Am ersten Freitag im März (1. März) beten in mehr als 150 Ländern rund um den Globus Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche in den Gottesdiensten zum Weltgebetstag (WGT) 2024 um Frieden weltweit. Über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg engagieren sich Frauen beim Weltgebetstag dafür, dass Mädchen und Frauen überall auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können. So entstand die größte Basisbewegung christlicher Frauen weltweit. Der Weltgebetstag 2024 kommt aus Palästina und steht unter dem Motto „…durch das Band des Friedens“.
Allein im Oldenburger Land finden in diesem Jahr mehr als 60 Gottesdienste zum Weltgebetstag der Frauen statt. Rund um den 1. März werden in Deutschland Hundertausende Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder die Gottesdienste und Veranstaltungen zum Weltgebetstag besuchen.
Anfang des Jahres haben WGT-Vorstand und Komitee in Deutschland laut eigenen Angaben angesichts der dramatischen Ereignisse in Israel und Palästina seit dem 7. Oktober eine aktualisierte Version der Gottesdienstordnung erarbeitet. Auch das Plakat, Postkarten und Einladungsflyer mit dem Motiv einer jungen palästinensischen Künstlerin wurden geändert, da der Vorwurf, sie sei Hamas-freundlich, nicht ausgeräumt werden konnte. Die neuen Erläuterungen sollen jetzt dazu beitragen, die Worte der palästinensischen Christinnen trotz aller Spannungen hörbar zu machen.“
Vorbereitungen zum Weltgebetstag
Die Vorbereitungen zum Weltgebetstag sind in jedem Jahr gleich, erklärt Andrea Gärtig, Diakonin und Referentin für gemeindebezogene Frauenarbeit der Evangelischen Frauenarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Es gibt ein Themenland, das vom Internationalen WGT-Komitee langfristig für ein Jahr festgelegt wird. Auf der internationalen WGT-Konferenz 2017 in Brasilien ist das palästinensische Komitee ausgewählt worden, die Liturgie für 2024 zu schreiben. Dieses Land hat dann die Aufgabe, diese Ordnung zu entwickeln und zu gestalten.
Im Anschluss werde die Gottesdienstordnung übersetzt, in alle Länder des WGTs verschickt, und dort nochmals in die jeweilige Landessprache übersetzt. Über das deutsche WGT-Komitee findet die Ordnung dann ihren Weg in die einzelnen Kirchengemeinden und zu den Mitarbeitenden, so Gärtig.
In der oldenburgischen Kirche beginnt immer im Oktober die „WGT-Saison“ mit der ersten Vorbereitung für das Ökumenische Team, das verantwortlich ist für die Durchführung der großen Werkstätten im Januar.
Nach dem grauenhaften Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 und den katastrophalen Auswirkungen sei in den WGT-Gruppen in ganz Deutschland eine große Unruhe entstanden, auch in den Gruppen im Oldenburger Land, so Andrea Gärtig. „Viele Gespräche, besonders mit den Vorstandsfrauen auf allen Ebenen haben stattgefunden, es gab ermutigenden Zuspruch und natürlich auch viele kritische Äußerungen und auch Sorgen.“
Eine der wichtigsten Aufgaben des Weltgebetstages ist laut Gärtig, die Stimme der Frauen aus dem aktuellen Weltgebetstagsland hörbar zu machen, ihnen in geschwisterlicher Solidarität zuzuhören, nahe zu sein und ihre Botschaft zu respektieren, wie es im Leitbild des deutschen Komitees heißt: „Wir hören auf Frauen, lernen voneinander, beten miteinander und erheben unsere Stimme – als christliche Frauen unterschiedlicher Herkunft, Generationen und Konfessionen.“
Das deutsche Leitbild folgt dem internationalen WGT-Motto „Informiert beten – betend handeln“ (Informed Prayer - Prayerful Action). In diesem Jahr lädt das deutsche WGT-Komitee gemeinsam mit rund 150 weiteren nationalen Komitees dazu ein, den Erfahrungen der palästinensischen Christinnen aufmerksam und aktiv zuzuhören – ihre Glaubenszeugnisse stehen im Mittelpunkt der Gottesdienste. „Dazu laden wir auch in diesem Jahr ein – Beten, wenn nicht jetzt, wann dann!“, so Gärtig.
„Das deutsche WGT-Komitee ist sich angesichts der deutschen Geschichte der besonderen Verantwortung und Herausforderung bewusst“, heißt es im Gottesdienst-Begleitheft weiter. „Wir stellen uns nach 1994 jetzt zum zweiten Mal der Aufgabe mit dem Ziel, auch 2024 die Stimmen von Frauen aus Palästina und ihre Sehnsucht nach Frieden hörbar zu machen, weil wir ihre Sehnsucht teilen – in Frieden zu leben ist ein Menschenrecht. Das deutsche Komitee hofft, dass der Weltgebetstag 2024 dazu beiträgt, das Band des Friedens weltweit, in Palästina, im Nahen Osten und bei uns in Deutschland enger zu knüpfen.“
Intensive Vorbereitung im Oldenburger Land
Um ausreichend Zeit für Gespräche zu haben, wurden in diesem Jahr die Werkstätten zur Vorbereitung der WGT-Gottesdienste um eine Stunde verlängert: „Das war genau richtig, denn es brauchte mehr an Informationen, um gut vorbereitet in die Gottesdienste zu gehen, auch Zeit zu haben für Austausch und Ermutigung,“ so Andrea Gärtig. „In drei großen Werkstätten haben wir uns ausführlich mit Informationen zum Konflikt zwischen Israel und Palästina auseinandergesetzt und die lange schmerzliche Geschichte der beiden Völker wahrgenommen. Kreative Angebote und Elemente zur Gottesdienstordnung passen in diesem Jahr nicht zum Format. Das war die übereinstimmende Meinung.“, berichtet Andrea Gärtig.
Gärtig betont mit Nachdruck die Idee des WGT: „Das Leben der Frauen ist Ausgangspunkt in jedem WGT in jedem Jahr. Wie ein Scheinwerfer, der auf das Land zeigt: schaut genau hin, was verbindet uns, was trennt uns und wo braucht es uns, im Handeln und im Gebet. Der Tag ist ein Hoffnungszeichen, viele Menschen besuchen den Gottesdienst. Es ist so wichtig, durch die Anwesenheit Solidarität zu zeigen.“
Kollekten sind wichtiger Bestandteil
Die Kollekten des WGT sind dazu bestimmt, nötige Projekte zu finanzieren. Der Großteil der jährlichen Kollekten und Spenden aus Deutschland kommt Frauen- und Mädchenprojekten auf der ganzen Welt zugute. Seit 1975 konnten so über 6.000 Projekte in rund 150 Ländern weltweit mit über 77 Millionen Euro unterstützen.
Dass Gespräch mit Andrea Gärtig hat Bärbel Romey geführt.
Weitere Informationen finden Sie unter: https://weltgebetstag.de/
Hier finden Sie eine Liste mit Gottesdiensten und Veranstaltungen zum Weltgebetstag der Frauen 2024 (PDF) im Oldenburger Land.