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Wie wirken Worte? Was bewirken Worte? Wirken Worte Wunder?
Die Organisatorinnen und Mitwirkende der Evangelischen Frauenarbeit der oldenburgischen Kirche boten den mehr als 100 Teilnehmerinnen einen spannenden und tiefgreifenden Einblick in die Welt der Worte. Im Kulturzentrum PFL in Oldenburg stand der 8. Frauentag der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg am Samstag, 26. Juli, einen Tag lang unter dem Thema „Worte wirken Wunder“ und lieferte ein vielseitiges und interaktives Programm.

Alle zwei Jahre steht dieser Tag bei vielen Frauen aus Oldenburg und der Region als fester Termin im Kalender. Die Erwartung an einen besonderen Tag erfüllten die Veranstalterinnen mit ihrem Thema „Worte“ nachhaltig. Das Ergebnis waren intensive Gedanken und nachwirkende Anregungen, mit Worten und Sprache bewusster umzugehen.

Gemeindepädagogin Christel Klust, Frauenbildungsreferentin Dr. Andrea Schrimm-Heins und die Gleichstellungsbeauftragte Gabriele Rüsch-Tillmanns stimmten auf das Thema ein, indem sie vorstellten, was Worte aussagen und bewirken können: „Worte spiegeln und verändern Wirklichkeit. Was wir in Worte fassen, ist auch in der Welt. Worte können verletzen, aber auch heilen, stärken und ermutigen. Worte können ausgrenzen und blockieren oder einladen und in Bewegung bringen.“

„Das Thema Worte entwickelte sich im vergangenen Jahr“, sagte Christel Klust. Für sie sei das Thema sehr spannend. „Uns geht es darum, dass Frauen ermutigt werden, zu leben. Dass sie das Wort ergreifen. Unsere Aufgabe ist es, die Frauen zu ermutigen, zu ermächtigen.“ Sie betonte, dass die Angebote der Evangelischen Frauenarbeit alle Interessierten wahrnehmen können.

Gebannt lauschten die Frauen dem „Impulsreferat“ von Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk. „Das Thema schenkt mir der Himmel“, antwortete sie auf die Frage, wie ihr das Thema gefiele. „Das Thema habe ich genossen“, sagte sie. Bei ihren ersten Gedanken sei schnell die Verbindung zu Auszügen aus biblischen Schriften und passender Literatur entstanden.

Gegliedert in sechs Kapitel begann Annette-Christine Lenk ihren Vortrag mit Liebesbriefen von Freya von Moltke aus dem Jahr 1945. Geschrieben an ihren Liebsten Helmuth James von Moltke, der 1945 hingerichtet wurde. „Die Abschiedsbriefe künden von einer bedingungslosen Liebe, die von tiefem Glauben getragen und begleitet bleibt. Sie sind ein Sprachzeugnis von Glaube, Liebe und Hoffnung“, stellte die Oberkirchenrätin die Verbindung zur bedingungslosen und besitzergreifenden Liebe her: „Ich liebe dich! oder „Ich habe dich lieb“ – zwischen beiden Liebeserklärungen tun sich Welten auf.“

Der Gebrauch des starken Verbs „lieben“ sei bedingungslos, so Lenk. Der Gebrauch des zusätzlichen Hilfsverbs schaffe Distanz und relativiere, zeige im schlimmsten Fall einen Besitzanspruch, oder gar ein Besitzverhältnis an. „Ich habe dich lieb“, sei keine Liebeserklärung, „dieser Satz ist die Zurücknahme einer bedingungslosen Liebe. Das Hilfsverb zeigt den Besitz: habe dich, an.“

Wie aussagekräftig Worte seien, stellte Annette-Christine Lenk an Beispielen der Autorin Christa Wolf und der Tschernobyl-Katastrophe (1986) dar. „Der strahlende Himmel. Das kann man nun auch nicht mehr denken“, sagte Lenk und weiter: „Nach der Katastrophe haben die Worte ihre Unschuld verloren – jedes Wort wird auf seine Bedeutung und seine Wirkung hin befragt werden müssen, bevor wir hoffen und glauben, dass Worte Wunder wirken. Worte schaffen eine neue Welt! Das ist ein Wunder!“

Im ihrem Vortrag sprach Oberkirchenrätin Lenk weiterhin über das Senden und Empfangen, Entstehen und die Wirkung von Worten, ihren Klang und die Wahrnehmung. Hinter jedem gesprochenen und geschriebenen Wort verberge sich ein ganzer Mensch. „Mein gesprochenes Wort (ich als Sender) entspringt meinem Denken, meinen Wahrnehmungen, meinen Lebenserfahrungen, meinen Bestätigungen, Ermutigungen und Verletzungen, Hoffnungen und Ängsten. Mein Gegenüber (als Empfänger) mit seinem Denken, seinen Wahrnehmungen, seinen Lebenserfahrungen, seinen Bestätigungen, Ermutigungen und Verletzungen, Hoffnungen und Ängsten empfängt meine Worte auf seine Weise – wie können wir einander verstehen?“

Wichtig sei ihr bei ihrer Kommunikation immer die Wertschätzung, denn für sie sei jedes Gespräch ein Geschenk. Auch dürfe trotz jeder Spontanität der Respekt nie verloren gehen. „Die Grundhaltung gegenüber Menschen ist wichtig.“ Das gelte auch bei Wut, Ärger, Enttäuschung oder Verletzung, „auch dafür kann eine Sprache gefunden werden.“

Natürlich sprach die Oberkirchenrätin auch über verkündende Worte: „In beiden Testamenten sind Wunder bezeugt“, sagte sie, zitierte einige Passagen und ging darauf ein.

