Eine ungewöhnliche Lesung an einem nicht alltäglichen Ort gestaltete die Oldenburger Autorin Christine Metzen-Kabbe am Donnerstag, 29. Dezember, in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Oldenburg. Sie las aus ihrem neuesten Werk, dem zweiten Band aus „Die Geschichte der Stadt Zor“. Der Märchenroman um die Themen Macht und Ausgrenzung lässt in historisierender Kulisse aktuelles Geschehen wieder erkennen. Frau Metzen-Kabbe las schon zum sechsten Mal in der JVA aus einem ihrer Werke. So ist ihr ehrenamtliches Engagement hier schon fast zu einer Tradition geworden.
Für die Inhaftierten bot die von der evangelischen Seelsorgerin in der JVA, Pastorin Angelika Menz, organisierte Lesung eine willkommene, kurzweilige und entspannte Abwechslung vom Gefängnisalltag. In der Zeit „zwischen den Jahren“ ruht ansonsten die tägliche Arbeit und damit gibt es viel Zeit für Langeweile, Leerlauf und auch für Grübeleien. „Ich freue mich immer, wenn ich mal aus der Zelle herauskomme.“ kommentiert ein Inhaftierter.
Für Frau Metzen-Kabbe ist so eine Lesung in der JVA auch beim sechsten Mal noch eine Aufgabe, die sie gern wahrnimmt. „In der JVA herrscht immer eine besondere Atmosphäre und dass wir die Lesung hier immer in der letzten Dezemberwoche durchführen, ist jedes Mal ein schöner Jahresabschluss.“
Begonnen haben die Lesungen zum Jahresende 2011 mit der Geschichte eines Mannes namens Zedek, der vielen unter seinem biblischen Namen als „Brudermöder Kain“ besser bekannt ist. Ein Mann, „der das Schlimmste getan hat, was ein Mensch nur tun kann“ und der trotzdem von Gott geschützt und behütet wurde. Neben dem Thema „Schuld und Reue“ spielt auch die Thematik „Liebe und Treue“, hier zwischen Zedek und seiner Frau Nifla`ot, die sehr genau weiß, wer er ist, eine wichtige Rolle; beide Themen sprachen die Inhaftierten sehr persönlich an, berichtete die Autorin Christine Metzen-Kabbe. Für etliche der inhaftierten Männer sei das Buch „Hirtenstab und Lanze“ damals ein Zeichen für Hoffnung gewesen. Die Inhaftierten interessieren sich sehr wie es weiter gegangen ist. Darum hatte Pfarrerin Menz spontan eine „Leseliste“ organisiert und mit Frau Metzen-Kabbe die weitere Lesung organisiert.