Zum Hauptinhalt springen

Auf den Weltgebetstag (WGT) am Freitag, 3. März, hatten sich wochenlang viele Christinnen verschiedener Konfessionen vorbereitet. Sie bearbeiteten in Vorbereitungstreffen sowie in Seminaren und an Studientagen in Oldenburg, Delmenhorst, Sande, Vechta und Cloppenburg das diesjährige Thema „Was ist denn fair?“. Die intensive Planung und Gestaltung gipfelte an diesem bedeutenden Frauentag in dem Höhepunkt eines Gottesdienstes, zu dem traditionell alle Frauen und Männer der Gemeinden eingeladen waren. 

Das gelungene Miteinander der Frauen zeichnet die ökumenische Zusammenarbeit der Weltgebetstagsarbeit aus. Viele Frauen engagieren sich seit Jahren in der WTG-Bewegung, sie sind von der Idee der weltweiten Verbundenheit und Solidarität begeistert. Die lebendige Vielfalt der WGT-Gottesdienste ist ein fester Bestandteil und aus den Kirchengemeinden nicht mehr wegzudenken.

Die Liturgie des Weltgebetstags 2017 hatten Frauen der Philippinen erstellt. Das Motto „Was ist denn fair?“ diente weltweit als Grundlage für den diesjährigen ökumenischen Gottesdienst. Die Philippinen sind ein katholisch geprägtes Land mit 7.107 Inseln. Der Inselstaat ist für seine starken Gegensätze zwischen Luxus und Armut bekannt. Das Grundnahrungsmittel der Menschen ist Reis, der in großen Mengen angebaut. Doch nach der Umstellung auf sogenanntes Hybrid-Saatgut und der Verdrängung Zehntausender lokaler Reissorten sind in den vergangenen Jahren die Erträge so stark zurückgegangen, dass aus einem Exportland der größte Reisimporteur der Welt geworden ist.

 

Ausführlich hatten sich die Teams über die aktuelle soziale, wirtschaftliche und politische Situation des Landes informiert, um durch die Texte und Szenen den Besuchenden in den Gottesdiensten zu vermitteln, wie die philippinische Frauen leben.

Neben den Liedern und Gebeten steht in jedem Jahr ein Bibeltext im Mittelpunkt des WGT. Der von den philippinischen Frauen gewählte Bibeltext aus dem Matthäus-Evangelium erzählt das bekannte Gleichnis vom Weinbergbesitzer, der Tagelöhner beschäftigt und am Ende des Tages alle Arbeiter mit einer Silbermünze bezahlt. Für einen Tag Arbeit oder für eine Stunde gab es denselben Lohn. War das fair? In dem Bibeltext wird Jesus zitiert: Die Letzten werden die Ersten sein und die Ersten die Letzten.

Kollekte für die Unterstützung von Frauenprojekten in aller Welt
Die Kollekte ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil aller Gottesdienstfeiern zum Weltgebetstag. Sie ist ein sichtbares Zeichen weltweiter Verbundenheit und Solidarität. Über die Verwendung der Kollekten entscheidet jedes nationale Weltgebetstagskomitee eigenständig.

Dem Deutschen WGT-Komitee gehören zwölf verschiedene Frauenorganisationen und -verbände an, (z. B. die Ev. Frauenarbeit, Bund Ev.-freik. Gemeinden, Frauenwerk der Ev.-methodistischen Kirche, Frauenarbeit mennonitischer Gemeinden, Die Heilsarmee, Kath. Frauengemeinschaft Deutschland u.a.), die insgesamt neun unterschiedliche Konfessionen vertreten.

Der Großteil der Kollekten der Weltgebetstagsgottesdienste in Deutschland kommt Frauen- und Mädchenprojekten auf der ganzen Welt zugute. Seit 1975 konnten so über 6.000 Projekte in rund 150 Ländern weltweit mit ca. 67 Mio. Euro unterstützt werden. Näheres über Projekte und Zahlen kann im Internet nachgelesen werden: https://weltgebetstag.de/kollekte-und-transparenz

Der Weltgebetstags-Gottesdienst wurde in über 50 Kirchengemeinden im Oldenburger Land von Frauen unterschiedlicher Konfessionen individuell vorbereitet und in den Kirchen gefeiert.

Varel
Den Gottesdienst in der kath. Kirche St. Bonifatius, in Varel haben in diesem Jahr zehn Frauen vorbereitet. Sie gehören der evangelisch und katholischen Gemeinde sowie der Baptistengemeinde an. Etliche Treffen in Kleingruppen und eine Generalprobe sowie die Vorbereitung der Kaffeetafel erforderten viele Stunden Zusammenarbeit. „Wir sind eine tolle Gruppe“, sagte Erika Wichnerlek, sie ist seit über 20 Jahren im Vorbereitungsteam. Seit 30 Jahren engagiert sich Ute Strehlke, anfangs noch in der Nordkirche. Spannend finden es die Frauen, sich über andere Länder und Menschen, mit der Situation der Frauen intensiv zu beschäftigen. Sie nutzen gerne immer wieder das Materialangebot des WGT.


