Vielleicht zum ersten Mal überhaupt wurde das Weihnachts-Oratorium von J.S.Bach auf dem Evangelischen Kirchentag und damit außerhalb der Advents- und Weihnachtszeit aufgeführt. Das Ohmsteder Vokalensemble hat dieses Experiment unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektorin Beate Besser am 26. Mai in Berlin gewagt. Zur Aufführung gelangte dabei die in Oldenburg bereits zweimal präsentierte Fassung mit Jazz-Resonanzen, bei der die Westfälischen Saxophoniker (Leitung: Andreas Bootz) den Orchesterpart und die Jazz-Passagen gestalten. Die Solopartien übernahmen Sophia Maeno (Alt) aus Schwerin und Jörn Lindemann (Tenor) aus Braunschweig.
So überraschend wie die Wahl dieses Oratoriums auf den ersten Blick sein mag, der Inhalt liegt nahe bei der Losung des Kirchentages („Du siehst mich“). Einer der ausgewählten Texte ist die Begegnung von Maria und Elisabeth, beide in Erwartung besonderer Kinder. Das Weihnachts-Oratorium erzählt die Geburt des einen und wendet damit die Losung um: Gott wird sichtbar.
Diese Botschaft auch mitten im Jahr sprechen zu lassen, war das Anliegen dieser Aufführung. Davon haben sich Kirchentagsbesuchende offenbar ansprechen lassen, denn die Kirche am Hohenzollernplatz war bis auf den letzten Platz gefüllt. Am Ende gab es begeisterten Applaus und Stimmen sowohl aus dem Publikum als auch aus dem Chor bestätigten, dass sie der Text noch einmal ganz anders und auf sehr besondere Weise direkt angesprochen habe. Dem konnte sich auch Beate Besser anschließen und das Projekt damit als rundum gelungen bezeichnen.