Bremen (epd). Oft sind es Gewohnheiten, die nach Erkenntnissen des Verkehrssoziologen Philipp Rollin selbst umweltbewusste Menschen davon abhalten, vom Auto auf die Bahn umzusteigen. «Wir bewegen uns so fort, wie wir es sozial gelernt haben», sagte der Referent für Bahn und Gesellschaft am Deutschen Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZFS) in Dresden dem Bremer «Weser-Kurier» (Samstag) und ergänzte: «Es kostet Kraft, Routinen aufzugeben.»
«Schon als Jugendlicher hat es mich irritiert, dass Menschen, denen Umwelt- und Klimaschutzfragen sehr wichtig sind, wie selbstverständlich Auto fahren», sagte Rollin. Bei Umfragen würden immer wieder der Preis und fehlende Anbindungen als Argumente gegen einen Umstieg genannt. «Es gibt Beispiele, bei denen man beides verbessert hat und trotzdem kaum jemanden zum Umstieg motivieren konnte.»
Es müsse also noch andere Aspekte geben, erläuterte Rollin. «Dazu gehören Gewohnheiten. Menschen hängen an Routinen, weil die Welt sehr komplex ist. Jede Routine erspart ihnen, über bestimmte Dinge nachzudenken und eine Entscheidung treffen zu müssen.» Wenn man etwas verändern wolle, sei das mit Kosten verbunden - «nicht unbedingt finanzieller, sondern kognitiver Art: Wie komme ich zum Bahnhof, wann fährt der Zug, wie bekomme ich das Ticket und so weiter.»
Dazu beeinflusse das persönliche Umfeld das Mobilitätsverhalten: «Menschen wollen dazugehören und anerkanntes Mitglied einer sozialen Gruppe sein.» Um etwas zu ändern, müsse dafür gesorgt werden, dass Bahnfahren komfortabler werde. «Durch intuitive Wegeleitsysteme, durch attraktive Bahnhöfe und Waggons, durch unkomplizierte Alternativen, falls es mal nicht funktioniert, und durch eine einfache und transparente Preisgestaltung», gab Rollin Beispiele.