Ein herzliches „Good evening. Nice to see you!“, so wurde jede Besucherin und jeder Besucher am vierten Advent, 23. Dezember, beim Betreten der Ohmsteder Kirche begrüßt. Der Andrang zum 28. englischsprachigen Gottesdiensts um 17 Uhr war enorm – nicht allen der 600 Besucherinnen und Besucher gelang es, einen Sitzplatz zu ergattern – einige mussten stehen. Der ursprünglich aus den USA stammende Pastor im Ruhestand Dale Eckhart hielt die Predigt.
„I encourage you to sing loudly and clearly!“ (Ich ermutige Sie, laut und deutlich zu singen), wandte sich Margaret Hollwege – gemeinsam mit Eckhart die Initiatorin des englischsprachigen Gottesdienstes – an die Besuchenden. Erheiterung im Gotteshaus. Ob das nun an der Aufforderung lag oder nicht, bleibt dahingestellt, aber sie fruchtete. Bei allen acht Carols (Liedern) – unter anderem „Oh, come, all ye faithful“, „O little town of Bethlehem“ und „Silent night, holy night“ – sangen fast alle Besuchenden aus voller Kehle mit – sowohl die ganz jungen als auch die älteren. „Die Menschen singen hier immer sehr gut“, sagte Eckhart später, wobei er das „sehr“ bewusst in die Länge zog und damit besonders betonte.
Eckhart hält den Gottesdienst auf Englisch nur einmal im Jahr, immer am dritten oder vierten Advent. „90 Prozent der Besucherinnen und Besucher sind Deutsche“, informierte er. „Das sind Menschen, die sich für die Sprache interessieren – zum Teil mit längerer Auslandserfahrung, wie zum Beispiel ehemalige Austauschstudenten. Die restlichen zehn Prozent kämen meist aus England.
Obwohl der Gottesdienst gut 80 Minuten dauerte, wurde es nie langweilig. Gesangeinlagen von Ben und Martins Hohls, Joanne Meißner und Paula Hyson, verschiedene Redebeiträge und die in drei Abschnitten vorgelesene Weihnachtsgeschichte wechselten sich ab. In der Predigt hielt sich Eckhart mit politischen Themen zurück, ging nur kurz auf den Tsunami in Indonesien ein. Stattdessen widmete er sich der Rolle der Hirten in der biblischen Weihnachtsgeschichte. „Die Hirten sind irdische Engel“, sagte er. Gleich drei Gründe sprächen dafür: „Erstens helfen die Hirten Gott, zweitens verbreiten sie die Botschaft von der Geburt Jesus als Retter und drittens loben und preisen sie Gott.“ Letzterer habe die Hirten bewusst ausgesucht, weil sie als Nomaden viel herumgekommen seien und so die Botschaft von Jesus Geburt verbreiten konnten.
„Wen würde Gott statt der Hirten heute aussuchen?“, fragte Eckhart und lieferte kurz darauf selbst die Antwort: „Du und ich. Wir sind Gottes irdische Helfer. Wir sind die irdischen Engel.“ Gottes Liebe sei das Herz des Weihnachtsfestes.
Später sagte Eckhart, er habe es ganz bewusst vermieden, über den Brexit, über Trump, über Flüchtlinge zu sprechen. Die Menschen seien dieser Themen überdrüssig, weil schon so viel darüber gesagt worden sei. „Ich kann es selber nicht mehr hören“, erklärte er. Die Menschen kämen stattdessen in die Kirche, um etwas für sich persönlich mitzunehmen.
„Als Mädchen habe ich früher bereits im Kinderchor in dieser Kirche gesungen – das ist bestimmt 20 Jahre her. Mir hat der Gottesdienst sehr, sehr gut gefallen“, sagte Besucherin Rachel Kohl aus Großenmeer im Landkreis Wesermarsch. Ihre Mutter Jenny Kohl, Engländerin, ergänzte: „Zum 27. Mal sind wir jetzt hier – nur einen einzigen Gottesdienst haben wir verpasst.“
Besucherin Ulrike Bohl aus Oldenburg-Nadorst ist der Meinung: „Alle Menschen haben begeistert mitgesungen – das ist schon anders als sonst. Man hat die große Freude beim Singen gespürt.“ Sie sei das dritte Mal dabei. Für Johannes Brenner aus Oldenburg-Bloherfelde war die Stimmung etwas Besonderes: „Es ist anders, als wir es gewohnt sind – zum Beispiel dass die Weihnachtsgeschichte in drei Abschnitten verlesen wird.“ Seine Frau habe ihn mitgenommen. Auch ihm habe der Gottesdienst sehr gut gefallen.
Ein Beitrag von Klaus Eilers.