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Bis zum 4. März kann jeder im Internet unter www.bsn-ev.de den Kandidaten seine Stimme geben.

 

„Seit meiner Kindheit bin ich nur so zum Spaß gesegelt“, so der Architekt aus Varel bei Wilhelmshaven. Doch dann kam Togo.

 

„Eigentlich habe ich noch Glück gehabt.“ Gleich zu Beginn der Reise war er in einem Bus im Landesinneren unterwegs. Plötzlich gab es einen Unfall und der Bus stürzte auf die Seite. Dabei riss sich Bohlen an einem zerborstenen Fenster seinen linken Unterarm und die Hand auf.

 

„Helfer brachten uns mit einem Taxi ins regionale Krankenhaus – eine einzige Katastrophe.“ Auch in der Uni-Klinik in der Hauptstadt Lomé sah es nicht besser aus. Ein Freund aus der Botschaft brachte ihn endlich in eine Privatklinik, wo er vernünftig versorgt wurde. „Ein paar Wochen später haben sie mir in Hamburg dann die Hand ganz abgenommen.“

 

Die großflächigen Wunden brauchten lange, um zu verheilen. „Der ganze Lebensablauf verändert sich. Nichts kann man mehr allein machen. Versuchen Sie mal, sich mit nur einer Hand eine Hose anzuziehen.“ Seine Lebenspartnerin und die beiden Töchter hätten ihm in dieser schwierigen Zeit viel Halt geben.

 

„Regatten fahre ich erst seit meinem Unfall, als ich mir Gedanken darüber gemacht habe, wie ich wieder in den Alltag zurückkomme“, sagt Bohlen. Im Internet ist er auf das Segeln für Behinderte bei den paralympischen Spielen gestoßen. Ohne viel nachzudenken, schrieb er den Bundestrainer an und bekam auch prompt Antwort: „Klar ist das Segeln mit nur einer Hand möglich.“

 

Kurz darauf war Bohlen zum Probesegeln in Schwerin. „Da hab' ich wohl einen guten Eindruck gemacht. Jedenfalls wurde ich gleich in den Kader aufgenommen und mir wurde ein schönes Boot vermittelt.“ – Ein offenes Kielboot der „2.4mR-Klasse“ mit dem Heiko Kröger 2000 bei den paralympischen Spielen in Sydney die Goldmedaille gewann. Kröger wurde ohne linken Unterarm geboren.

 

Das 4,18 Meter lange und 81 Zentimeter breite Boot kann gut mit nur einer Hand gefahren werden. Über ein Gestell am Boden kann es mit den Füßen gesteuert werden. „Da reicht dann eine Hand zum Bedienen der Segel.“

 

Mittlerweile steht Bohlen auf Rang fünf der besten Segler seiner Klasse und macht einen speziellen Trainerschein für den Behindertensport. „Im Boot kann ich die Schmerzen vergessen“, sagt er nachdenklich. Die Physik des Segelns, die unmittelbare Erfahrung der Natur und der Erfolg, „das war für mich der Weg zurück ins Leben“.

 

Davon will er etwas weitergeben. „Wenn ich mit meinen Erfolgen einem behinderten Menschen ein Vorbild sein kann, um wieder ins Leben zurückzukehren, wäre das schon toll.“ Und ehrgeizige Träume hat er auch wieder. „Irgendwann will ich einmal über den Atlantik segeln - aber in einem etwas größeren Boot.“

 

Weitere Informationen zur Wahl des Behindertensportlers des Jahres finden Sie unter: www.bsn-ev.de

 

Nach einem Beitrag von Jörg Nielsen (epd).

Foto: Privat
Foto: Evangelische Zeitung Oldenburg,
Sabine Dörfel