Bischof Thomas Adomeit zum Tode von Oberkirchenrat a.D. Prof. Dr. Rolf Schäfer
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg trauert um Oberkirchenrat a.D. Prof. Dr. Rolf Schäfer, der am 6. Juni, kurz vor Vollendung seines 93. Lebensjahres verstorben ist. „Nun ist er von uns gegangen, in Würde und Frieden“, sagte Bischof Thomas Adomeit. „Wir trauern um einen Menschen, der sich in historischen und systematisch-theologischen Fragestellungen engagierte und zur Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen beitrug. Mit seinem profunden Sachverstand hat er sich viele Verdienste und Sympathien erworben. Wir verlieren einen wissbegierigen und lernbereiten Gesprächspartner für viele Generationen. Unsere Gedanken und Gebete gelten seiner Familie und allen, die um ihn trauern."
Prof. Dr. Rolf Schäfer war von 1971 bis zu seiner Pensionierung 1994 theologisches Mitglied des Oberkirchenrats der oldenburgischen Kirche, seit 1981 zugleich Stellvertreter des Bischofs.
„Prof. Schäfer hat unsere Kirche lange und intensiv begleitet und geprägt“, hob Bischof Adomeit hervor. Seine Verbundenheit zur oldenburgischen Kirche werde in der „Oldenburgischen Kirchengeschichte“ deutlich, an der er als Herausgeber und Autor gearbeitet hatte. „Er betonte dabei immer wieder die Notwendigkeit des Dialogs und der Gemeinschaft unter Christinnen und Christen, unabhängig von konfessionellen Unterschieden“, so Adomeit.
Zuletzt arbeitete er mit großem Engagement an der Herausgabe von Mitschriften der Vorlesungen des Theologen Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, die eine neue Perspektive auf das Wirken des bedeutenden Theologen im 19. Jahrhundert legen können. Das Werk befindet sich im Druck.
Ebenfalls verfasste er über seine Pensionierung hinaus zahlreiche kirchengeschichtlichen Abhandlungen zu den Kirchengemeinden, Kirchen und kirchlichen Kunstgegenständen für die Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Ein Schwerpunkt lag dabei auf dem norddeutschen Bildhauer Ludwig Münstermann, über den er eine große Monografie mitverfasst hatte. Mehrere kleinere Bildbände sollten dann „Appetit auf den norddeutschen Bildhauer Münstermann machen“. Gleichfalls hatte es Prof. Dr. Rolf Schäfer verstanden, immer wieder Oldenburger Persönlichkeiten wie den in Wiefelstede geborenen Rudolf Bultmann oder den gebürtigen Oldenburger Karl Jaspers mit dem kirchlichen Leben in der oldenburgischen Kirche zu verbinden.
Der Subkommende Oldenburg des Johanniterordens war er eng verbunden. Als Rechtsritter prägte er auch dort mit seiner Grundhaltung, Glauben und Leben in Einklang zu bringen.
Rolf Schäfer wurde am 12. Juni 1931 in Stuttgart geboren. Sein Theologiestudium in Tübingen, Göttingen und zuletzt in Zürich schloss er dort 1959 mit einer Dissertation über die „Christologie und Sittlichkeit in Melanchthons frühen Loci“ ab. Nach seinem Vikariat war Schäfer von 1960 bis 1964 Repetent (Seminardozent) am Tübinger Stift. 1967 wurde er mit einer Arbeit über Ritschl „Grundlinien eines fast verschollenen dogmatischen Systems“ an der Universität Tübingen für das Fach Systematische Theologie habilitiert. Von 1964 bis 1971 übernahm Schäfer als württembergischer Pfarrer eine Gemeindepfarrstelle in Täbingen bei Balingen. Gleichzeitig war Schäfer kontinuierlich in der akademischen Lehre tätig. Seine Lehrverpflichtungen an der Universität Tübingen nahm er auch nach seinem Eintritt in die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg weiterhin wahr.