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Das Abdichten von Deichen mit Sandsäcken oder das Sichern von Türen und Fenstern gegen die hereinbrechende Katastrophe kennen die meisten wohl aus Fernsehberichten. Bei der evangelisch-lutherischen Kirche im Wilhelmshavener Stadtteil Heppens, Heppenser Straße 29, machen jetzt Jugendliche und Kinder selber Erfahrungen damit. Im Zusammenhang mit dem Gedenken an die große Naturkatastrophe, die mit der Flut in der Nacht zum ersten Weihnachtstag 1717 geschah, entsteht derzeit eine Kunstinstallation, jetzt war der Auftakt.
  
Die Kirche in Heppens war bei der „Weihnachtsflut“ vor 300 Jahren Fluchtpunkt für viele Anwohner. Heute noch kann man an einer „Sturmflutmarke“, die hinter dem Altar angebracht ist, ablesen, wie hoch das Wasser damals in der Kirche stand. Im Reigen der Gedenk-Veranstaltungen war es Pastorin Meike von Fintel und ihrem Kollegen Rainer Claus ein besonderes Anliegen, interaktive Angebote zu machen. So entstand die Idee einer Kunstinstallation: gemeinsam mit dem Wilhelmshavener Künstler Hartmut Wiesner bauen viele Kinder, Jugendliche und weitere Interessierte eine Installation, die Erinnerung und Mahnung zugleich ist. „Wenn die Flut kommt…“, so ihr Titel. Denn eine bedrohliche Sturmflut könnte es heute jederzeit wieder geben – auch wenn durch den modernen Deichbau jetzt ein besserer Schutz gegeben sei, sagte von Fintel.
  
Am Dienstagmorgen nahmen rund zwanzig Schüler aus dem neunten Jahrgang des „Neuen Gymnasiums“, die den Schwerpunkt Geschichte gewählt haben, mit ihrem Lehrer Birger Grube zunächst die Kirche genau in Augenschein. Mit Hilfe eines Tuchs, dass quer durch die Gruppe gespannt wurde, machte von Fintel deutlich, dass die Menschen, die sich vor 300 Jahren in die Kirche geflüchtet hatten, hier für lange Zeit im Wasser ausharren mussten, das ihnen bis zum Bauch stand. Mit einer kleinen Sequenz aus einer Chronik der Weihnachtsflut wurde klar, wie bedrohlich die Lage damals war. Allein im Dorf Heppens starben 128 Menschen. Die Schüler erkannten auch schnell, dass diese Flut eine lange Notzeit bedeutete, unter anderem, weil das überflutete Land durch die Versalzung viele Jahre nicht nutzbar war.
  
Im Anschluss zeigte Rainer Siebler vom Technischen Hilfswerk den Schülern, wie man fachgerecht Sandsäcke füllt, verschließt und aufschichtet, um sich bei Fluten zu schützten. Rund zehn Kubikmeter Sand werden in den kommenden Tagen von verschiedenen Gruppen noch in Säcke gefüllt, mit denen dann das Kunstwerk gebaut wird. Bis zum Wochenende soll das Kunstwerk fertig sein, eröffnet wird die Installation „Wenn die Flut kommt“ mit Lichteffekten, Musik und Texten am Sonnabend, 2. Dezember, um 19 Uhr.  
  
Annette Kellin

Mit einem Tuch machte Pastorin Meike von Fintel (rechts) deutlich, wie hoch das Wasser damals in der Kirche stand.
Jede Menge Sand steht bereit, um in Säcke gefüllt zu werden.
Schüler aus dem Neuen Gymnasium in Wilhelmshaven griffen zur Schaufel und lernten, wie man Sandsäcke befüllt.
Rainer Siebler zeigte den Schülern, wie die Sandsäcke optimal gefüllt werden. Fotos: ELKiO/ Annette Kellin