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Weihnachten sei und bleibe inmitten aller Widersprüche das Fest der aufgeregten Erwartung – mit Gott, so der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit in seiner Predigt am Heiligen Abend. Gott sei angekommen und zuhause. Die Menschen könnten, wenn sie dem Kind in der Krippe trauten, das wahre Leben gewinnen, betonte der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg in der Christnacht in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche.
 
Viele Menschen ziehe es zu Weihnachten in die Ferne, sagte Bischof Thomas Adomeit in seiner Predigt (zu Sacharja 2,14-17). Die Kanarischen Inseln, Spanien, die Dominikanische Republik, Mallorca oder Südafrika – das seien seit einigen Jahren die beliebtesten Reiseziele der Deutschen in den Weihnachtstagen. Es habe den Anschein, dass die Menschen Urlaub von Weihnachten machten, so Adomeit. Vielleicht versuchten sie dem Kitsch, dem Rummel, dem familiären Streit zu entkommen. „Und so sind wir unterwegs, ein bisschen nach Hause, ein bisschen auf der Flucht, ein bisschen in den Urlaub.“
 
Doch Weihnachten ist laut Bischof Adomeit ohne Anstrengungen nicht zu finden, es ist keine Frage des geographischen Ortes. Vor dem Trubel, dem Kitsch, vor enttäuschten Erwartungen könnten die Menschen fliehen. „Aber vor Weihnachten können wir nicht fliehen. Wir können nicht fliehen vor unserer Sehnsucht und unseren Träumen. Die sind einfach in uns. Wir können nicht fliehen vor dem, worauf es an Weihnachten ankommt, selbst wenn wir es versuchen“, so Adomeit.
   
Die Menschen könnten auch versuchen, vor Enttäuschungen zu fliehen, vor wichtigen Beziehungen. Flucht sei auch möglich „vor der Verantwortung, vor der Wahrheit und vor der Erkenntnis, dass wir in unserem Wohlstand auch auf Kosten anderer leben, denen oft das Mindeste zum Leben fehlt.“ Zehn Prozent der Menschen lebten weltweit in bitterer Armut, so Adomeit. Der Libanon, Jordanien oder die Türkei würden Millionen von Flüchtlingen aufnehmen und in Deutschland und in Europa blieben die Menschen in Grundsatzdiskussionen stecken. „Weit über 600 Kinder in Oldenburg leben von Hartz IV und für all die schicken SUVs werden Sonderschichten gefahren“, kritisierte Bischof Adomeit. Die Menschen könnten sogar weglaufen vor ihren eigenen Werten. „Seit es uns Menschen gibt, versuchen wir, vor uns selbst und vor Gott Reißaus zu nehmen.“
 
Doch irgendwann heiße es, anzukommen und sich der Wahrheit zu stellen. Die Weihnachtsbotschaft mache deutlich: „Wir können vor Gott nicht weglaufen. Gott holt uns ein.“ Weihnachten halte den großen Traum wach, „dass wir zusammengehören. Gott hat uns geschaffen, um mit uns zu leben. Mit uns Reichen und uns Armen, mit uns Frauen und uns Männern, mit uns Schwarzen und uns Weißen, mit uns Ängstlichen und uns Mutigen, mit uns Ankommenden und uns Reisenden“, so Bischof Adomeit.
   
Nicht die Menschen machten sich zu Weihnachten auf die Reise, sondern Gott – auf die Reise zu den Menschen. „Nicht wir jagen der Sehnsucht hinterher, sondern die Sehnsucht ist längst erfüllt und wohnt bei uns!“ Nicht die Menschen feierten Weihnachten, „sondern Weihnachten feiert uns, das Leben, Gott ist angekommen“, betonte Bischof Thomas Adomeit.
   
Gott habe etwas dagegen, „dass wir Menschen ohne ihn leben wollen, darum kommt er selber und lebt mit uns. Er hat etwas dagegen, dass wir Menschen dem Tod verfallen sind. Darum stirbt er am Ende selber den Tod, damit auch wir als Gottes Kinder leben und durch den Tod geleitet werden. Mehr geht nicht.“
 
Hier finden Sie den vollen Wortlaut der Weihnachtspredigt von Bischof Thomas Adomeit im Format PDF.

Christnacht in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche. Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Christnacht in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche. Alle Fotos: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Die Predigt hielt Bischof Thomas Adomeit.
Synodenpräsidentin Sabine Blütchen wirkte als Lektorin im Gottesdienst mit.
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Capella St. Lamberti und Kirchenmusikdirektor Tobias Götting (Leitung und Orgel).