In 150 Jahre verändert sich viel. Eine Binsenweisheit, die aber am Montag, 17. Juni, in der Wilhelmshavener Christus- und Garnisonkirche deutlich wurde. 1869 fand um 16 Uhr in der Südstadt von Wilhelmshaven die Grundsteinlegung der Kirche durch den damaligen preußischen König statt. Kurz zuvor hatte die Stadt am Südstrand den Namen WILHELMSHAVEN (mit v) verliehen bekommen.
Der König und sein Gefolge waren auch 150 Jahre später wieder dabei, allerdings als Schauspieler, als die Stadt den Geburtstag und die Kirche die Grundsteinlegung feierte. Real waren allerdings fast 300 Gottesdienstfeiernden, die sich aus allen Altersgruppen zusammensetzten und Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die als oberste Dienstherrin für die Bundesmarine zuständig ist. Sie alle repräsentierten die Demokratie, die hier in der ehemaligen Militärkirche schon lange Einzug gehalten hatte.
Vielfalt bestimmte diesen Gottesdienst. Eine dialogische Predigt der Pastoren Bernhard Busemann und Cristian Scheuer, der exzellenter Kammerchor der Neuapostolischen Kirche, ein hervorragender Organist aus der Nachbargemeinde, ein Kindergarten, der mit einer Künstlerin ein Geschenk überreichte und ein Ständchen sang; Fürbitte und Lesung wurden von einem Konfirmanden und einer erfahrenen Lektorin präsentiert. Der Gottesdienst spiegelte an vielen Stellen etwas von der Vielfalt und Offenheit dieser Citykirche wider.
Gemeindepastor Bernhard Busemann und Kreispfarrer Christian Scheuer brachten es auf den Punkt, als sie mit Blick auf die Orts- und Kirchengeschichte thematisierten, dass manches in dieser Geschichte auch schon immer auf tönernen Füßen stand. „Die Flut der Geschichte spülte sie davon. Die unselige Verbindung von Thron, Schwert und Altar gehörte dazu. „Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß“ (Matthäus Evangelium).
Aus Schutt und Asche wurde Wilhelmshaven nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut.“ Und so „schrieben“ es die beiden Pastoren der Stadt und der Kirche in die Geburtstagslaudation: „So bleibt der Frieden das bestimmende Thema dieser Stadt. Das, worum Wilhelmshaven in seiner Geschichte schon immer gerungen hat, muss immer wieder neu grundgelegt werden.“ Am Ende der Predigt fügt Bernhard Busemann die Texte des Gottesdienstes in den neuen Grundstein, der am 17. Juni von der Mole der Namensgebung über die Kirche zum Festakt in der Stadthalle wanderte. Im August wird der Stein dann auf dem Gelände der Kirche in eine Erinnerungsstele eingefügt.
Musikalisch brachte es der fantastische Kammerchor der Neuapostolischen Kirche unter Leitung von Gerrit Junge auf den musikalischen Nenner: Peace ist das, was wir immer wieder brauchen.
Den Abschlussakzent setzten die Kleinsten der Gemeinde. Die Kinder des Christus-Kindergartens schenkten der Gemeinde ein Bild, das sie mit der Künstlerin Rabea Determann entrollten und so den Altarraum noch einmal neu zum Klingen brachten.
Und so war der Gottesdienst ein gutes Bild für die Vielfalt und Vernetzung der Kirche im Zentrum der Stadt.
Ein Beitrag von Pastor Frank Morgenstern.