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„Die Bücherei als ein Begegnungsort“, das wünscht sich Margarethe Schöbel. „Büchereien, wo sich Menschen treffen, über Leseerlebnisse und Literatur reden und wo Kindern vorgelesen wird. Es sollte viel mehr sein, als sich mal eben ein Buch auszuleihen.“ - so lautet das Erfolgsrezept für die Leiterin der Fachstelle für Büchereiarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Seit inzwischen zwölf Jahren begleitet sie 51 Gemeinde- und Krankenhausbüchereien und ist für die Ausbildung der ehrenamtlichen Mitarbeitenden zuständig.

Das niederschwellige Angebot der kirchlichen Büchereien ist offen für alle Menschen, unabhängig von ihrer Religion oder Staatszugehörigkeit. Der Bestand ist nutzerorientiert und umfasst die komplette Palette der Literatur, die der Buchmarkt bietet und für die sich Leserinnen und Leser im Einzugsbereich finden. Ausgenommen sind natürlich ausgrenzende, gar diskriminierende und Gewalt verherrlichende Inhalte.


Die Ausleihe der Bücher und Medien ist kostenfrei, einzig die Ausleihfristen sind zu beachten. Die Gemeindebüchereien werden durch ihre Träger, die Kirchengemeinden, finanziert, die Krankenhausbüchereien durch die Krankenhausträger oder den zuständigen Kirchenkreis. Sie sind in Räumen der Kirchengemeinden und der Krankenhäuser untergebracht.

Büchereien sind Begegnungsorte
Etliche der Büchereien befinden sich in einem eigenen Raum, andere sind in Mehrzweckräumen untergebracht, wo auch andere Veranstaltungen stattfinden. Margarethe Schöbel findet, dass diese Form der Präsenz Chancen bietet und sieht einen Vorteil, wenn der Raum mit den Büchern offen ist. „Bei Gruppentreffen sehen Kinder, Jugendliche oder auch Senioren die Bücher und fühlen sich angesprochen zu lesen oder ein Buch auszuleihen. Hier werden Bücher anders wahrgenommen und die Bücherei hat noch mehr Chancen, jederzeit mit Leben gefüllt und genutzt zu werden.


Neue Bücher werden ein bis zwei Mal im Jahr eingekauft, da der Etat der Büchereien nicht üppig ist, entwickeln die Mitarbeitenden gute Ideen, um ihr Budget zu verbessern. Margarethe Schöbel weiß zum Beispiel von einem Kuchenbüfett zugunsten der Bücherei während eines Festes. Eine weitere Idee war ein Büchertisch, der aufgebaut wurde und während eines Gemeindefestes Besucherinnen und Besucher bat, für die Bücherei ein Buch zu spenden.

Ideen zu finden und umzusetzen, ist ein Teil der Ausbildung. Die Teilnehmenden lernen weiterhin, Statistiken zu führen und Jahresberichte zu schreiben. Anhand dieser Aufzeichnungen sieht die Fachstellenleiterin die Entwicklung der Büchereien und kann bei Bedarf unterstützen. Ansonsten arbeiten die Büchereien selbstständig, entscheiden und planen nach eigenem Ermessen, um möglichst viele Lesende anzusprechen.

Die intensivste Lesegruppe sind Kindergartenkinder. Sehr viel arbeiten Büchereien mit den Kindergärten vor Ort zusammen. Teils auch mit Grundschulen, doch dort werden häufig eigene Schulbüchereien eingerichtet. Das Angebot der Büchereien nutzen Mütter von Krabbelkindern und junge Schüler, die am Nachmittag kommen. Bei Jugendlichen lässt das Interesse stark nach.


Zunehmend leihen sich Frauen anderer Nationalitäten Erstlesebücher oder zweisprachige Bücher im Großdruck aus, um parallel zu ihren Sprachkursen die deutsche Sprache zu lernen. Ihre freie Zeit nach dem Berufsleben nutzen auch Rentner und Pensionäre. Sie genießen es, zu lesen und leihen sich Bücher aus.

