Mit einer gemeinsamen Veranstaltung des Ev.-luth. Kirchenkreises Ammerland, des Evangelischen Bildungswerkes Ammerland und des Diakonischen Werkes Ammerland zur „Willkommenskultur im Ammerland“ fand die von den drei Institutionen durchgeführte Fortbildungsreihe für Ehrenamtliche in der Arbeit mit Flüchtlingen einen Abschluss.
Die drei Partner hatten in den vergangenen Monaten in neun Vortragsveranstaltungen Themen für die Arbeit mit Migrantinnen und Migranten angeboten. Im Evangelischen Haus in Westerstede versammelten sich nun am Dienstagabend, 9. Februar, ca. 70 Ehrenamtliche, die sich in der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten engagieren. Kreispfarrer Lars Dede konnte als Vertreter der Politik und der Verwaltung Landrat Jörg Bensberg, Bürgermeister Klaus Groß (Westerstede) und die beiden Bundestagsabgeordneten Dennis Rohde und Peter Meiwald begrüßen.
Die Veranstaltung legte einen besonderen Schwerpunkt auf den Dialog. Zuhören war angesagt. So tauschten zunächst die Gäste mit den Politikern an fünf großen Tischen ihre Erfahrungen aus. Informationen aus erster Hand wurden diskutiert, vertieft und bekräftigt. Dabei wurde deutlich: Willkommenskultur hat viele Gesichter. Es entstand ein sehr fruchtbarer Austausch. Dankbar wurde deutlich, wie wichtig das Gespräch ist.
Im Anschluss hatte das hochkarätig besetzte Podium Gelegenheit, Statements zum Thema abzugeben. Landrat Jörg Bensberg lobt das große ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger und das der Verwaltungen. Er sei stolz auf die vielfältige Arbeit, die im Ammerland geleistet werde. Aber er mahnt auch, die kritischen Stimmen und Stimmungen ernst zu nehmen und ihnen glaubwürdige Lösungen entgegenzustellen.
Bürgermeister Klaus Groß bedankt sich bei haupt- und ehrenamtlich Engagierten. Die Unterbringung der Flüchtlinge in der Stadt Westerstede funktioniere bisher reibungslos, das Konzept der dezentralen Unterbringung sei der richtige Weg für die Kreisstadt. Die Apothekervilla als Beratungszentrum mitten in der Stadt habe sich bewährt und werde von den Bürgerinnen und Bürgern gern angenommen.
Der Bundestagsabgeordnete Peter Meiwald machte deutlich, dass Zuwanderung auch eine Bereicherung für die Gesellschaft sei und verwies in diesem Zusammenhang auf die damit verbundenen Chancen. So habe das Thema Sozialer Wohnungsbau mit den Flüchtlingen wieder eine neue Aktualität gewonnen. Dieses Thema müsse in Zukunft verstärkt angegangen werden. Es verwies zudem auf die Notwendigkeit des Familiennachzugs, wenn Integration nachhaltig erfolgreich sein soll.
Die Vorkommnisse in der Kölner Silvesternacht wurden vom Bundestagsabgeordneten Dennis Rohde ebenso angesprochen wie die mehr als eintausend Brandanschläge auf Unterkünfte von Flüchtlingen. Er stellte die Begriffe Ehrlichkeit, Verantwortung und Realismus für die derzeitige Situation in Deutschland in den Vordergrund seiner Ausführungen. Er forderte eine europäische Lösung und sprach auch die Notwendigkeit eines Einwanderungsgesetzes an.
Kreispfarrer Lars Dede hatte sein Statement in zehn Thesen gefasst. Er führte aus, dass das biblische Gebot der Nächstenliebe allen Menschen gelte. So wie die Liebe Gottes alle Menschen betreffe, so müsse auch die Nächstenliebe allen Menschen gelten. Sie frage nicht nach religiöser Zugehörigkeit und Grenzen. „In jedem Nächsten begegnet uns ein von Gott geliebter und angenommener Mensch“, so Dede. Die von vielen Menschen gelebte Willkommenskultur sei ein großes Geschenk und ein kleines Wunder. Darauf dürften die Menschen stolz sein und sie sollten sie gegen alle Stimmungen bewahren und pflegen. „Rassismus und Menschenfeindlichkeit dürfen keinen Platz in unserer Mitte haben“, forderte der Kreispfarrer. Mit einem Zitat aus Psalm 36 beendet er sein Statement: „Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!“
In großer Breite wurden im Anschluss an die Statements zwischen Plenum und den Podiumsteilnehmenden Fragen diskutiert und Anregungen gegeben. Deutlich wurde: Vieles ist noch zu tun, aber im Ammerland ist man auf einem guten gemeinsamen Weg. Durch den Einsatz der Ehrenamtlichen wird die Willkommenskultur erlebbar und glaubwürdig. Sie hat mit jeder und jedem Mitwirkenden ein Gesicht bekommen. Willkommenskultur im Ammerland – das ist nicht nur ein Thema, das ist gelebte Demokratie und Ausdruck eines funktionierenden Gemeinwesens.
Ein Beitrag von Ulrich Schwalfenberg.