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Für Carmen Speck ist es die zweite große Pilgerreise. Den Weg von Frankreich nach Spanien hat sie bereits zurückgelegt. Jetzt will sie nach Paris. „Es wird immer wieder vor dem Klimawandel gewarnt und doch schauen viele weg“, sagt die Teilnehmerin am Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit. In Flensburg ist der Pilgerweg am 12. September gestartet, sie selbst läuft seit Hamburg mit.

 

Wenn sich unterwegs eine Gelegenheit bietet, spricht Carmen Speck Passantinnen und Passanten an und erzählt von den Zielen der Aktion. Manchmal dauert die Unterhaltung länger. Dann müsse sie die anderen erst wieder einholen, schmunzelt die Hamburgerin.  

Unter dem Motto „Geht doch!“ wollen die Pilgerinnen und Pilger auf die globale Dimension des Klimawandels aufmerksam machen. Aufgerufen hatte dazu ein Bündnis aus Landeskirchen, Diözesen, christlichen Entwicklungsdiensten, Missionswerken und Verbänden. Der Zielort Paris ist vom 30. November bis 11. Dezember Gastgeber der 21. Weltklimakonferenz. Läuft alles glatt, trifft die Pilgergruppe dort drei Tage vorher ein.

Fünf Streckenabschnitte führen die Teilnehmenden aktuell durch das Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Erste Station ist an diesem Montag die Stadt Wildeshausen. Über 40 Pilgerinnen und Pilger starten um  9.30 Uhr in Harpstedt, gegen 15.30 Uhr erreichen sie das Kreishaus in Wildeshausen.

 

Auch Claudia Stüwe hat sich auf die fast 14 Kilometer lange Strecke begeben. Für sie sei die Aktion nicht nur politisch, sondern ebenso ein sehr spirituelles Erlebnis gewesen, erzählt die Klimamanagerin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg später. Ein mediativer Gang durch den Wald habe sie besonders beeindruckt. 15 Minuten Stille. Da sei sie ganz bei sich gewesen, sagt sie. Allen Dauerpilgern wünsche sie für ihren weiteren Weg „Gottes Segen, viel Freude und Mut“. Den Mut, sich nicht von dem großen Wort „Klimaschutz“ abschrecken zu lassen. Zu denken: „Ich allein kann doch eh nichts ändern.“

Jeder könne helfen, betont Heinz-Otto Babilon. Indem er oder sie im Herbst etwas länger damit warte, die Heizung hochzufeuern. Oder mal mit dem Rad, statt dem Auto zum Bäcker fahre. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter im katholischen Bistum Osnabrück hat er den Abschnitt von Bremen nach Osnabrück mit vorbereitet. In die Aufgabe sei er „so reingerutscht“, erzählt der Mann aus Bad Laer. Er selbst ist seit Hamburg dabei, will noch bis Münster mitgehen. Da ist zumindest für ihn Schluss.

Es sei beeindruckend, wie viele Menschen sich auf den Weg gemacht hätten, sagt Pastorin Beatrix Konukiewitz. Seit zwei Jahren arbeitet sie in Wildeshausen, ist stolz, dass der Klimapilgerweg durch diesen Ort führt. Gemeinsam mit Bischof Jan Janssen hält die Pastorin am Montagnachmittag den ökumenischen Gottesdienst in der Alexanderkirche ab, die einzige erhaltene Basilika im Oldenburger Land.

„In dieser Region wissen wir, sturmerprobt und fluterfahren, was Wetter anrichten kann. Und was Klimaveränderungen bedeuten können, ahnen wir im Gedenken der vielen Opfer von Sturmfluten in untergegangenen Dörfern und Kirchen“, mahnt der Bischof. In seiner Predigt zu Lukas (12,54–56) überlegt er: „Verstehen wir die Zeichen der Zeit schon, nach denen Jesus seine Leute fragt?“ Oder würden wir nur oberflächlich nach den Wolken und dem Wind sehen und über Hitzefrei oder Herbstregen schwadronieren – „wie Jesus selbst spöttelnd an uns und unserem Gerede beobachtet!“

Es sei höchste Zeit, so Janssen, sich ernsthaft mit den Klimafragen auseinanderzusetzen. „Für diesen Kampf für unser Klima sind Sie alle unterwegs – mit Leib und Seele, mit Hand und Fuß – dafür sage ich namens unserer Kirche von Herzen Dank. Ihnen wie allen, die Ihnen in Gastfreundschaft begegnen.“

Ein Beitrag von Melanie Thiel de Gafenco.

Bischof Jan Janssen (li.) und Pastorin Beatrix Konukiewitz (2. v. re.) gaben den Pilgern, darunter Christa Mucker (2. v. li.) und Matthias Hanke, Gottes Segen mit auf den Weg. Alle Fotos: ELKiO/Melanie Thiel de Gafenco
Die Klimapilger erreichen das Kreishaus in Wildeshausen.
Nach ihrem Vortrag im Kreishaus der Stadt Wildeshausen nahm Jessica Suplie vom Bundesumweltministerium die Forderungen der Klimapilger von Heinz-Otto Babilon entgegen.
Claudia Stüwe, Klimamanagerin der oldenburgischen Kirche, schloss sich den Pilgern auf der Strecke von Harpstedt nach Wildeshausen an.
Bischof Jan Janssen (li.) begrüßte in der Alexanderkirche Pilger und Vertreter der kirchlichen Gemeinden vor Ort.
Bischof Jan Janssen dankte in seiner Andacht den Pilgern für ihr Engagement.
Hildegard Schumacher (li.) und Hildegard Charzinski gingen die rund 14 Kilometer von Harpstedt nach Wildeshausen mit.
Auch von den Tagespilgern Adelheid Barjenbruch (von li.) sowie den beiden Twistringern Bernhard Buschmann und Heinrich Harms gab es lobende Worte für die Organisation. Heinrich Harms hatte seinen selbst geschnitzten Wanderstock dabei, mit dem er bereits nach Santiago de Compostela gepilgert war.
Wolfgang Zarth will die gesamt Strecke mitgehen. Er hofft, mit der Aktion „die Öffentlichkeit für die Belange des Klimaschutzes interessieren zu können.“