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Die Verwandten hielten ihren Vater damals für verrückt, weil er all seine Kinder - auch die Mädchen - zur Schule schickte, erzählt Cathérine Kolyang und lächelt. Sie stammt aus einem kleinen Dorf im Norden Kameruns. Sie war das älteste von insgesamt 10 Kindern. Ihre Mutter starb als sie 11 Jahre alt war. Den gesellschaftlichen Normen entsprechend verheiratete sich ihr Vater, der mit 4 Kindern zurückgeblieben war, erneut.
Cathérine Kolyangs Vater war Analphabet, aber er wollte all seinen Kindern Bildung ermöglichen - gegen die Tradition und den Rat des Familieverbandes. Das war in der patriarchalisch geprägten Ordnung der Dorfgesellschaft beinnahe revolutionär. Um allen Söhnen und Töchtern für 12 Jahre die Schule bezahlen zu können, lebte die Familie sehr bescheiden. Für die Kinder war es selbstverständlich, in den Ferien auf dem Feld zu arbeiten, um das Familieneinkommen aufzubessern. „Wir wussten, dass es unseren Eltern schwer fällt, das Schulgeld zusammen zu bringen“, erklärt Kolyang. Fast entschuldigend fügt sie hinzu, sie sei eben nie sitzen geblieben. Bei 100 Schülern pro Klasse alles andere als selbstverständlich.
Als sie nach dem Abitur ein Stipendium des Kameruner Staates erhielt, ging sie mit ihrem Mann nach Deutschland. Er studierte Informatik, sie studierte Sozialpädagogik und Sozialarbeit. Dabei haben beide hervorragend Deutsch gelernt, und viel über die deutsche Lebensart erfahren. Trotz ihrer erfolgreichen Studien und der sich daraus ergebenden Karrierechancen ging das Ehepaar in ihre Heimat zurück, weil sie sich dort einbringen wollten.
Cathérine Kolyang ist heute Direktorin eines Ausbildungszentrums. Für ihre Schülerinnen ist sie ein Vorbild und ein überzeugendes Beispiel dafür, dass sich Ausbildung lohnt. Ehemann Kolyang ist Dozent für Informatik an der Universität Ngaundere. Zusammen haben beide zwei kleine Kinder. Für die Schülerinnen von Kolyang ist auch das ein wichtiges Zeichen: Eine Frau kann erfolgreich im Beruf und in der Familie sein.