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Die Vielfalt der Konfessionen weltweit sei eine große Bereicherung, so das einhellige Fazit einer Podiumsdiskussion von Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Konfessionen aus Deutschland und Genf (Schweiz). Als eine Erfindung Gottes bezeichnete der Oldenburger Bischof Jan Janssen, Vorsitzender des Evangelischen Missionswerkes in Deutschland (EMW), die „Artenvielfalt im Glauben“. Die Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunft der Kirchen – Brauchen wir unterschiedliche?“ fand am Samstagmittag, 4. Mai, während des Deutschen Evangelischen Kirchentags auf der Frosta-Bühne an den Magellan-Terrassen in Hamburg statt.

Mit Blick auf die Erzählung vom Turmbau zu Babel betonte Bischof Jan Janssen, dass Gott allein wisse, was Einheit bedeute. Es sei reizvoll, die in der biblischen Geschichte beschriebene Vielfalt als Geschenk und nicht als Bestrafung zu verstehen.

Ökumene sei kein Luxus, betonte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Pfarrer Dr. Olav Fykse Tveit. Ökumene sei etwas, was die Menschen dringend bräuchten. Insbesondere in Krisenregionen stelle er oft fest, dass Kirchenleitende eine viel beachtete Autorität darstellten, die viel zur Verständigung und Versöhnung beitragen könnten.

Die internationale ökumenische Bewegung sei davon geprägt, das als Segen und Geschenk zu verstehen, was man von anderen erhalte. Allerdings sei die ökumenische Familie nicht nur ein „schöner Blumengarten“, sondern es müsse auch das angebaut werden, was die Menschen für das tägliche Leben bräuchten. Dies sei teilweise harte Arbeit, so der ÖRK- Generalsekretär.

Der württembergische Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July erklärte, dass der Lutherische Weltbund (LWB) mit weltweit 143 Mitgliedskirchen, zu denen mehr als 70 Millionen Christinnen und Christen gehören, sehr stark vom Gedanken der Gemeinschaft geprägt sei. „Lutheraner zu sein, heißt, ökumenisch zu sein“, so der LWB-Vizepräsident für die Region Westeuropa. Allerdings besitze die Frage der Stellung zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen eine enorme Sprengkraft für die weltweite Gemeinschaft. Insgesamt sehe er das entscheidende Konfliktpotenzial heute jedoch nicht mehr zwischen den verschiedenen Konfessionen, sondern zwischen dem Lebensgefühl der Menschen und der sogenannten Amtskirche.

Mit Blick auf das Lutherjahr 2017 betonte Landesbischof July, dass der LWB mit allem Nachdruck das Ziel verfolge, dass in Deutschland kein nationales Lutherfest abgehalten werde, sondern eine internationale ökumenische Begegnung.

Befragte nach der Zukunft der Kirche betonte ÖRK-Generalsekretär Tveit, dass es eine Kirche brauche, solange die Menschen auf Liebe und Gnade und die Welt auf Frieden und Gerechtigkeit angewiesen seien.

Laut Bischof Janssen hat die Kirche eine Zukunft, solange sie die Menschen mitnimmt, die da sind. Es komme in erster Linie auf die Menschen an. Vor diesem Hintergrund sehe er auch den Auftrag, „geht in alle Welt“.

Für Landesbischof July gilt, dass es nicht die Menschen sind, die die Kirche erhalten können, sondern allein Jesus Christus – dies habe schon Martin Luther formuliert.

An der Podiumsdiskussion nahmen weiterhin teil: Kirchenpräsident Dr. Volker Jung (Darmstadt), Präses Manfred Rekowski (Düsseldorf), Pastorin Andrea Schneider (Rundfunkbeauftragte der Vereinigung Evangelischer Freikirchen aus Oldenburg), Domkapitular Dr. Detlef Stäps (Rottenburg/Neckar). Moderiert wurde die Veranstaltung von Pastor Thomas Adomeit aus Oldenburg.

Podiumsdiskussion zur Zukunft der Kirchen auf der Frosta-Bühne an den Magellan-Terrassen (von li. nach re.): Präses Manfred Rekowski, Landesbischof Frank Otfried July, Kirchenpräsident Volker Jung, Domkapitular Detlef Stäps, Pastor Thomas Adomeit, Pastorin Andrea Schneider, ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit sowie Bischof Jan Janssen. Fotos: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Die „Artenvielfalt im Glauben“ ist eine Erfindung Gottes, betonte der Oldenburger Bischof Jan Janssen (re.), Vorsitzender des Evangelischen Missionswerkes in Deutschland (EMW). Links im Bild: ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit.
Landesbischof Frank Otfried July aus Stuttgart.
ÖRK-Generalsekretär Olav Fykse Tveit (li.) aus Genf (Schweiz).
Bischof Jan Janssen (re.).