Büchereien liefern Beitrag zur Leseförderung
Die Idee der Büchereien ist es, einen Beitrag zur Leseförderung zu liefern und damit auch zur Allgemeinbildung beizutragen. Die Idee geht zurück auf Johann Hinrich Wichern (1808 – 1881), deutscher Theologe, Lehrer und Begründer der Inneren Mission der Evangelischen Kirche, später Diakonisches Werk. 1848 legte Johann Hinrich Wichern mit seiner Rede vor dem Wittenberger Kirchentag den Grundstein für die Gründung von Büchereien. Er forderte, für Menschen aller sozialen Schichten einen kleinen, aber feinen und sorgfältig ausgesuchten Buchbestand zugänglich zu machen, damit sie sich bilden sowie unterhalten konnten.


Dieses Ziel verfolgen bis heute die Mitarbeitenden der Kirchenbüchereien. Sie planen Veranstaltungen und setzten ihre Ideen mit viel Einfaltsreichtum um, um Menschen in den Gemeindehäusern zusammenzubringen. Aus- und Fortbildungen unterstützen sie dabei.

Aus- und Fortbildung
320 ehrenamtliche Mitarbeitende engagieren sich in 41 öffentlichen kirchlichen Büchereien, neun Krankenhausbüchereien und der Strandbücherei Schillig.
Margarethe Schöbel kennt den unermüdlichen Einsatz der Ehrenamtlichen: „In einem Jahr sind mehr als 800 Veranstaltungen angeboten worden und insgesamt 34.000 Arbeitsstunden geleistet worden. Diese Zahlen zeigen die Bereicherung des kirchlichen Lebens durch Büchereien.“

Sie erklärt, dass die von Ehrenamtlichen geführten Büchereien durch eine fachkundige Stelle begleitet werden müssen. Ein Schwerpunkt ihrer Fachstellenarbeit ist die Aus- und Fortbildung. Die Ausbildung der Mitarbeitenden wird überwiegend von den Trägern der Büchereien bezahlt, bis auf zwei Männer sind hauptsächlich Frauen engagiert.


Margarethe Schöbel beobachtet, wie viel Freude den Ehrenamtlichen ihr Einsatz und die Teilnahme an Aus- und Fortbildung macht. Neue Kontakte werden geknüpft und ein lebhafter Austausch über Erfahrungen und Ziele findet statt. Viele empfinden die Angebote der Aus- und Fortbildung als eine große Bereicherung ihres Lebens.

Außer dem stark nachgefragten Grundkurs werden auch viele der unterschiedlichen Fortbildungsveranstaltungen gut besucht. Literaturseminare, Veranstaltungsplanung und –durchführung, Ideen finden und ausarbeiten, Schwerpunkte der Literaturauswahl und natürlich Themen der Büchereiorganisation und -verwaltung werden angeboten.

Wichtig sind weiterhin regelmäßige Fortbildungsangebote in seelsorgerischen Themen. Gerade in Krankenhausbüchereien ist der Bedarf an Gesprächen groß, doch treffen die Ehrenamtlichen auch in der Gemeindebüchereiarbeit häufig auf Bedarf an Gesprächen. Daher ist diese Ausbildung sehr intensiv und wichtig.
Das Programm kann in der Fachstelle angefordert werden.

 

Noch intensiver ist eine zweijährige Ausbildung zur Fachfrau / zum Fachmann für Büchereiarbeit, Literaturvermittlung und Leseförderung, die über das Evangelische Literaturportal, den Dachverband der Evangelischen Büchereiarbeit, angeboten wird.


Eingeladen sind neben den Mitarbeitenden in den Büchereien, die die Grundausbildung absolviert haben, auch andere Literaturinteressierte, die in ihren Gemeinden Angebote machen wollen. „Mit diesem Angebot wollen wir uns öffnen für Menschen, die sich für Literaturarbeit in den Kirchengemeinden, auch über die Büchereiarbeit im engeren Sinne hinaus, engagieren wollen“, sagt Margarethe Schöbel, die Interessierte gern ausführlich berät.

Kontakt:

Margarethe Schöbel
Leiterin der Fachstelle für Büchereiarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg
Telefon: 0441-7701480
E-Mail: buefach@kirche-oldenburg.de

 

 

Ein Beitrag von Bärbel Romey.

Die Leiterin der Fachstelle für Büchereiarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Margarethe Schöbel. Foto: Bärbel Romey
Die Leiterin der Fachstelle für Büchereiarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, Margarethe Schöbel. Foto: Bärbel Romey