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Die meisten Familien kennen die Situation: das neugeborene Baby ist auf der Welt, die Freude ist riesig, aber nichts geht mehr – der ganz normale Wahnsinn einer Wochenbett-Familie. Das Baby schreit, niemand kauft ein, das Geschwisterkind ist eifersüchtig und der besorgte Vater hat keinen freien Urlaubstag mehr. Gut, wenn in dieser Situation die Familie oder Freundinnen und Freunde aushelfen und unterstützen können. Doch was machen junge Familien, die nicht auf diese Unterstützung bauen können?
 
Wer keine Hilfe hat, bekommt sie von „wellcome“. Seit sieben Jahren gibt es „wellcome“ auch in Oldenburg. Das Projekt ist ein Angebot der Evangelischen Familienbildungsstätte Oldenburg und finanziert sich aus Spenden und Zuschüssen. Über 150 Familien in Oldenburg durften sich seit 2007 über die Hilfe von „wellcome“ freuen. Seit 2009 wird dieses Projekt überwiegend durch die Oldenburger Horst-Heißenbüttel-Stiftung gefördert. Jährlich unterstützt die Stiftung das Projekt mit 7.000 Euro.
 
2002 wurde das Projekt „wellcome“ mit Teams in Norderstedt und Hamburg ins Leben gerufen. Inzwischen sind weit über 200 wellcome-Teams mit mehr als 2.500 Ehrenamtlichen bundesweit aktiv.
 
Die Unterstützung durch die Ehrenamtlichen ist zwar für die Familien nicht kostenfrei, aber am Geld soll die Hilfe nicht scheitern, betont Karola Mehrhardt, die zuständige wellcome-Koordinatorin bei der Evangelischen Familienbildungsstätte Oldenburg. Wer die finanziellen Möglichkeiten von fünf Euro pro Stunde nicht aufbringen könne, erhalte die Hilfe zum ermäßigten Preis, dank der Unterstützung durch die Horst-Heißenbüttel-Stiftung. „So sollen alle Familien angesprochen werden“, betont Mehrhardt. Voraussetzungen für die Inanspruchnahme sei ein Kind im Haushalt der Familie im ersten Lebensjahr und der Wohnort in Oldenburg.
 
Alles Weitere werde nach den Bedürfnissen der jeweiligen Familieindividuell abgesprochen. Die Wünsche seien vielfältig, denn die Familienstrukturen reichten von Alleinerziehenden bis zu Familien mit mehreren Geschwisterkindern und Zwillingen, so die wellcome-Koordinatorin.
 
Rund 20 ehrenamtliche wellcome-Mitarbeiterinnen kommen in Oldenburg zum praktischen Einsatz. Da wird unterstützt bei der Versorgung des Säuglings oder es werden die Geschwisterkinder betreut. Die Ehrenamtlichen begleiten auch zum Kinderarzt oder gehen mit dem Kinderwagen spazieren, damit die Mutter mal zum entspannten Duschen oder Schlafen kommt. „Sie hören einfach mal zu oder nehmen der Mutter den schreienden Säugling für eine Weile ab“, berichtet Mehrhardt. „Wie ein guter Engel!“
 
Zu den rund 20 ehrenamtlichen wellcome-Mitarbeiterinnen in Oldenburg gehört seit 2007 auch Almuth Lindena. Die 66-Jährige hat selbst drei Kinder und ist vierfache Großmutter. In den vergangenen Jahren hat sie nahezu 20 Familien unterstützt. Zweimal pro Woche hilft sie ca. 1,5 bis 2 Stunden, geht mit den Säuglingen spazieren und verschafft den Müttern so etwas freie Zeit. Die Mütter seien sehr dankbar, dass sie sich für diese kurze Zeitspanne etwas vornehmen könnten, so Lindau. Manchmal gehe es einfach nur um richtig ausschlafen. Wichtig ist es Lindena, dass es um eine begrenzte Hilfestellung geht, meist nur über zwei bis drei Monate. Denn das Projekt wolle und dürfe keine Konkurrenz zu Tagesmüttern darstellen.
 
Große Freude bereitet das ehrenamtliche Engagement auch Anke Prager-Herr. Seit anderthalb Jahren ist sie dabei und bekommt von den Familien, die sie unterstützt „auch sehr viel zurück“. Die 64-Jährige hat selbst eine erwachsene Tochter und ein älteres Enkelkind. Zurzeit unterstützt sie eine alleinstehende Mutter, die zwei ältere Kinder und einen vierwöchigen Säugling hat. Dass diese Mutter zum Beispiel einmal entspannt in die Badwanne gehen könne, ohne sich Sorgen um die drei Kinder machen zu müssen, sei für sie Motivation genug, so Prager-Herr.


Damit auch Familien, die sich die Kosten von fünf Euro pro Stunde nicht leisten können, Unterstützung erfahren, fördert die Horst-Heißenbüttel-Stiftung seit 2009 das Projekt „wellcome“ mit jährlich 7.000 Euro. Der ehemalige Oldenburger Unternehmer Horst Heißenbüttel möchte Not in der Region um Oldenburg lindern. Er selbst habe ein zufriedenes und glückliches Leben erfahren dürfen, so Heißenbüttel bei einem Treffen mit ehrenamtlichen wellcome-Mitarbeiterinnen am Dienstag, 27. Mai, in Oldenburg. „Dort, wo trotz großer Not immer häufiger andere Hilfen versagen“, springe die von ihm gegründete gemeinnützige kirchliche Stiftung ein, in enger Zusammenarbeit mit der Diakonie, erklärte Heißenbüttel. Häufig unterstütze die Horst-Heißenbüttel-Stiftung Projekte und Institutionen, die sonst wenig Aufmerksamkeit bekämen.

„Zahlreiche Menschen leben auf der Sonnenseite des Lebens, andererseits gibt es viele auch hier in unserem Umfeld, die – aus welchen Gründen auch immer – die Schattenseiten des Lebens erfahren müssen. Hier hat meine Stiftung die Kraft zu helfen“, so der frühere Unternehmer.

Für weitere Infos:
www.horst-heissenbuettel-stiftung.de 
www.wellcome-online.de 

Horst Heißenbüttel (Mitte) mit ehrenamtlichen wellcome-Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiterinnen der Evangelischen Familienbildungsstätte Oldenburg. Fotos: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Praktische Hilfe für Familien nach der Geburt (von li. nach re.): Almuth Lindena, wellcome-Koordinatorin Karola Mehrhardt und Anke Prager-Herr.