Beim Eintreten in den großen Raum verweilte der Blick als erstes auf der dekorierten Mitte. Wie gewohnt und vertraut war der freie Platz zwischen den Stühlen mit den passenden Utensilien zum Weltgebetstag (WGT) in diesem Jahr geschmückt. Anders jedoch zeigte sich die Aufteilung der Stühle. Kein enger Stuhlkreis, sondern weit auseinander hinter Tischen platziert, die Devise lautete Abstand halten und Maske tragen! Nur 20 Teilnehmende nahmen am Freitag, 14. Januar, an der Vorbereitung für den Gottesdienst am Weltgebetstag im März im Ev. Gemeindehaus der Versöhnungskirche in Oldenburg teil. Ein digitales Treffen fand am darauf folgenden Sonnabend statt.
„Alles ist anders“, sagte Organisatorin Andrea Gärtig. Doch war es der Diakonin und Referentin für gemeindebezogene Frauenarbeit der Evangelische Frauenarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg gelungen, die vertraute WTG-Atmosphäre herzustellen. Gemeinsam mit ihrem Team stellte sie das Programm vor. Der Weltgebetstag ist die größte weltweite ökumenische Basisbewegung christlicher Frauen. Das Motto lautet: „Informiert beten – betend handeln“. Begeistert und voller Vorfreude auf die Durchführung des WTG begannen die Frauen die Lieder aus der Ordnung zu singen. „Eingängig und sehr schön“ fand Kirchenmusikerin Insa Meier.
Die Gottesdienstordnung für den WGT am Freitag, 4. März, haben Frauen aus England, Wales und Nordirland vorbereitet. Auf der internationalen Konferenz 2017 in Brasilien waren England, Wales und Nordirland (EWNI) als Weltgebetstagsländer für 2022 ausgewählt worden. Im November 2018 kamen 33 Frauen zwischen 23 und 84 Jahren aus verschiedenen Konfessionen, Ethnien und mit den unterschiedlichsten Berufen zusammen, um gemeinsam die Liturgie und die Ländermaterialien zu entwickeln. Der Prozess bedeutet für die Verfasserinnen der Gottesdienstordnung Hoffnung. Sie fragen: Wer fühlt sich in unseren Ländern wie im Exil? Dazu lassen sie drei Frauen aus England, Wales und Nordirland zu Wort kommen, die ihre Geschichte und ihre Hoffnung teilen. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht ein Vers aus dem Brief des Propheten Jeremia an die Exilierten in Babylon: Jer. 29,11,ff.: „…ich will euch Zukunft und Hoffnung geben“
Länder, Menschen und Schwerpunkte
Dorle Robbe, Anne Kress und Sarah Siebert vom Organisationsteam berichteten über die Geschichte der Länder, Situation der Kirchen und mehr. Die Schwerpunktthemen sind in diesem Jahr Armut, Gewalt gegen Frauen, Behinderung und Einsamkeit.
Bei allen Gemeinsamkeiten hat jedes der drei Länder des Vereinigten Königreichs seinen ganz eigenen Charakter: England ist mit 130.000 Quadratkilometern der größte und am dichtesten besiedelte Teil des Königreichs – mit über 55 Millionen Menschen leben dort etwa 85% der Gesamtbevölkerung. Seine Hauptstadt London ist wirtschaftliches Zentrum sowie internationale Szene-Metropole für Mode und Musik.
Die Waliserinnen und Waliser sind stolze Menschen, die sich ihre keltische Sprache und Identität bewahrt haben. Von der Schließung der Kohleminen in den 1980er Jahren hat sich Wales wirtschaftlich bisher nicht erholt.
Grüne Wiesen, unberührte Moorlandschaften, steile Klippen und einsame Buchten sind typisch für Nordirland. Jahrzehntelange gewaltsame Konflikte zwischen den protestantischen Unionisten und den katholischen Republikanern haben bis heute tiefe Wunden hinterlassen.
Beim Vorbereitungstreffen diskutierten die Frauen zur Vertiefung in kleinen Murmelgruppen. Workshops in der üblichen Form konnten in diesem Jahr nicht angeboten werden. Alle Themen wurden dann im Plenum bearbeitet.
