Die Leiterin des Ev. Bildungshauses Rastede, Pfarrerin Martina Rambusch-Nowak, begrüßte am vergangenen Sonntag zahlreiche Gäste, die an der Veranstaltung „Offene Türen“ teilnahmen. Bevor die 40 Teilnehmenden des Integrationsprojektes „Fremdsein überwinden“ ihre Zwischenergebnisse der gemeinsamen Arbeit zeigten, stellte Hans-Joachim Harms, Vorsitzender des Vorstandes der Ev. Heimvolkshochschule Rastede und Direktor der Landwirtschaftskammer, in seinem Grußwort fest, wie wichtig es sei Orte zu haben, an denen Menschen sich begegnen, Erlebtes zur Sprache gebracht werden kann und Plätze zum Ankommen und Wohlfühlen vorhanden sind. Mit einem Zitat des Soziologen Georg Simmel verdeutlichte Harms die Situation vieler Menschen, die nach Deutschland geflohen sind und nicht in ihre Heimat zurückkehren können. „Es ist hier also der Fremde nicht in dem bisher vielfach berührten Sinn gemeint, als der Wandernde, der heute kommt und morgen geht, sondern als der, der heute kommt und morgen bleibt.“ Georg Simmel (Soziologie - Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Berlin 1908)
In berührenden Bildern zeigte die Theaterproduktion „Vom Weggehen und Ankommen“ wie schnell gelebter Alltag aus den Fugen geraten kann und Menschen sich auf dem Weg machen, um Bedrohungen, Krieg und Verfolgung hinter sich zu lassen. Die 21 Mitspielerinnen und Spieler, die zum größten Teil erstmalig in einem Theaterstück mitwirkten, überzeugten die Gäste durch eine beeindruckende Präsenz und den Mut, in deutscher Sprache zu spielen. Die beiden jüngsten Schauspieler waren erst fünf bzw. neun Jahre alt.
Das Theaterstück wurde durch neun Musiker und Musikerinnen klanglich begleitet. So entstand eine dichte Atmosphäre. Die international besetzte Band spielte im Anschluss einige Stücke, die am Wochenende geprobt worden sind. Höhepunkt dabei war eine Neuinterpretation des deutschen Matthias Claudius-Klassikers „Der Mond ist aufgegangen“, der mit afrikanischer Djembe und syrischer Oud begleitet wurde.
Der in Oldenburg lebende iranische Filmemacher Jamal Pourajdari Najafabadi begleitet das Projekt filmisch und stellte am Sonntag einen Trailer und eine eindrucksvolle Kurzdokumentation vor. Im Anschluss daran wurden alle Gäste in den Garten des Bildungshauses gebeten, in dem 40 von Teilnehmenden gestaltete Schubladen zum Thema Vorurteile und 38 kunstvoll angefertigte Stühle zum Thema „Heimat und einen Platz finden“ arrangiert waren.
Viele Gespräche vor und neben den Kunstwerken im schönsten sonntäglichen Sonnenschein und untermalt durch eine spontane musikalische Einlage, rundeten die gelungene Veranstaltung ab. Heike Scharf und Swen Engel, Dozenten an der Ev. Heimvolkshochschule Rastede, sowie Uwe Fischer von der Arbeitsstelle Kulturelle Bildung in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg laden im Dezember zur Fortsetzung des Projektes wieder nach Rastede ein.
Weitere Infos: www.hvhs.de