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Im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung stand der Altar der St. Cosmas und Damian-Kirche. Bei Restaurierungsarbeiten wurden im Jahr 2004 Teile eines Altars aus dem 13. Jahrhundert entdeckt. Die Wissenschaft wertete dies als Sensationsfund.

Der Oldenburger Bischof Jan Janssen würdigte die Vielfalt und identitätsstiftende Bedeutung der Kirchen. „Hier wird gebetet, voller Hoffnung und voller Fragen, hier wird manches Leid geklagt und vor lauter Lebensfreude still geseufzt und laut gejubelt.“ In seiner Andacht betonte er, dass solch ein besonderer Altar wie in Wiarden, „ein Mittelpunkt von Gottes Welt, an die wir glauben“, sei.

„Auch dieser Altar hat seine vielfältige Geschichte. Er ist kunstfertig, aber von Menschen mit Händen gemacht. Er ist aus Steinen, Hölzern, Farben, also aus ganz irdischem Material. Er wird mit seinen Bildern nicht selbst angebetet und ist keine Kult- oder Opferstätte mehr. Doch er zeigt, wie Gott auch Wiarden in den Blickpunkt seiner Welt rückt“, betonte der Oldenburger Bischof.

Heute werde der Altar als zentraler Ort verstanden, an dem die Liturgie gefeiert werde. „Und wir betonen heute den Altartisch im Zentrum der Feier des Abendmahls, Ort unserer Sehnsucht und Treffpunkt unserer Gemeinschaft ist“, so Janssen. „Hier in den Gotteshäusern, durch einen so schönen, so vielschichtigen, nämlich spannende Geschichten erzählenden Altar, hier im Leben evangelischer Kirchengemeinden werden wir Menschen, mehr noch als jedes irdene Gebäude, Wohnung Gottes.“

Aus diesen Gründen bewahre und pflege die oldenburgische Kirchen ihre Kirchengebäude und Kostbarkeiten. „Darum danken wir für jede Hilfe. Und bitten weiter um Unterstützung, hier vor Ort und als Gast aus der Ferne“, so Bischof Janssen.

Sanfter Weg der Reformation
In einem Festvortrag zum Jubiläum der Kirchbaustiftung betonte Professorin Dr. Antje Sander, Leiterin des Schlossmuseums Jever und stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes der Kirchbaustiftung, dass noch heute die friesische Landschaft durch die imposanten Kirchen geprägt werde. „Sie bildeten über Jahrhunderte hinweg den Mittelpunkt des religiösen, sozialen, kulturellen und politischen Lebens und waren zudem Ausdruck der jeweiligen wirtschaftlichen Kraft. Neue religiöse Vorstellungen, politische Veränderungen aber auch stilistische Moden haben Auswirkungen auf ihre Gestalt. An kaum einem anderen Ort wird die geschichtliche Entwicklung über die Jahrhunderte hinweg so greifbar, wie in den Kirchen und ihrer Ausstattung“, so Sander.

An kaum einem anderen Ort werde die geschichtliche Entwicklung über die Jahrhunderte hinweg so greifbar, als in den Kirchen und ihrer Ausstattung. Dabei sei von dem einst reichen mittelalterlichen Kircheninterieur nur verschwindet geringe Reste erhalten geblieben. Zumeist habe die Funktion oder die sakrale Bedeutung die Überlieferungschance bestimmt, erläuterte Sander. Manchmal hätten auch persönliche Katastrophen, ein Feuer, Sturmfluten oder Fehden die Dinge in Vergessenheit geraten lassen. So hätten sie viele Jahrhunderte unbemerkt überdauert und erst der Zufall hole sie wieder an Licht.

Mit Blick auf die Reformationszeit und die teilweise radikalen Veränderungen der Ausstattungen der Kirchen betonte Sander, dass insbesondere im Jeverland von einem „sanften Weg der Reformation“ zu sprechen sei.

Während die lutherische Christen und Christinnen „das Retabel, den Altaraufsatz also, als Ausdruck der besonderen Bedeutung des Altars und als Anschauungsmaterial in Bezug auf die Bedeutung des Abendmahls für die Gläubigen beibehielten, entfernten die reformierten Calvinisten alles, was an die katholische Glaubenspraxis erinnerte, aus ihren Kirchen“, so Sander.

Generell sei festzustellen, dass jede Zeit ihre ganz besondere Sicht gehabt und ihre Spuren gesetzt habe. Für die Kirchbaustiftung sei es daher wichtig, genau diese Spuren auch in den Restaurierungen zu erhalten. „Die Altäre verweisen in ihrer heutigen Präsentation sicherlich auch auf die viel zitierte bewahrende Kraft des Luthertums“, führte Sander aus.  

