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Kirche sei als Ort ein sensibler Treffpunkt von Menschen mit Gott in Zeit und Ewigkeit. Wie sensibel merke er immer wieder, so Braun, wenn in Kirchen etwas verändert werde, wenn ein neues Kreuz, neue Fenster, eine Renovierung die vertraute Kirche umgestaltet habe. Das bewege Menschen, die in dieser Kirche ihre Heimat, ihre Geschichte verorten.

Mit Blick auf das zehnjährige Jubiläum der Kirchbaustiftung betonte Braun, dass sie zwei Aufgaben habe. Sie helfe beim Erhalt von alten und schönen Kirchen, die von vielen Menschen in Jahrhunderten als besonderer Ort ins Herz geschlossen worden seien. Und sie helfe, neue Kirchen zu bauen und auszugestalten. Das habe die Kirchbaustiftung gerade auch im Oldenburger Münsterland und bei den Dammer Kirchenfenstern getan.

Mit Umsicht und Sachverstand habe die Kirchbaustiftung geholfen, Kirchen zu erweitern und zu verschönern. Das sei eine gute Sache, eben weil die Kirchen vielen Menschen am Herzen lägen, so der Kreispfarrer. Wo Kirchen nicht mehr seien, fehle Menschen ein Stück Identität, Lebensgeschichte und Heimat.

Die oldenburgische Kirche hat das zehnjährige Bestehen ihrer Kirchbaustiftung mit einer Reihe von Jubiläumsveranstaltungen gefeiert. Vom 26. August bis zum 30. Oktober fanden sieben Veranstaltungen an sechs Orten – von der Nordseeküste bis zu den Dammer Bergen – statt, in denen die wichtigsten Themen der Arbeit der Stiftung anhand ausgewählter geförderter Projekte vorgestellt wurden.

In den vergangenen zehn Jahren wurden 29 Projekte unterstützt, neue Kostbarkeiten geschaffen und historische Kunst- und Kulturschätze für die Nachwelt erhalten. Nahezu 450.000 Euro wurden dafür von der Kirchbaustiftung bereitgestellt, deren Stiftungskapital inzwischen rund 1,39 Millionen Euro beträgt.

Zu den geförderten Projekten gehören auch die Seitenfenster der Kirche „Zum guten Hirten“ in Damme. Die Seitenfenster der 1960 für eine Diasporagemeinde errichteten Kirche wurden 2007 neu gestaltet. Der abstrakte Entwurf stammt von Jochem Poensgen.

Bei der Erweiterung und Renovierung der Kirche im Jahr 2002 wurde der Kirchsaal um ein zuschaltbares Foyer vergrößert. Statt dunkler Wände aus Glasbausteinen sorgten nun großzügige Fensteröffnungen für mehr Licht und Luft.

Mit Unterstützung der Kirchbaustiftung erfolgte im Jahr 2007 der Einbau der von Jochem Poensgen (Soest) entworfenen Kunstverglasung. Die abstrakte Komposition verschiedenfarbiger und unterschiedlich durchsichtiger Gläser vermittelt geschickt zwischen der Altarwand mit figürlicher Gestaltung und dem gegenüberliegenden, starkfarbigen Rundfenster oberhalb der Orgelempore.

Als hilfreich bei der Entwicklung des Konzepts für das große Ostfenster in Damme bezeichnete der Künstler Jochem Poensgen in seiner Präsentation in Damme die klare Zielsetzung des Gemeindekirchenrates und des Bauausschusses der oldenburgischen Kirche. Diese hatten formuliert, dass die Fenstergestaltung die Eigenheit der eher schlichten Kirche aufnehmen und die Aufmerksamkeit nicht vom Altar weglenken solle. Weiterhin sollten die Fenster Sichtschutz gewähren, ohne den Blick auf die Natur im Wechsel der Jahreszeiten zu verstellen, der sakrale Charakter des Kirchenraumes sollte gestärkt werden und eine figürliche Gestaltung sowie der Einsatz kräftiger Farben bei der Gestaltung unterbleiben.

