An den Tisch lautet das Motto des Gestaltungswettbewerbs für Jugendliche, der von der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg ausgeschrieben wurde. Rund 140 Schülerinnen und Schüler von elf Schulen aus Oldenburg, Wiefelstede, Hohenkirchen, Lohne, Damme und dem Landkreis Wesermarsch haben insgesamt 40 Beiträge eingereicht, darunter ein Spieltisch und zwei Kurzfilme. Wir sind sehr beeindruckt. Ihr habt es der Jury nicht leicht gemacht, sagte Henning Eden, Leiter der Arbeitsstelle Religionspädagogik der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, bei der Preisvergabe in der St. Lamberti-Kirche.
Tischgebet, Tischgespräch, Tischgesellschaft nicht zuletzt das Abendmahl kommt in den Sinn, wenn man über das Motto An den Tisch nachdenkt.Der Tisch gibt Versammlungen und Zusammenkünften eine Mitte, er dient als Ort heiliger Rituale und kann ein geweihter Altar sein.
Der Hintergrund für den Gestaltungswettbewerb ist, dass Kinder und Jugendliche sich die Bibel auf ihre Art und Weise aneignen sollen, so Henning Eden. Das passt zum Themenjahr Reformation Bild und Bibel. Wir wollten Schülerinnen und Schüler sowie Konfirmandengruppen zu eigenen Deutungen animieren. Das Motto entstand bei der Betrachtung verschiedener Variationen des Abendmahls von Leonardo da Vinci, verrät Eden: Im Wettbewerb soll das Thema kreativ umgesetzt werden. Es war uns bei der Preisvergabe wichtig, die eigene Handschrift der Teilnehmer zu erkennen.
Dies ist unter anderem der Klasse 10aR der Oberschule Hohenkirchen gelungen. Die Mädchengruppe drehte einen Film über eine Schulklasse, die vor dem Abschluss steht und sich ein letztes Mal zu einem Essen treffen will. Doch dann stellt sich heraus, dass es unter ihnen eine Verräterin gibt; Konflikte und Eifersucht sorgen für Spannungen. Wir gehen jetzt selbst von der Schule ab, da kam uns die Idee, unseren Beitrag mit dem Abendmahlsthema zu verbinden, erzählten Teilnehmerinnen der Gruppe. Für ihren fünfminütigen Film wurden die Schülerinnen mit einem zweiten Platz ausgezeichnet, den sie sich mit der Berufsbildenden Schule Wesermarsch teilen.
Zwei Religionskurse von den Berufsbildenden Schulen für den Landkreis Wesermarsch haben gleich eine ganze Reihe von Tischen gestaltet bemalt, beklebt, verfremdet, zu Oberthemen wie Kinder, Generationen sowie Integration und Gemeinschaft. Beim Thema Drogen haut es einem Tisch buchstäblich die Beine weg. Erzählen die fantasievoll gestalteten Tische schon beim bloßen Ansehen Geschichten, erhält man über einen QR-Code sogar noch weitere Informationen, die wiederum neue Denkanstöße geben. Beide Gruppen erhalten als Preisgeld für den 2. Platz je 200 Euro.
Der erste Preis wurde ebenfalls geteilt und geht an die 6. Klasse der Hauptschule Stegemannschule in Lohne sowie an eine Berufsschulklasse des Bildungszentrums für Gestaltung und Technik in Oldenburg. Letztere hat gemalte Platzgedecke geschaffen, die mehr über die jeweiligen Tischnachbarn verraten. Die Künstler animieren dazu, sich am Tisch zusammenzusetzen, um sich auseinanderzusetzen. Da soll man sich einordnen in die Geschichten der anderen, so Henning Eden. Bei diesem Werk kommt man zu krausen Ideen und Assoziationen. Und das war das Ziel des Wettbewerbs.
Die Hauptschulklasse aus Lohne hat einen Tisch gebaut, der gebraucht werden soll. Da muss man sich ransetzen, den muss man erforschen, entdecken, man muss die Tischplatte öffnen, wobei sich weitere Funktionen ergeben, so Eden. Dieser Tisch hat die Jury besonders fasziniert. Hier wird das Leben gespielt und durchgespielt. Beide Gruppen erhalten als Preisgeld für den 1. Platz je 300 Euro.
Einen Sonderpreis in Höhe von 200 Euro erhielt die Konfirmandengruppe der Oldenburger Schule an der Kleiststraße, einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Das Objekt erinnert ein wenig an das Abendmahlsbild von Leonardo da Vinci mit ganz liebevoll gestalteten Figuren, sagte Matthias Hempel von der Arbeitsstelle Religionspädagogik bei der Preisübergabe.
Die Jury hat hart über die Entscheidungen gerungen, erklärte Henning Eden. Insgesamt haben wir überlegt, wo unser Motto besonders gut getroffen wurde. Weil viele Werke einen starken Eindruck hinterließen, wurde das Preisgeld aufgestockt: Zusätzlich zu den 1.200 Euro, die die Oldenburgische Bibelgesellschaft zur Verfügung stellte, spendete die Arbeitsstelle für Religionspädagogik noch 300 Euro, sodass mit den insgesamt 1.500 Euro Preisgeldjetzt alle Teilnehmer gewürdigt werden. Niemand geht leer aus, das war uns wichtig, sagte Eden.
Zur Jury gehörten neben Hennig Eden Martina Rambusch-Nowak, Leiterin des Evangelischen Bildungshauses Rastede und Vertreterin der Oldenburgischen Bibelgesellschaft, Prof. Eduard Schumacher von der Jade-Hochschule Oldenburg sowie der emeritierte Theologieprofessor Dr. Jürgen Heumann von der Universität Oldenburg.
Den Gestaltungswettbewerb An den Tisch hatdie Arbeitsstelle für Religionspädagogik in Kooperation mit der Initiative Freiheitsraum Reformation der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburgim Rahmen des Themenjahrs Bild und Reformationsowieder Oldenburgischen Bibelgesellschaft realisiert. Die Jugendlichen setzten sich mit dem Wettbewerbsthema im Religions-, Werte und Normen- oder Kunstunterricht auseinander.Eingereicht wurden interaktive Objekte, Installationen, Videofilme und kreativ gestaltete Bilder; mitgemacht haben Jugendliche aus allen Schulformen, von 5. Klassen bis hin zu Berufsschülern.
Die Ausstellung der eingereichten Werke zum Wettbewerb An den Tisch ist bis Freitag, 17. Juli, in der St. Lamberti-Kirche zu sehen.
Antje Wilken