Die Kirchbaustiftung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg wurde am 31. Oktober 2001 gegründet. Seit dieser Zeit hilft sie den Gemeinden im Oldenburger Land, die Kirchen mit ihrer architektonischen Vielfalt und ihrem Reichtum an wertvollen Ausstattungsstücken zu bewahren und weiterzuentwickeln. Die Vielfalt an Kirchenarchitektur in Norddeutschland – insbesondere im Oldenburger Land – ist riesig. Allein zum Bereich der oldenburgischen Kirche gehören 147 Kirchen mit einem beeindruckenden Reichtum an kunsthistorisch bedeutender Ausstattung wie Kanzeln, Altären, Taufsteinen und Orgeln aller Stilepochen.

Laut ihrer Satzung ist die Kirchbaustiftung eine gemeinnützige und kirchliche Stiftung. Sie trägt zur Pflege, Unterhaltung und Veränderung von Kirchengebäuden einschließlich ihrer Ausstattung wie Altären, Kanzeln, Taufsteinen, Orgeln und Glocken bei. Hinzu kommen Aufgaben beim Neubau oder bei der Erweiterung von Kirchen sowie die Förderung zeitgenössischer kirchlicher Kunst beispielsweise bei der künstlerisch gestalteten Verglasung von Fenstern oder der Schaffung neuer Altarbilder.

Die Kirchbaustiftung stellt regionale Bezüge her, sämtliche Spenden-, Förder- und Stiftungsgelder werden für Maßnahmen im Oldenburger Land verwendet. Sie wirkt in außerordentlichem Maße identitätsstiftend.

In den vergangenen zehn Jahren wurden 29 Projekte unterstützt, neue Kostbarkeiten geschaffen und historische Kunst- und Kulturschätze für die Nachwelt erhalten. Nahezu 450.000 Euro wurden dafür von der Kirchbaustiftung bereitgestellt, deren Stiftungskapital inzwischen rund 1,39 Millionen Euro beträgt.

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten folgen weitere Veranstaltungen in Altenesch, Dötlingen, Oldenburg und Wiefelstede. Zur zentralen Festveranstaltung am 30. September in der Oldenburger Lambertikirche wird die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, einen Vortrag zum Thema „Räume des Unverfügbaren – Künste und Kirche heute“ halten. Die Abschlussveranstaltung bildet ein Gottesdienst mit Kreispfarrer Michael Braun am 30. Oktober in Damme.  

Weitere Informationen zur Kirchbaustiftung finden Sie unter:
www.kirchbaustiftung-oldenburg.de

 

Im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung stand das 2004 restaurierte Altarretabel in der St. Cosmas und Damian-Kirche in Wiarden bei Wilhelmshaven. Fotos: ELKiO/D.-M. Grötzsch
In seiner Andacht betonte Bischof Jan Janssen, dass solch ein besonderer Altar wie in Wiarden, „ein Mittelpunkt von Gottes Welt, an die wir glauben“, sei.
Bischof Jan Janssen dankt allen Förderinnen und Förderern sowie Spenderinnen und Spendern der Kirchbaustiftung für ihre Unterstützung. Anlässlich des Jubiläums wünschte er der Kirchbaustiftung für die Zukunft weiterhin viel Unterstützung und segensreiches Wirken.
Die Altäre verweisen in ihrer heutigen Präsentation auch auf die viel zitierte bewahrende Kraft des Luthertums“, betonte Professorin Dr. Antje Sander, Leiterin des Schlossmuseums Jever und stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes der Kirchbaustiftung.
Pfarrerin Sabine Kullik betonte, es sei gut, dass es die Kirchbaustiftung gebe, denn ihr sei die Erhaltung und Restaurierung des wertvollen und einzigartigen Altarretabels in Wiarden zu verdanken.
Mit dem Projekt „Altar Wiarden“ habe die Kirchbaustiftung ein sehr bemerkenswertes Vorhaben für Wiarden, das Jeverland und die oldenburgische Kirche gefördert, betonte der Denkmalschutzexperte des Oberkirchenrates Achim Knöfel. "Wir haben ein Dokument tief verwurzelter gewachsener Frömmigkeit einer kleinen Landgemeinde vor uns". In einmaliger Weise vereine das Retabel Kunstwerke aus fünf Jahrhunderten in sich, so Knöfel.