Glasflächen, die er gestalte, verstehe er zunehmend nicht als leuchtende monumentale Glasbilder, sondern als eine mehr oder weniger transparente Membran zwischen Innen- und Außenraum, so Poesgen. Dabei habe er für sich entdeckt, welche Möglichkeiten das Wechselspiel von gestalteten Glasflächen mit ihrem jeweiligen Hintergrund biete – also mit dem äußeren Umfeld eines Innenraumes. Und das bedeute auch, das mit den wechselnden Tages- und Jahreszeiten sich ständig verändernde Tageslicht als Gestaltungsmittel einzusetzen. Das Gleiche gelte auch für die Beeinflussung des Erscheinungsbildes der Fenster durch die wechselnde Laubfärbung der Bäume.

Die Wirkung, die die Fenster und ihr Licht im Raum auf die Befindlichkeit der Menschen habe, die sich hier versammeln, sei der eigentliche Sinn ihrer Gestaltung, so der Glasgestalter.
Die Kirchbaustiftung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg wurde am 31. Oktober 2001 gegründet. Seit dieser Zeit hilft sie den Gemeinden im Oldenburger Land, die Kirchen mit ihrer architektonischen Vielfalt und ihrem Reichtum an wertvollen Ausstattungsstücken zu bewahren und weiterzuentwickeln. Die Vielfalt an Kirchenarchitektur in Norddeutschland – insbesondere im Oldenburger Land – ist riesig. Allein zum Bereich der oldenburgischen Kirche gehören 147 Kirchen mit einem beeindruckenden Reichtum an kunsthistorisch bedeutender Ausstattung wie Kanzeln, Altären, Taufsteinen und Orgeln aller Stilepochen.

Laut ihrer Satzung ist die Kirchbaustiftung eine gemeinnützige und kirchliche Stiftung. Sie trägt zur Pflege, Unterhaltung und Veränderung von Kirchengebäuden einschließlich ihrer Ausstattung wie Altären, Kanzeln, Taufsteinen, Orgeln und Glocken bei. Hinzu kommen Aufgaben beim Neubau oder bei der Erweiterung von Kirchen sowie die Förderung zeitgenössischer kirchlicher Kunst – beispielsweise bei der künstlerisch gestalteten Verglasung von Fenstern oder der Schaffung neuer Altarbilder.

Die Kirchbaustiftung stellt regionale Bezüge her, sämtliche Spenden-, Förder- und Stiftungsgelder werden für Maßnahmen im Oldenburger Land verwendet. Sie wirkt in außerordentlichem Maße identitätsstiftend. Weiterhin unterstützt die Kirchbaustiftung das ehrenamtliche Engagement. Sie engagiert sich insbesondere bei Projekten, in denen Kirchengemeinden oder Kirchbauvereine vor Ort aktiv sind.

Der Auftakt für die Jubiläumsveranstaltungen wurde am 26. August in der St.-Cosmas- und Damian-Kirche in Wiarden bei Wilhelmshaven gefeiert. Anfang September stand die Kanzel der St. Galluskirche in Altenesch im Mittelpunkt der zweiten Veranstaltung, Taufe war das Thema der dritten Veranstaltung Mitte September in der St.-Firminus-Kirche in Dötlingen. Zur zentralen Festveranstaltung am 30. September in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche hielt die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, einen Vortrag zum Thema „Räume des Unverfügbaren – Künste und Kirche heute“. Es folgten Anfang Oktober ein Vortrag zum Thema „Lutherische Bildfrömmigkeit“ in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche sowie Mitte Oktober ein Themenabend „Orgel“ in Wiefelstede.

Weitere Informationen zur Kirchbaustiftung finden Sie unter: www.kirchbaustiftung-oldenburg.de 

Im Mittelpunkt der Abschlussveranstaltung der Jubiläumsfeierlichkeiten der Kirchbaustiftung der oldenburgischen Kirche standen am 30. Oktober die Seitenfenster der Kirche „Zum guten Hirten“ in Damme. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Abschlussveranstaltung der Jubiläumsfeierlichkeiten in Damme (von li. nach re.): Pfr. Uwe Böning, Oberkirchenrat Wolfram Friedrichs, Kreispfarrer Michael Braun, Glasgestalter Jochem Poensgen und Vorstandsmitglied Dirk-Michael Grötzsch. Foto: Oldenburgische Volkszeitung/Klaus-Peter Lammert
Kreispfarrer Michael Braun. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Glasgestalter Jochem Poensgen aus Soest. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch