In seiner Weihnachtsbotschaft appelliert der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Bischof Thomas Adomeit, an mehr Solidarität unter uns Menschen:
„Gerade mit Advent und Weihnachten sind viele Verheißungen verknüpft: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Wir hoffen darauf, dass das endlich Wirklichkeit wird … Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.
So viel hätten wir uns in diesem Jahr an Weihnachten anders gewünscht: Viele Menschen sind müde und erschöpft nach der langen Zeit im Ausnahmezustand der Pandemie. Unsere Nerven liegen blank, wir sind verunsichert von den Prognosen zur Entwicklung der Infektionszahlen und wir ringen um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Wir bräuchten so dringend eine Oase der Ruhe und der Geborgenheit sein, wo doch um uns herum die Welt in Unfrieden ist.
Doch die Botschaft von Weihnachten ist eine Botschaft der Solidarität unter uns Menschen. Das Volk, so schreibt Titus im weihnachtlichen Predigttext, soll darauf aus sein, gute Werke zu tun: eifrig, besonnen und gerecht.
Ich denke an Afghanistan; das Land, das uns 20 Jahre wichtig war: Die Frauen und Mädchen dort, die Ortskräfte, die sich für Demokratie und Bildung in ihrem Land eingesetzt haben – sie fürchten um ihr Leben, ihre Zukunftsaussichten. Und wir tragen für ihr Leid eine Mitverantwortung.
Ich denke an die Menschen an der polnisch-belarussische Grenze. Dass es nach Entspannung aussieht, weil ein menschenfeindliches Regime die Flüchtlinge von der Grenze wieder wegbringt, wollen wir nur zu gerne glauben – und wissen es besser.
Ich denke an die Menschen, die nach wie vor in den Flüchtlingslagern in Griechenland ausharren müssen – ohne eine Perspektive.
Ich denke an all die Menschen, die noch immer den lebensbedrohlichen Weg über das Mittelmeer auf sich nehmen, um zu überleben.
Ist das alles besonnen und gerecht?
Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd, arm und reich, Groß und Klein, Jung und Alt, bunt oder blass – dies ist die große, die wichtigste Bedingung für ein Leben im friedlichen Miteinander und im Einklang mit Gottes Schöpfung.
Ich kann darauf warten, dass Gott seine Verheißungen erfüllt und endlich seine Herrschaft aufrichtet. Ich kann aber auch hingehen und anfangen, das Reich Gottes zu bauen in dieser Welt: in meiner Familie, an meinem Wohnort, in unserem Land – ja, auch weltweit.
Die Hirten damals auf dem Feld bei Bethlehem, die hätten ja auch sitzen bleiben und auf den Messias warten können. Aber sie haben sich auf den Weg gemacht, weil sie die Erwartung hatten, ihn wirklich in dieser Krippe im Stall von Bethlehem zu finden.
Gott hat sich auf den Weg gemacht bis in die Krippe, in unsere Welt, in unser Wohnzimmer, direkt vor unser Herz. Den letzten Schritt, den einen, aber ganz wichtigen Schritt, müssen wir gehen – das Herz öffnen und ihn einlassen. Gesegnete Weihnachten.“