Im Ablauf folgten sie der Gottesdienstordnung, die sie auch den Besuchenden verteilten. Zusätzlich wurde das Gotteslob ausgegeben. „Wir haben ein bekanntes Lied gewählt.“ Zur Begleitung der Kollekte sei es leichter, das Lied „Meine Hoffnung, meine Freude“ auswendig mitzusingen, erklärte Wichnerlek.

Zum Beginn des Gottesdienstes wurden 22 Bilder von den Philippinen gezeigt und erläutert. Es ging z. B. um Wirtschaftswachstum, Luxus und Armut, Bilder von Landwirtschaft, die die Felder und alten Geräte der Kleinbauern zeigen. Die Besuchenden erhielten eine kleine Tüte mit Reis und hörten, dass das philippinische Wort für Reis Leben ist. Den Textausschnitt „Frauen fordern Gerechtigkeit“ stellte das Team im Rollenspiel dar, drei philippinische Frauen erzählten einer Journalistin über ihr Leben. Auch das Gleichnis erlebten die Besuchenden in verteilten Rollen. Gesprochene Gedanken dazu und Orgelmusik regten zum Nachdenken an. Der Organist Sören Suhr begleitete den Gottesdienst musikalisch. Im Anschluss an den Gottesdienst wurde zum Kaffeetrinken und Austausch eingeladen.

Oldenburg-Eversten
In der ev. Kirchengemeinde Nikolai in Eversten wird der WGT immer morgens gefeiert. „Damit haben die Menschen eine Chance teilzunehmen, die abends nicht mehr vor die Tür wollen“, sagt Andrea Barghoorn, die sich mit ihrem Team der ev.-luth. Kirche, der ev.-reformierten Kirche, der kath. Kirche und der Freikirche seit Jahren für einen gelungenen Gottesdienst einsetzt. Dazu gehörte das Einsingen mit den Kirchenbesuchenden, die sich die Melodie der neuen Lieder gewöhnen konnten. Die Organistinnen Wiebke Oppermann und Silke Kröger begleiteten den Gottesdienst musikalisch.

Die Besuchenden erfuhren wirtschaftliche Gegebenheiten, Informationen zum Klima und den Gegensätze zwischen Arm und Reich, sahen Bilder von Slums und Perspektivlosigkeit aber auch Traumstrände. Die verschiedenen Situationen nach der Vorgabe der Gottesdienstordnung stellte das Team im Rollenspiel und abwechselnd gesprochenen Texten dar. Aus kleinen Bastkörbchen verteilten die Frauen kleine Reissäckchen in der gut besuchten Kirche, ebenso baten sie die Besuchenden um eine Spende für die diesjährige Kollekte des WGT.

Im Gemeindesaal warteten gedeckte Tische mit philippinischen Spezialitäten. Jährlich beginnen Barghoorn und ihr Team zu Beginn des Jahres damit, sich mit dem jeweiligen Land zu beschäftigen. „Wir lernen immer dazu und das bereichert“, begründet sie. „Auf ein anderes Land zu schauen, ist spannend und dann die Verbindung zu sehen, was geschieht weltweit und hier. Was können wir bewirken? Denn es heißt ja, beten und handeln.“ Gut finden die Frauen, dass kleine Projekte vor Ort in vielen Ländern unterstützt würden.

Burhave
„Eine tolle Sache“, findet Ina Braje das regelmäßig stattfindende ökumenische Frauentreffen in Burhave. „Der Höhepunkt ist immer der Gottesdienst zum Weltgebetstag“, bestätigt Ingrid Janke. Vor dem Altar in der Ev.-luth. St.-Petri-Kirche hatte das Team die Landesfarben der Philippinen in Tüchern dargestellt, darauf verteilten sie die Requisiten für die Darstellung im Gottesdienst. „Wir wollen nicht nur informieren, sondern auch darstellen. Es ist wichtig, über den Tellerrand zu schauen. Dass der Gottesdienst von Laiinnen gemacht wird“, finden die Frauen gut. Frauen jedes Alters gehören dazu und engagieren sich. Ingrid Janke, Inge Tönjes und Christine Dubrowsky sorgten für die musikalische Begleitung. Zusätzlich liefen über einen CD-Spieler die Lieder der Gottesordnung beim Einzug des Teams zu Beginn des Gottesdienstes. Fantasievoll wurde das Land beschrieben und die entsprechenden Requisiten hochgehalten, zum Beispiel der Globus für das Land, der Sonnenschirm für das Tropenklima oder die Waage als Zeichen der Gerechtigkeit, das diesjährige Thema des WGT.

Das Leben von drei philippinischen Frauen wurde im Rollenspiel vorgestellt, ebenso die Darstellung des Gleichnisses vom Weinberg. Eine besonders schöne Darbietung präsentierte die Burhavenerin Loreen Rosendahl, als sie das Lied „Blick auf das Leben“ in der Landessprache sang, bevor es gemeinsam in deutscher Sprache gesungen wurde. Nach dem Gottesdienst fand im Gemeindehaus ein intensiver Austausch über das Erlebte bei Speisen und Getränken statt. 