„Die Erfahrungen sammeln wir im Hören und Reden, im Angeredetsein und im Anreden, im Senden und Empfangen! Wer erfahren hat, dass Worte Wunder wirken, dem wird gelingen, dass das eigene Wort Wunder wirkt. Wer sich diesen Erfahrungen entzieht, nimmt an der Kommunikation zwischen den Menschen und an der Kommunikation Gottes und der Menschen nicht teil. Ohne Anrede und ohne Angeredetsein können Gott und Menschen nicht leben, denn wir können nur (und Gott auch) in Beziehungen zueinander leben.“

Annette-Christine Lenk ist überzeugt: „Worte wirken Wunder – es bleiben mehr Fragen als Antworten – aber: es gibt für den Menschen und die Welt eine große Hoffnung auf die Bewohnbarkeit der Welt und das Heil der Seelen - es gibt eine große Hoffnung für Gott!“

Das Nachmittagsprogramm
Nach einer Mittagspause begann das Programm mit gemeinsamem Singen. Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser begeisterte mit ihrer Auswahl an stillen Liedern und rhythmischen Kanons. Ihre Überzeugung teilten die Frauen: „Musik gibt eine eigene Kraft und durch Gesang stärken wir uns gegenseitig.“

Am Nachmittag konnten die Teilnehmerinnen aus acht Angeboten wählen. In kleinen Gruppen besprachen die Frauen unter Anleitung verschiedene Themen:

 

„Getanzte Worte – Wir bringen Worte in Bewegung“, Tanzpädagogin Julia Ritterhoff regte bei passender Musik zur Bewegung an.

 

„Was ich schon immer sagen wollte … und dann doch nicht gesagt habe. Was uns davon abhält, uns zu Wort zu melden“, moderierten Gabriele Rüsch-Tillmanns, Gleichstellungsbeauftragte und Dr. Andrea Schrimm-Heins, Frauenbildungsreferentin, Ev. Frauenarbeit. An einer Pinnwand wurden Karten mit Wortmeldungen der Teilnehmerinnen befestigt und besprochen.

 

„Geschriebene Wunderwerke – Schreibwerkstatt für alle, die Freude an Sprache haben“, Imme Frahm-Harms (Germanistin, Texterin und Biografin) vermittelte Tipps rund ums Schreiben.

 

„Gotteswort und Menschenwort – Dialog des Glaubens und Lebens: Prophetische Sprüche und menschliche Rede“, Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk begann mit einer Vorstellungsrunde. „Vorstellen ist wichtig, so wie wir sind, mit aller Freude und Last“, sagte sie. Auf der Suche nach Gegenseitigkeit las sie aus der heiligen Schrift vor, verteilte Texte und erklärte die Worte.

 

„Welche Worte bestimmen die Melodie meines Lebens? Von der prägenden Kraft des Zuspruchs.“Christel Klust, Gemeindepädagogin, Ev. Frauenarbeit, besprach mit den Teilnehmerinnen alte Sprüche, Worte und Sätze. Sie tauschten sich über die damalige und heutige Wirkung aus.

 

„Wolf und Giraffe – Eine Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg“, bot Daniela Pfeiffer, Mediatorin.


„Lesen ist das Glück meines Lebens – Bücher, die mich geprägt haben“, Monika Steffens, Dipl. Bibliothekarin, sprach mit den teilnehmenden Frauen über die ersten eigenen Bücher, Inhalte, ihre Rolle und Wirkung.


„Die Macht der Sprache – Wie wir uns durch Sprache selbst ermächtigen können“, Leitung: Lisa Doppler, Eine-Welt-Regional-Promotorin, Ökumenisches Zentrum Oldenburg.

Ein Beitrag von Bärbel Romey.

Das Impulsreferat von Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk finden Sie im Format PDF unter: www.kirche-oldenburg.de/aktuell/predigten-reden/reden.html 

Organisatorinnen des 8. Frauentages (von li. nach re.): Gemeindepädagogin Christel Klust, Frauenbildungsreferentin Dr. Andrea Schrimm-Heins, Oberkirchenrätin Annette-Christina Lenk und Gleichsstellungsbeauftragte Gabriele Rüsch-Tillmanns. Foto: ELKiO/Bärbel Romey
Oberkirchenrätin Annette-Christina Lenk begeisterte mit ihrem Vortrag.
Gemeindepädagogin Christel Klust ist von dem Thema überzeugt.
Musik und Bewegung mit Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser
Die Gruppe „Getanzte Worte“
Gabriele Rüsch-Tillmanns und Dr. Andrea Schrimm-Heins mit der Gruppe zum Thema „Was ich schon immer sagen wollte …“.
Imme Frahm-Harms vermittelte Schreibtechniken.
Annette-Christine Lenk sprach über den Dialog des Glaubens und des Lebens.
Christel Klust diskutierte über Worte, die die Melodie des Lebens bestimmen.
Daniela Pfeiffer hatte zur gewaltfreien Kommunikation Stofftiere mitgebracht.
Monika Steffens diskutierte über prägende Bücher.
Vier Stände im Foyer des PFL hielten ausgewählte Produkte bereit: Die Büchergilde Gutenberg stellte eine Auswahl an Büchern, Glückwunschkarten und Kladden vor. Das Ökumenische Zentrum Oldenburg beteiligt sich mit einem „Eine-Welt-Stand“ am Frauentag und die „Manufaktur“ der Kirchengemeinde Bad Zwischenahn bot Kunsthandwerk an.
Weiterhin stellte die Ev. Familienbildungsstätte Oldenburg ihr Projekt Flaschenkuchen vor.