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Drei gewaltige Nägel bestimmen den Altarraum in der Christus- und Garnisonkirche. Das kalte Metall fängt den Blick, ein leichtes Frösteln überkommt einen beim Anblick des gewaltigen Stahls. Die Nägel wirken brutal, massiv und die Verknüpfung zum gewaltsamen Tod Jesu fällt in diesem Kirchenraum und jetzt, in den letzten Tagen der Passion geradezu ins Auge. Ein Effekt, der beabsichtigt ist. Die Installation „…und sie schlugen die Nägel“ wird am Palmsonntag, 29. März, im Gottesdienst um 10 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt.

Schmerz, Brutalität, Folter, Resignation – Gedanken, die einen sofort überfallen, wenn man diesen riesigen Nägeln gegenüber steht. Der Wilhelmshavener Künstler Dr. Hartmut Wiesner hat bereits mehrere Kunstaktionen mit der Christus- und Garnisonkirche gestaltet, die erste bereits vor 15 Jahren zur Expo 2000, bei der Wilhelmshaven eine Außenstelle war.

Die Idee zu der jetzigen Installation wuchs unter anderem, weil Dr. Wiesner vor einiger Zeit bei einem Aufenthalt in Frankreich Fragmente eines Kruzifix gefunden hatte. Das wollte er rekonstruieren, mit Bronze überziehen und zugleich Nägel schaffen, die der Größe des Corpus entsprechen sollten. Daran erinnerte er sich jetzt wieder. „Diese Kirche mit ihrem ganzen geschichtlichen Ballast aus zwei Weltkriegen muss sich in so einer Installation wiederfinden“, sagte der Künstler mit Blick auf die Historie der Christus- und Garnisonkirche gestern im Gespräch mit der Presse. Dabei mussten die Nägel nun aber doch wesentlich größer werden, um in dem enormen Kirchenraum eine Wirkung zu erzielen.

Doch warum drei Nägel? Kunstgeschichtlich sind im Zusammenhang mit Jesu Tod drei oder auch vier Nägel belegt. Dr. Wiesner hat sich für drei Nägel entschieden, weil diese Zahl mehr theologischen Spielraum biete und zudem Fragen offen lasse, erklärte er. Die Nägel sind rund drei Meter hoch und aus einem Metallgeflecht mit Papieracryllaminat und Metallfarben gearbeitet. So entsteht ein sehr massiver Eindruck, obwohl die Nägel in der Realität sehr leicht sind. Die Vorstellung am Palmsonntag, der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert und ein Tag der großen Freude in der Kirche, sei absichtlich gewählt, um hier die Diskrepanz deutlich zu machen: „Das Leid ist schon da, die Nägel stecken sozusagen schon in der Tasche“, sagte Pastor Frank Morgenstern. „Mir geht es auch um den Bezug zur modernen Welt, die vielen kleinen Kreuzigungen, das Leid, das Menschen sich täglich gegenseitig antun, darauf will ich mit der Installation hinweisen“, sagte Dr. Wiesner.
Annette Kellin

Eine Installation, die das Leid in der Welt direkt vor Augen führt (von links) Pastor Bernhard Busemann, Küster Andreas Ansorge, Dr. Hartmut Wiesner und Pastor Frank Morgenstern.
In dieser Position werden die Nägel für etliche Wochen im Altarraum in der Christus- und Garnisonkirche hängen und immer wieder an „wunde Punkte“ erinnern. Fotos: Annette Kellin