Berne
Das Nahrungsmittel Reis stand am WGT zu Beginn des Gottesdienstes in der St. Aegidius-Kirche in Berne. Beim Eintreten in die Kirche erhielten alle Frauen und Männer eine Tüte mit Reis. „Reis, das Wichtigste auf der Welt, Reis als Partnerschaft zwischen Göttern und Menschen“, sagte Gabriele Szonn. Reis bedeutet Leben, Reis verbindet, das Leben mit Reis stützt die Gemeinschaft.“ Das Team und die Besuchenden saßen im Kreis um den Altar. Die Lieder wurden auf Fotokopien verteilt und durch Anne Berger musikalisch begleitet.

Vom Altar über die Stufen wellte sich ein Tuch, auf das die Frauen die Requisiten legten, die bei der Vorstellung der Philippinen gezeigt wurden, zum Beispiel der Globus, Südfrüchte, ein Kreuz für den katholischen Glauben, eine Kerze, die stellvertretend das Licht des Hausvorstandes bedeutet.


Drei Frauen des Teams schlüpften in die Rolle einer Philippinerin und berichteten über ihr Leben.
Andere Textpassagen, wie das Gleichnis, wurden in Rollen gesprochen.


„Der Weltgebetstag ist eine Basisbewegung, unsere Vision ist, dass alle Frauen selbstständig leben“, sagte Szonn. Dazu trägt die Kollekte bei, die in Berne wieder ein wichtiger Teil des Gottesdienstes war.

Der WGT findet in Berne und Warfleth im Wechsel statt. Frauen aus beiden Orten treffen sich regelmäßig, um ihre Ideen umzusetzen und den Gottesdienst zu gestalten. Spannend finden die Frauen die anderen, immer neuen, Gottesdienstordnungen.

In Anschluss wurde ins Gemeindehaus eingeladen, wo ein Büfett mit Speisen nach philippinischen Rezepten aufgebaut war, zubereitet von Frauen aus Berne, Warfleth und Neuenhuntdorf.


Mit Pina Colada, einem typischen südländischen Getränk, überraschte Ingmar Hammann, Pastor der Kirchengemeinde Warfleth, die Anwesenden. „Gemeinden mit hohem ehrenamtlichen Engagement werden weiterhin über gute Angebote verfügen“, ist er überzeugt. 

„Beeindruckend und ein ermutigendes Erlebnis“, zog Thomas Ehlert, Pastor der St.-Aegidius-Kirche, am Abend ein Fazit. Eine „spannende Frage ist für ihn: „Gelingt der Generationswechsel. Beide Pastoren sehen die Herausforderung, dass Menschen zukünftig Verantwortung übernehmen würden. Sie wissen: „Eine bediente Gemeinde wird nicht zukunftsfähig sein.“

Weltgebetstag 2018

Die Liturgie für den Weltgebetstag am 2. März 2018 kommt aus Surinam, einem Land, wo die Brüdergemeine eine Volkskirche ist. Für die inhaltlich-organisatorische Vorbereitung dieses besonderen Ereignisses ist das nationale Weltgebetstagskomitee in Surinam zuständig.

 

Ein Beitrag von Bärbel Romey.

Vor dem Altar in der Ev.-Luth. St.-Petri-Kirche in Burhave hatte das Team die Landesfarben der Philippinen in Tüchern dargestellt, darauf verteilten sie die Requisiten für die Darstellung im Gottesdienst. Foto: ELKiO/Bärbel Romey
Den Gottesdienst in der kath. Kirche St. Bonifatius in Varel bereiteten in diesem Jahr zehn Frauen vor. Alle Fotos: ELKiO/Bärbel Romey
Das biblische Gleichnis stellte das Team in einem Rollenspiel dar.
In der ev. Kirchengemeinde Nikolai in Eversten wird der WGT immer morgens gefeiert.
Aus kleinen Bastkörbchen verteilten die Frauen kleine Reissäckchen in der gut besuchten Kirche.
Im Anschluss an den Gottesdienst in der Nikolaikirche warteten im Gemeindesaal gedeckte Tische mit philippinischen Spezialitäten.
Vor dem Altar in der Ev.-luth. St.-Petri-Kirche in Burhave hatte das Team die Landesfarben der Philippinen in Tüchern dargestellt. Darauf verteilten sie die Requisiten für die Darstellung im Gottesdienst.
Fantasievoll wurde das Land beschrieben und die entsprechenden Requisiten hochgehalten.
Das Nahrungsmittel Reis stand am WGT zu Beginn des Gottesdienstes in der St.-Aegidius-Kirche in Berne.
Vom Altar über die Stufen wellte sich ein Tuch, auf das die Frauen die Requisiten legten, die bei der Vorstellung der Philippinen gezeigt wurden.
Mit Pina Colada, einem typischen südländischen Getränk, überraschte Ingmar Hammann, Pastor der Kirchengemeinde Warfleth, die Anwesenden im Anschluss an den Gottesdienst in Berne.