Kirche im Ammerland ist auf einem guten Weg in die Zukunft
Am Sonnabend, dem 26. März, kamen die gut 60 Synodalen des ev.-luth. Kirchenkreises Ammerland unter der Leitung von Kreispfarrer Lars Dede zu einem Zukunftstag in der St.-Petri-Kirche und im Ev. Haus in Westerstede zusammen. Hierzu waren extra auch Jugendliche aus der ev. Jugendarbeit im Ammerland eingeladen, die aktiv und selbstbewußt die Möglichkeit wahrnahmen, in den vielfältigen Arbeitsgruppen und im Plenum ihre Gedanken, Träume und Wünsche zum Thema einzubringen.
Das gemeinsame Nachdenken über den Weg der Oldenburgischen Kirche in die Zukunft begann mit einem Gottesdienst, den Pastor Christoph Müller aus Hahn-Lehmden mit der Synodalgemeinde in der St.-Petri-Kirche feierte. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes, in dem die Synode auch ihres Ende vergangenen Jahres verstorbenen Mitglieds, Holger Lühring (Apen), und den Opfern der Naturkatastrophen in Japan gedachte, stand ein Bibliolog zu einer biblischen Geschichte aus dem Alten Testament: Moses Schwiegervater Jitro regt Mose dazu an, sich Mitarbeitende zu suchen und seine Arbeit so auf viele Schultern zu verteilen (Exodus 18).
Kreispfarrer Dede stimmte im Anschluss an den Gottesdienst die Synode in das Thema des Tages ein, indem er den Bezug zum 121. Psalm herstellte. Hier werde den Menschen auf dem Weg zugesagt, dass Gott sie unterwegs begleite und behüte, auch wenn sich vor ihnen Berge auftürmten. Der Kreispfarrer machte in seinen Ausführungen deutlich, dass zum Nachdenken über die Zukunft - angesichts abnehmender Ressourcen - auch der Verzicht gehöre. Es gehe also auch um Konzentration: Wofür soll Kirche in Zukunft stehen?
Oberkirchenräten Annette-Christine Lenk näherte sich dem Thema "Zukunft der Kirche" in ihrem Vortrag aus biblisch-theologischer Sicht. Dazu nahm sie die Jonageschichte und einen Abschnitt aus dem Lukasevangelium (Lk 10,1-12) in den Blick. Anhand dieser Geschichten machte sie deutlich, was der Maßstab kirchlichen Handelns ist und bleiben muss: Das Wort Gottes. Hier sei das Fundament des Miteinanders und Füreinanders von Kirche. Auf diesen Schatz gelte es bei der verantwortlichen Gestaltung von Zukunft vertrauensvoll zu schauen. Sie stellte den Synodalen das mutmachende Bild einer von Gott begleiteten genügsamen und anteilnehmenden Kirche auf dem Weg vor Augen, die empfindsam bleibt und sich ihre Bodenhaftung bewahrt - unterwegs vor dem Horizont des angebrochenen Reiches Gottes. Nach einer kurzen Aussprache zum Vortrag arbeiteten die Synodalen in Kleingruppen zu den Fragestellungen: Was ist mir an meiner Kirche wichtig? - und - Welche Kirche wünsche ich mir? Vor dem Mittagessen stellten die Kleingruppen ihre Ergebnisse dem Plenum vor. Während der Mittagspause hatten die Synodalen Gelegenheit, die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zu gewichten. Hier wurde deutlich, dass die Synodalen sich auch für die Zukunft eine dialogbereite, offene und ehrliche, diakonische Kirche am Ort wünschen, in der der Mensch im Mittelpunkt steht - und wo der Einzelne wahrgenommen, angenommen und begleitet wird.
Nach der Mittagspause folgte wieder eine Kleingruppenphase. Diesmal standen konkrete Arbeitsfelder der Kirche im Fokus: Gottesdienst, Ehrenamt, Pfarramt, Leitung-Verwaltung-Gremien, Kooperation und Zusammenarbeit, Kinder und Jugendliche. Die Arbeitsgruppen wurden jeweils sowohl von haupt- als auch von ehrenamtlich Mitarbeitenden geleitet.
Zum Abschluss des Zukunftstages griff Kreispfarrer Dede wieder den 121. Psalm auf und gab den Synodalen kleine Rucksäckchen mit auf den Weg, in denen neben einer süßen Wegzehrung auch ein Kreuz und Bibelworte als Proviant zu finden waren - und eben auch der 121. Psalm. Ich freue mich auf den Weg, der vor uns liegt - und den wir gemeinsam gestalten werden. Unser Zusammensein heute gibt mir den Mut und die Zuversicht zu sagen: Es ist ein guter und gesegneter Weg., fasste Lars Dede den Tag als einen wichtigen Schritt auf dem Weg zusammen.
