08.09 - Zwei Wünsche hat Catérine Kolyang für ihr Land: Das Beschneidungsverbot für Mädchen muss zum Gesetz erhoben werden und alle Mädchen sollen zur Schule gehen. Jedes Mädchen ist es wert, etwas lernen zu dürfen, betonte die Leiterin des von Brot für die Welt geförderten Ausbildungszentrums im Norden Kameruns gestern bei ihrem Vortrag in der Oldenburger Lambertikirche. Traditionen sind mächtig, weiß Schulleiterin Kolyang, weil sie Menschen Halt im Leben geben. Ihren Schülerinnen weist sie deshalb Wege, wie schlechte Traditionen zu umgehen sind. So verlieren sie auf Dauer ihre Kraft. Martine Haoua hat die Schule beendet und ist in ihr Dorf Djappaï zurückgegangen und hat einen Bauern geheiratet. Nach den alten Gepflogenheiten wäre er der Herr im Haus. Martine jedoch hat mit ihm einen Weg gefunden, die Schneiderei fortzusetzen: Sie hat ihrem Mann das Nähen beigebracht. Doch das Zuschneiden mache sie selbst, erklärt die junge Frau selbstbewußt. Weil es in einem anderen Dorf unschicklich ist, wenn Frauen bei Männern Maß nehmen, haben sich zwei andere Absolventinnen mit einem Schneider zusammengetan. Nun nimmt er Maß bei Männern. Schneidern und Nähen machen alle drei. Irgendwann, so ist sich Kolyang sicher, wird auch in diesem Dorf niemand mehr etwas dabei finden, wenn Frauen bei Männern Maß nehmen. Der Umgang mit Traditionen ist ständiges Thema in der Mädchenschule. Allein schon weil die Zustimmung und die finanzielle Unterstützung der Eltern notwenig ist. Der Vater von Haskada habe sich erst durch einen Besuch des Pfarrers und der Schulleiterin in seinem Dorf Douroum für den weitere Schulbesuch seiner Tochter entschieden, berichtet Kolyang. Heiratspläne sind erst einmal verschoben. Die Mädchen erarbeiten sich im Laufe ihrer Ausbildung den Grundstock für ihre Selbständigkeit. Die Anschaffung einer Nähmaschine im Wert von etwa 120 Euro ist dabei die größte Anschaffung. Hinzu kommen Maßband, Näh- und Stecknadeln, Schere und ein Maßstock für umgerechnet 10 Euro. Waisenkinder haben es besonders schwer, sich diesen Grundstock zu erwirtschaften. Schließlich müssen sie sich neben der Schule noch ihren Lebensunterhalt und das Schulgeld verdienen. Trotzdem kann die Schule auf eine ansehnliche Erfolgsbilanz
zurückblicken: 90 % aller Schülerinnen schaffen die dreijährige Ausbildung und können danach selbst für den Lebensunterhalt ihrer Familien aufkommen.
Seit der Eröffnung der Schule für 29 Auszubildende, hat sich die Zahl der Schülerinnen auf 226 fast verzehnfacht. Durch die Unterstützung von Brot für die Welt kann die Schule ihren Absolventinnen Fortbildung anbieten und sie auf ihrem Weg in die Selbständigkeit begleiten. „Wir erfahren dadurch auch, ob wir die Mädchen für den Alltag passend ausgebildet haben,“ erklärt die Direktorin. Sobald wir feststellen, dass andere Fertigkeiten benötigt werden, lassen wir das in die Ausbildung einfließen.

Mädchenschule Saare Tabitha