Das diesjährige ökumenische Treffen der Nordwestgruppe der Gemeinschaft der evangelischen Kirchen in Europa (GEKE) fand auf Borkum statt. Gastgeberin war die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz in Leer. Neben den protestantischen Kirchen aus Belgien, den Niederlanden und Luxemburg sowie den Methodisten nahmen auch die EKD-Gliedkirchen aus Lippe, Oldenburg, Rheinland und Westfalen teil. Für den Kontakt zur Geschäftsstelle der GEKE aus Wien sorgte Pfr. Dr. Bernd Jäger.
Besonders intensiv wurden Informationen zu aktuellen Entwicklungen in den Nordwestkirchen ausgetauscht. So haben etwa die Belgier die Zulassung von homosexuellen Pastoren und Pastorinnen beschlossen, die Luxemburger haben die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare eingeführt. Die Niederländer und Methodisten berichteten von ihren ersten Erfahrungen mit neuartigen Gemeindekonzepten (Pionieren). Die deutschen Kirchen sprachen über ihren relativen Relevanzverlust und den Aufbau von säkularökumenischen Kontaktflächen zur Gesellschaft.
Das Hauptthema war allerdings die Frage nach einer Theologie der Diaspora. Dr. Christian Witt aus Wuppertal referierte dafür den Stand des Studienprozesses, wie er sich nach den letzten GEKE-Konsultationen in Rom darstellt. Neben der Klärung des Begriffes der Diaspora auf verschiedensten Ebenen galt das Augenmerk der Bestandsaufnahme, was denn die GEKE- Kirchen alles unterschiedlich als Diaspora bezeichnen?
Die Delegierten stellten auch die Frage, ob der Diasporabegriff evtl. mit einer öffentlichen Theologie, mit der sich auch kleine Minderheitenkirchen gesellschaftlich zu Wort melden könnten, zu verbinden ist?
Dabei wurde deutlich, dass schon Kleinstkirchen in Süd- oder Osteuropa, Südosteuropa oder Benelux ganz verschieden agieren, je nachdem, ob man sich gefährdet sieht, sich abschottet oder positiv als Elite wahrgenommen wird. Auch wurden Fragen erörtert, ob traditionelle Diasporazusammenhänge wie Nation, Herkunft, Brauchtum, Auslandsmission, Bildungsarbeit usw. überhaupt geeignet sind, neueren Transformationsentwicklungen zwischen Gesellschaften und Kirchen nachzukommen.
Der Studienprozess der GEKE zur Theologie der Diaspora soll 2017 mit einer Studie schließen.
Zuletzt besuchten die Delegierten die Johannes A. Lasco-Bibliothek in Emden, wo Emden als Reformationsstadt gewürdigt wurde. Die Tagung endete mit einem lutherisch gefeierten Abendmahlsgottesdienst in der ehrwürdigen Schweizer Kirche der reformierten Kirche. Nächstes Jahr ist die oldenburgische Kirche Gastgeberin der Nordwestgruppe der GEKE.
Ein Beitrag von Pfr. Dr. Oliver Dürr.