Kreissynode Delmenhorst/Oldenburg-Land geht mit Gelassenheit und Mut auf dem Weg in die Zukunft
Mit einem humorvollen Anspiel des Kreispfarrers Dietrich Jaedicke zusammen mit Pastorin Christiane Geerken-Thomas in der Rolle als Wandererpaar begann am vergangenen Freitagabend in Delmenhorst die Kreissynode Delmenhorst / Oldenburg-Land, bei dem sie unter anderen den kirchlichen Reform-Streß aufs Korn nahmen.
Bei den Präsentationen und Diskussionen stand bei den Teilnehmenden mehr der Austausch und das gegenseitige Zuhören im Vordergrund als die präzise Formulierung von Zukunftszielen, die am Schluß der Veranstaltung auf Fußabdrücken zusammengefaßt wurden.
Bei den Präsentationen aus den Gemeinden und der Delmenhorster Familienbildungsstätte wurde deutlich, dass die Zukunft der Kirche auf jeden Fall eine nach wie vor volkskirchliche sein wird, auch wenn aus vorwiegend demographischen Gründen die Mitgliederzahlen sinken. Wo die Kirche der religiösen Suche gerade auch kirchenferner Menschen begegnet, indem sie sie an ihren Lebensorten aufsucht und sie in die Vorbereitung von Projekten mit ihren Fragen und Wünschen einbindet, da ist sie willkommen, gefragt und erfolgreich.
Dies wurde zum Beispiel deutlich an dem ökumenischen Projekt Perlen des Glaubens in Wildeshausen oder der Gottesdienstreihe Kirche anderswo" aus Großenkneten. Auch mit niederschwelligen Angeboten kann die Kirche punkten. Mit 315 Gottesdienstteilnehmern war ein Tauffest am Delmenhorster Hasportsee mit über zwnazig Taufen ein erfolgreiches Projekt. Ein Tauffest mit vielen parallelen Taufen nimmt viele Hemmnisse auf und ist ein unkomplizierter Rahmen für die Familien. Da so viele Taufen stattfinden, fühlt sich niemand mit seiner Familie unangenehm im Gottesdienst herausgehoben. Das gemeinsame Fest bietet ein großes Umfeld der Mitfreude. Kirche wird positiv in den Köpfen der Kinder und Eltern, der Angehörigen und allg. Gottesdienstbesucher verankert, so Pastorin Ulrike Klank.
Stark schulisch beanspruchte Konfirmanden einerseits und abnehmende Pastorenstellen andererseits führten in den Kooperationsgemeinden Stuhr und Varrel dazu, einen verkürzten einjährigen Konfirmandenunterricht einzuführen, der stark erfahrungs- und gemeinschaftsorientiert angelegt ist und in das viele ehrenamtliche Mitarbeiter eingebunden sind. Das erste Konfirmandenjahr entfällt nicht, sondern wird ab diesem Jahr inhaltlich kompensiert durch ein zweiwöchiges Konfi-Camp während der Sommerferien in Österreich. Die Kosten werden zu einem erheblichen Teil von der Kirchengemeinde aus Ortskirchgeldmitteln getragen. Wir machen da aber nur jeden Tag eine Stunde Theorie und dann viel praktisches betonte Pastorin Eike Fröhlich. Anschließend gibt es ein Jahr lang wöchentlichen Unterricht sowie verschiedene Projekte, bei denen die Konfirmanden selbst aktiv werden können und so die Gemeinde kennenlernen. Scharnier zur Jugendarbeit der Kirchengemeinden ist das Angebot, nach der Konfirmation an einer Teamerschulung teilzunehmen. Die Kirchengemeinde Dötlingen präsentierte ein Konfirmandenmodell mit Blocktagen, an denen die Konfirmanden über sechs Stunden zusammen sind, gemeinsam Mittag essen und einen Themengottesdienst gestalten. Auch hier sind viele ehrenamtlich Mitarbeitende beteiligt.
Wie Kirche ihrem Bildungs- und Beratungsanspruch nachkommt, kam in der Präsentation des DELFI Projektes in der Familienbildungsstätte zum Ausdruck. Hier sind Eltern während des ersten Lebensjahres ihres Kindes angesprochen. Die in Delmenhorst, Wildeshausen und Ganderkesee stattfindenden Kurse haben das Ziel, die Bewegungs- und Sinnesentwicklung der Kinder auf spielerische Weise zu begleiten und zu unterstützen. Die Eltern werden auf Wunsch auch in praktischen Fragen zum Beispiel der Babypflege und Ernährung beraten.
