Janssen warnte jedoch davor, den Stellenwert der Familie zu überhöhen. So sei ein Ideal der heilen Familie nicht unmittelbar der Bibel zu entnehmen. Man könnte da bei Adam und Eva anfangen, über Kain und Abel, Jakob und Esau, Josef und seine Brüder, den verlorenen Sohn bis zu Maria und Josef. Wo man hinsieht, gibt es immer mal angeknackste, gebrochene, auch gescheiterte, aber ebenso auch wieder erneuerte und erweiterte Familienentwürfe, so Bischof Janssen.
Selbst Jesus sehe den Stellenwert der Familienbande offenbar nüchtern, traue ihr menschlich etwas zu, überhöhe sie aber nicht, betonte Janssen in seiner Predigt. Auch unter seinen Jüngern und Jüngerinnen seien streitbare Brüder und Schwestern gewesen wie Jakobus und Johannes oder Maria und Marta.
An den Glaubenstagen der Aussiedlerarbeit nehmen regelmäßig rund 200 zumeist ältere Gläubige aus den Brüderversammlungen der oldenburgischen Kirche teil. Brüderversammlungen heißen die Gebetskreise, in denen sich lutherische Christen in der ehemaligen Sowjetunion meist heimlich und Repressalien des atheistischen Staates ausgesetzt trafen, um im Glauben der Kirche die Treue zu halten. Heute kennt nur noch eine Minderzahl der rund 50.000 russlanddeutschen Lutheraner in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg diese Gebetskultur.
Geleitet wird der Glaubenstag, der alle zwei Jahre ausgerichtet wird, vom Aussiedlerbeauftragten Pfarrer Dr. Oliver Dürr und dem Aussiedlerpastor Heinrich Pister.