Mit einem geselligen Informationsnachmittag hat die Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werkes Oldenburg unter der Leitung von Rita Beutin ihr 160-jähriges Jubiläum gefeiert. Im Mittelpunkt stand die Situation der christlichen und vor allem der lutherischen Frauen in Bolivien.
„Vivir bien“: So heißt ein in Lateinamerika bekanntes Motto, das die Vision der Anden-Völker von einem guten Leben im Einklang mit der Natur und zugleich mit wirtschaftlicher Stabilität und Bildung für alle enthält. Als Losung wird dieses Motto auch für die Aktivitäten genutzt, die eine Verbesserung der Situation der Frauen in Bolivien herbei führen sollen. Denn viele Frauen leiden unter fehlender Bildung, Armut, Diskriminierung bis hin zu häuslicher Gewalt.
In informativer und umfassender Weise informierte die Referentin, Loyda Uri Mamani, die Festversammlung nicht nur über diese Problematik, sondern auch über das Land Bolivien, seine kirchliche Situation und insbesondere über die kleine Kirche der evangelischen Lutheraner. Sie ist aus dem seinerzeitigen Missionswerk seit etwa 1938 entstanden und umfasst heute etwa 18.000 Mitglieder.
In ihrer anschaulichen Schilderung unterrichtete Uri Mamani, eine ausgebildete Theologin, die derzeit in Berlin ein Zusatzstudium absolviert, darüber, dass etwa 80 Prozent der Menschen in Bolivien Christen sind und von ihnen etwa 20 Prozent evangelisch. Die Lutheraner sind in 120 Gemeinden organisiert und werden von 60 Pastoren betreut, die allesamt ehrenamtlich tätig sind, so dass es ein professionelles Pfarramt in dieser Kirche nicht gibt.
Unter den nur zum Teil ordinierten Predigern befinden sich nur sieben Frauen. Der Zutritt zum Pfarramt und vor allem auch zu einem Theologie-Studium ist für Frauen außerordentlich schwierig: Auch die Referentin Uri Mamani musste für ihr Studium und Vikariat sogar in die vereinigte ev.-luth. Kirche Argentiniens und Uruguays wechseln.
Bezüglich der religiösen Inhalte, so erklärte die Theologin, bilden Durchsetzungen mit indigenen Glaubensmerkmalen ein wesentliches Spezifikum auch der lutheranischen Lehre. Das müsse bei der Verkündigung und auch in der Seelsorge berücksichtigt werden.
Untermalt wurde der Informationsnachmittag, an dem sich auch Frauen aus benachbarten Gustav-Adolf-Gruppen beteiligten, von Abel Pareja Cuéllar. Der peruanisch-bolivianische Musiker und Tanzlehrer, der heute in Wilhelmshaven lebt, bot Musik unterschiedlicher Stilrichtungen vom Latin Pop mit der Gitarre bis zu klassischen Panflötenmelodien.
Gleichsam als Würdigung der jahrzehntelangen Arbeit der Frauen im Gustav-Adolf-Werk hatte die Frauenarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg in Person ihrer Leiterin Andrea Schrimm-Heins zu dieser Veranstaltung eingeladen.
Kurt Dröge