In vielen Kirchen sind die ersten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach fester Bestandteil vorweihnachtlicher Einstimmung. Am 4. Adventssonnabend lauschten zahlreiche Besucherinnen und Besucher 90 Minuten lang dem so noch nie aufgeführten Oratorium mit Jazz-Resonanzen in der Ohmsteder Kirche in Oldenburg.
Das besondere Zusammenspiel von Chor und Saxophonisten begeisterte Akteure und Besucher gleichermaßen. Die Idee von Landesmusikdirektorin Beate Besser eines Weihnachtsoratoriums mit Jazz-Resonanzen gipfelte in diesem wunderbaren Konzert. Der anhaltende und begeisterte Beifall des Publikums bewies, dass Musiker, Solisten und Chor die Erwartungen weit übertroffen hatten.
Das Ohmsteder Vokalensemble mit 50 Vokalisten aus Kirchengemeinden im Landkreis und der Stadt Oldenburg bildete den stimmlichen Kern des Oratoriums. Mit ihren ausdrucksstarken Stimmen überzeugten die Solisten, Sophia Maeno (Alt) aus Schwerin, Ute Engelke (Sopran) aus Hannover, Johannes Kaleschke (Tenor) aus Stuttgart und Werner Kraus (Bass) aus Westerstede. Begleitet wurden sie an der Orgel von Karl-Ernst Went. Weiterhin sangen Mitglieder des Kinderchores an der Ohmsteder Kirche, die von Stephania Lixfeld auf das Konzert vorbereitet worden waren.
Herausragend an der Aufführung war das Zusammenspiel mit Chor und Solisten durch die musikalische Begleitung der Westfälischen Saxophoniker. Obschon die Musiker Neuland mit Bachs Weihnachtsoratorium (Kantaten 1-3) betraten, realisierten sie eine großartige Fassung des Bachschen Klassikers. Drei Sopran-Saxophone, drei Alto-Saxophone, Tenor-, Bariton- und Kontrabass-Saxophon sowie Kesselpauken gestalteten den Part des Barockorchesters. Eingeschobene Jazz-Adaptionen übernahmen Bachs Melodien und Harmonien und schlugen Brücken zu heutiger Musik. Improvisationen verbanden die Freiheit des spontanen Ausdrucks mit der Strenge Barocker Harmonieabfolgen.
Nicht alle Sätze wurden durch das Saxophonensemble begleitet. So sang der Chor die Choräle a capella, was den Aspekt einer möglichen Gemeindebeteiligung unterstrich. Die Rezitative wurden nur von der Orgel begleitet, die bei den anderen Stücken schwieg. Dadurch wurden die Klangebenen klar getrennt hörbar. Das Publikum folgte gebannt dem Geschehen im Altarraum der Kirche.
Nach der Aufführung wurden Chor, Orchester und Solisten mit Ovationen vom Publikum verabschiedet und erfreuten noch einmal mit einer Zugabe des Schlusschores, diesmal mit einem eingefügten Jazz-Teil.
Andreas Bootz bedankte sich bei den Mitwirkenden und dem Publikum. Der Leiter der Westfälischen Saxophoniker hatte die Arrangements und die Neukompositionen, teils mit Unterstützung durch weitere Musiker, erstellt. Er sei total inspiriert, wir alle haben etwas Neues gelernt", sagte er begeistert. Ein Musikerkollege äußerte spontan: Sofort sind wir wieder dabei. Wann? Morgen?"
Mit positivem Feedback antworteten auf die Frage nach ihrem Empfinden auch die Sängerinnen und Sänger: Wunderbar und intensiv, ein Erlebnis, neu, spannend, super, eine Welturaufführung." Die Stimmung des Publikums kam bei dem Chor gut an, viele singen das Weihnachtsoratorium seit Jahren, denn ohne gehts nicht", doch sei diese Version etwas ganz Besonderes. Durch die Instrumente ist Power entstanden und dennoch sind wir nah an Bach geblieben. Es hatte schon bei der ersten Probe gefunkt."
Gefunkt hatte es ebenfalls bei den vier Solisten, die sich begeistert äußerten. Ich bin sofort wieder dabei, sagte Sophia Maeno. Sie kennt Beate Besser schon lange und weiß, dass mit ihr immer so gute Sachen entstehen.
Großes Lob sprach Beate Besser nach dem Konzert den Mitwirkenden aus: Die Musiker waren richtig Klasse. Dazu die Solisten, das waren alle tolle Profis. Die Dirigentin und Landeskirchenmusikdirektorin der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg hatte die Idee zu diesem Konzert schon seit einigen Jahren und freut sich, dass die Westfälischen Saxophoniker die Herausforderung angenommen haben.
Super zufrieden", äußerte sich auch Pfarrerin Brigitte Gläser, Leiterin der Akademie der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und Mit-Veranstalterin. Dabei hob sie das spannende Aufeinandertreffen von Vertrautem und Unerwartetem hervor. Uns ist es gelungen, neue Wege zu gehen und dabei das Alte zu würdigen. Dies steht ja Kirche und Theologie gut an. Wie sich die Musiker und Sänger dabei aufeinander eingelassen haben, war Kunst und sehr schön. Dass die Premiere vom Publikum so angenommen wurde, freut mich besonders, so Gläsers Fazit.
Ein Beitrag von Bärbel Romey.