Andrea Gärtig erklärte das Bild zum Weltgebetstag 2022 mit dem Titel „I Know the Plans I Have for You“, es stammt von der Künstlerin Angie Fox. Zu sehen sind mehrere Symbole, die die Themen der Gottesdienstordnung abzubilden: Eine offene Tür zu einem Weg über eine endlos offene Aussicht steht für Freiheit. Die zerbrochenen Ketten stehen für Gerechtigkeit. Gottes Frieden und Vergebung stellen die Friedenstaube und eine Friedenslilie dar, die das Pflaster durchbricht. Über allem wölbt sich ein Regenbogen als Symbol für die überragende Liebe Gottes.
Andrea Gärtig blickt voller Zuversicht auf den Weltgebetstag in diesem Jahr und die folgenden Jahre. „Der Tag verändert sich. Durch Corona sind viele neue Ideen entstanden. Digitaler Umgang spricht neue Menschen an, daraus erfolgt eine breitere Aufstellung der Mitmachenden sowie Besuchenden. Das macht mir Mut.“ Wichtig seien für sie darüber hinaus die vielen interessanten Informationen, Filme und Bilde über die Länder und Menschen, die Jahr für Jahr veröffentlicht werden.
Seit über 100 Jahren macht die Bewegung sich stark für die Rechte von Frauen und Mädchen in Kirche und Gesellschaft. Über Länder- und Konfessionsgrenzen hinweg engagieren sich Frauen für den Weltgebetstag. Rund um den 4. März werden allein in Deutschland hunderttausende Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder die Gottesdienste zum Weltgebetstag und Veranstaltungen in Präsenz und online besuchen.
Ideen für die verschiedenen Gottesdienste
Der Regenbogen vom Titelbild und seine Farben spiegeln sich in vielen dekorativen Ideen wider. In Kerzen, auf Plakaten, in Stoffen, die von Tischen vor dem Altar fallen können. Die Teilnehmerinnen trugen ihre Ideen zusammen, wie in diesem Jahr Gottesdienst gefeiert werden kann. Weiterhin regten sie an, kleine Tüten vorzubereiten, die mitgenommen werden können. Gefüllt zum Beispiel mit Keksen, Samentüten, einem Segensband, der Gottesdienstordnung und einer Spendentüte.
Kurze Gottesdienste können sehr gut im Freien gefeiert werden, wenn die Kirche oder Räume sich nicht eignen. Wer einen eigenen Gottesdienst aufzeichnen oder streamen möchte oder weitere Ideen sucht, findet passende Anleitungen auf der Homepage: https://weltgebetstag.de/aktuelles/news/verwendung-von-wgt-material-onlineprint/.
Der Gottesdienst zum WGT kann auf Bibel-TV oder über YouTube mitgefeiert werden. Zu sehen ist der 60-minütige Gottesdienst im Fernsehsender Bibel TV am Freitag, 4. März, um 19 Uhr, Wiederholung am Samstag, 5. März, 14 Uhr und Sonntag, 6. März, um 11 Uhr.
Parallel läuft eine große Online-Premiere des Gottesdienstes über den YouTube-Kanal sowie die Facebook-Seite des WGT.
Kollekten und Spenden
Auch in Coronazeiten ist das Sammeln von Spendengeldern ausgesprochen wichtig. Die Kollekten und Spenden stärken Frauen weltweit! Gastfreundschaft, Gebete und Erfahrungen: Beim Weltgebetstag teilen Menschen rund um den Erdball solidarisch und auf Augenhöhe miteinander. Ein wichtiges Zeichen dieser Solidarität mit Frauen und Mädchen weltweit ist die Kollekte aus den Gottesdiensten. Der Großteil der jährlichen Kollekten und Spenden aus Deutschland kommt Frauen- und Mädchenprojekten auf der ganzen Welt zugute. Seit 1975 konnten wir so über 6.000 Projekte in rund 150 Ländern weltweit mit mehr als 77 Millionen Euro unterstützt werden.
Viele Informationen und Ideen stehen im Internet: https
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>Ein Beitrag von Bärbel Romey.