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Unter dem Motto „Den Stein ins Rollen bringen“ trafen sich am Samstag, 1. April, rund 200 ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende aus der kirchlichen Arbeit mit Kindern zu einer Werktagung Reformation im Delmenhorster Gymnasium an der Willmstraße. Insgesamt 18 Workshops beschäftigten sich theoretisch und praktisch mit ganz unterschiedlichen Aspekten der kirchlichen Arbeit mit Kindern: Gottesdienste in der Natur, das Nähen von „Storybags“ oder die Erzählwerkstatt zeigten, wie kreativ es sich mit dem Glauben umgehen lässt.

In ihrem Impulsvortrag „Hier stehe ich und kann auch anders“ betrachtete Kirsti Greier, Theologische Referentin des Gesamtverbands für Kindergottesdienst in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Frage, wo sich Religion und eine kirchliche resilienzfördernde – also seelisch stärkende und widerstandsfähig machende – Arbeit mit Kindern begegnen. „Religion und Resilienz sind nicht per se ein Erfolgsmodell“, machte sie deutlich. „Aber wenn wir in unserem Glauben fest verwurzelt sind und auf Gott vertrauen, kann diese Einheit wunderbar gelingen, weil wir uns geschützt fühlen.“

 

Reformation war auch Wiederentdeckung der frohen Botschaft

Greier spielte mit dem Plakat der Werktagung, auf dem ein Strichmännchen einen Stein den Berg hinaufgerollt hat. Sie ersetzte die Figur kurzerhand durch Martin Luther und machte einen Exkurs in seine Zeit. „Die Reformation war auch die Wiederentdeckung der frohen Botschaft, nachdem die Kirche die Menschen eher geängstigt hatte.“ Durch den Buchdruck sei es möglich gewesen, die Ideen der Reformation zu verbreiten. „Es braucht immer ein Netz von Faktoren, um einen Stein ins Rollen zu bringen“, betonte sie.

Doch Kirsti Geier versetzte die Zuhörenden auch in den Augenblick, in dem der Stein tatsächlich ins Rollen kommt. Wie empfindet man den Moment, in dem sich etwas bewegt, nachdem man zuvor viel Mühe aufgewendet hat? „Man ist erschöpft, verlässt eine Sicherheit, das ist auch angstbehaftet“, machte sie deutlich.

 

Luther hat einen Stein ins Rollen gebracht
Mit seinen 95 Thesen habe Luther einen Stein ins Rollen gebracht, der Europa, vielleicht sogar die ganze Welt verändert habe, sagte Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker in seinem Grußwort. Er erinnerte an einen anderen Stein – jenen, der vor dem Grab Jesu gelegen habe. „Mit dieser Stein-Geschichte kam richtig was ins Rollen, nämlich die Botschaft von der Liebe Gottes, die stärker ist als alle Gewalt“, betonte er.

Und auch die Pastoren Nico Szameitat und Rainer Claus erinnerten an Stein-Geschichten aus der Bibel und kamen zu dem Ergebnis: „Nur zu mehreren kann man einen Stein ins Rollen bringen.“

Jeweils anderthalb Stunden lang konnten sich die Teilnehmenden vormittags und nachmittags in den Workshops inspirieren lassen, neue Ideen sammeln und sich austauschen. Rund die Hälfte von ihnen waren Mitarbeitende aus den 111 Kindertagesstätten der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, dazu kamen Grundschullehrerinnen, Ehrenamtliche aus den Kindergottesdienstteams, der ejo (Evangelische Jugend Oldenburg) und anderen Institutionen, die kirchliche Arbeit mit Kindern anbieten. Auch aus Bremen und dem Emsland waren Teilnehmende angereist.

 

Erste Früchte ernten
Die Workshop-Leitenden kamen ebenfalls nicht nur aus der oldenburgischen Kirche, sondern beispielsweise auch als der Lippischen Landeskirche, aus Hildesheim und Münster. 50 weitere ehrenamtliche Kräfte hatten die Organisation der Werktagung auf die Beine gestellt. Die Zahl derer, die sich in der Jugendarbeit der oldenburgischen Kirche engagieren, sei erfreulich konstant, so Detlef Mucks-Büker. Mit dem Engagement der Jugendlichen bei Veranstaltungen wie diesen ernte man erste Früchte eines langfristig angelegten Fortbildungsangebotes, das die oldenburgische Kirche seit einigen Jahren offeriere.

 

Gesellschaft ist von Verlustängsten geprägt
Mit den Angeboten für Kinder erreiche man nicht selten auch die Erwachsenen, so die Erfahrung des Oberkirchenrats. „Die Frage ist: Wie schaffe ich es, komplexe Zusammenhänge zu erklären? Das ist eine Herausforderung, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen interessiert.“ Die Gesellschaft heute sei von Verlustängsten geprägt. „Der Glaube, die christliche Botschaft können hier Antworten geben“, betonte er.

Die Werktagung Reformation ist eine Kooperation der Arbeitsstellen für Kindergottesdienst und Arbeit mit Kindern im Landesjugendpfarramt sowie der Fachstelle für Kindergartenarbeit in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Das Organisationsteam unter der Leitung von Eva Brunken, Beauftragte für Kindergottesdienst, hat diese Tagung im Rahmen des Reformationsjubiläums vorbereitet.

Wie fühlt man sich eigentlich in dem Moment, wenn der Stein auf dem Berg ist und alles in Bewegung gerät? Diese Frage stellte Kindergottesdienst-Expertin Kirsti Greier in ihrem Impulsvortrag. Foto: ELKiO
Wie fühlt man sich eigentlich in dem Moment, wenn der Stein auf dem Berg ist und alles in Bewegung gerät? Diese Frage stellte Kindergottesdienst-Expertin Kirsti Greier in ihrem Impulsvortrag. Alle Fotos: ELKiO
Die christliche Botschaft könne Antworten geben in unserer heutigen Gesellschaft, die von Verlustängsten geprägt sei, so Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker.
„Nur zu mehreren kann man einen Stein ins Rollen bringen“, betonten die Pastoren Rainer Claus und Nico Szameitat.
Pastor Rainer Claus
Gut 200 Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, neue Ideen für die Arbeit mit Kindern zu sammeln.
Wie genähte Taschen Geschichten bebildern können, brachte Susanne Tono den Teilnehmenden bei.
„Von Gott in bunten Farben reden“ hieß der Workshop von Birte Leemhuis.
Das Projekt Kindergottesdienst in der Natur, KiGoiNa, stellte Eva Brunken vor.
„Den Fokus verändern – das geht gut mit einem kleinen Passepartout“, riet Manuela Riester, Leiterin des Workshops „Wenn Steine Gott ins Spiel bringen“.
In (Y-Tong-)Stein gemeißelt wurden die Erkenntnisse aus dem Workshop „Grundsteine legen!“
Workshop „Grundsteine legen!“
Eine wohlverdiente Pause gönnte sich das Team der Ehrenamtlichen zwischendurch.