Großes Interesse der Kreissynodalen fand eine Präsentations- und Diskussionsrunde mit dem Huder Pastor Reiner Backenköhler. Er berichtete über die starke Individualisierung der Trauerkultur in den vergangenen Jahren. Auch die Beisetzungsformen hätten sich gewandelt: Habe es 1990 nur zwei Prozent Erdbestattungen auf dem Huder Friedhof gegeben, so sei diese Zahl auf 42 Prozent im Jahr 2010 gestiegen. Dem Trend zum pflegefreien Grab sei die Kirchengemeinde begegnet mit der Option, dass jedes bestehende Grab in ein pflegefreies umgewandelt werden könne. Von dieser Möglichkeit werde immer häufiger Gebrauch gemacht. Als große Herausforderung für die Seelsorger werden manche Wünsche von Hinterbliebenen gesehen, wenn beispielsweise während der Trauerfeier flotte Popstücke gespielt werden sollten oder eine Urne in Fußballform vor dem Altar steht. Was es da alles gibt, kann gar nicht vorgedacht werden, so Backenköhler. Man war sich einig, dass die Gespräche, die von Pastoren diesbezüglich im Vorfeld einer Trauerfeier zu führen sind, allein seelsorgerlich verantwortet werden müssten und es schwierig ist, von Seiten der Gemeindekirchenräte Regeln über den Ablauf von Trauerfeiern zu erlassen. Es wurde deutlich, was für eine Gratwanderung die Kommunikation der Pastorinnen und Pastoren auf diesem hochsensiblen Feld der Trauer in Hinblick auf ausgefallene individuelle Wünsche bedeutet. Hier die Grenzen kirchlicher und seelsorgerlicher Verantwortung ziehen, ist immer nur einzelfallbezogen möglich, war man sich einig.
Bei den anschließenden Diskussionsgruppen zu Zukunftsfragen und -wünschen fand die Gruppe den größten Zuspruch, in der es um die ehrenamtliche Mitarbeit ging. Bei der Reflexion spielte auch schon die Gemeindekirchenratswahlen im März kommenden Jahres eine Rolle. Hier wünschte man sich eine offene und umfassende Information der Kandidaten, damit sie wissen, was in der sechsjährigen Wahlperiode auf sie zukommen könnte. In überwiegend positiven Voten über das kirchliche freiwillige Engagement hieß es unter anderem: Ich möchte die Zeit nicht missen und profitiere viel davon." Andererseits wurde auch angemerkt, dass es manchmal zuviel wird und man mehr Grenzen ziehen und das tun sollte, was den eigenen Gaben entspricht. Eine Erfahrung war: "Reinkommen ist leichter als sich ein Stück zurückziehen - aber es funktioniert." Gesprochen wurde von einem "Motivbündel" für ehrenamtliche Arbeit. Man wolle etwas für sich und für andere tun. Daher sei es die Aufgabe Hauptamtlicher, Ehrenamtlichen das zu ermöglichen, was sie sich wünschen." Auch müsse man sich Zeit nehmen für gemeinsame auch gesellige Gemeinschaftsaktivitäten in der Gemeinde.
Im Abschlußplenum wurde der Wunsch formuliert, die Wertschätzungskultur für Haupt-und Ehrenamtliche weiter zu entwickeln." Gewünscht werden klare und transparente Strukturen", die klare Absprache von Aufgaben und man geht davon aus, dass für die Zukunft zeitlich begrenzte Projekte für die Beteiligung von Ehrenamtlichen wichtiger werden.
In der Diskussionsgruppe über die Zukunft der Jugendarbeit wurde eine Studie vorgestellt, wonach religiös aufwachsende Kinder und Jugendliche körperlich und seelisch gesünder seien. In diesem Sinne sollte ein Ziel sein, jungen Menschen Gemeinschaftserfahrungen zu vermitteln. Spiritualität müsse erleb- und erfahrbar werden. Perspektiven und Orientierung geben könne keiner so gut geben wie die Kirche. Das hohe Niveau hauptamtlicher Arbeit müsse erhalten bleiben und Stellen sollten ausgebaut werden.
Die Gruppe, die sich mit der Seniorenarbeit befasste, forderte Seniorenbeauftragte in allen Kirchengemeinden. Es sollten vermehrt Angbote für die Generation 50+ gemacht und die Seniorenarbeit mit der Konfirmanden- und Jugendarbeit vernetzt werden. Wichtig sei die kirchliche Präsenz in Altenheimen. Im Nachgang zu den Lohnkürzungen der Diakonie in der Altenpflege wurde die Forderung nach gerechten Löhnen in der Altenpflege für die sich die Kirche auch dem Land Niedersachsen gegenüber einsetzen sollte, unterstrichen.
Aus der Gruppe Kirche und Gesellschaft wurde gesagt, wie wichtig es sei, dass Kirche sich in die Mitte der Gesellschaft begibt und dort Position bezieht. In Hinblick auf kirchliche Gebäude, die nicht mehr gemeindlich genutzt werden, hieß es aus der Diskussionsgruppe, dass es unter Umständen sinnvoll sein könnte, sich davon zu trennen. Der Erlös sollte den Gemeinden zugutze kommen und zur Baunterhaltung anderer Gebäude genutzt oder in Stiftungen eingebracht werden. Es solle weiter grundsätzlich daran festgehalten werden, dass Pastoren in ihrer Gemeinde wohnen.
Stefan Bohlen / Udo Dreyer