Berlin/Hannover (epd). Umweltschützer kritisieren das Russland-Geschäft des Energiekonzerns Wintershall Dea. Der deutsche Konzern macht nach ihren Angaben weiterhin seine größten Profite mit der Öl- und Gasproduktion in Russland. In einer Stellungnahme vom Dienstag wehrt sich der Konzern. Der Ukraine-Krieg wird darin als zentrales Element für ein Umdenken benannt.
Die Deutsche Umwelthilfe und die Organisation Urgewald betonten, von Januar bis September dieses Jahres habe das Unternehmen 1,272 Milliarden Euro an der gemeinsamen Öl- und Gasproduktion mit Gazprom in Russland verdient. Das sei fünfmal so viel wie im Vergleichszeitraum 2021 und mache über die letzten drei Quartale 2022 rund 60 Prozent der gesamten Gewinne des Unternehmens mit der Öl- und Gasproduktion aus. Zudem habe Wintershall Dea in diesem Zeitraum 320 Millionen Euro Steuern an den russischen Staat gezahlt. Die Organisationen beriefen sich auf die aktuellen Quartalszahlen des Unternehmens.
Für den Energiekonzern sagte Sprecher Mario Mehren, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ein Wendepunkt gewesen sei. Innerhalb weniger Tage nach Kriegsbeginn habe das Unternehmen reagiert und Position bezogen: mit einem klaren «Nein» zu neuen Projekten in Russland und mit der Abschreibung der Nord Stream 2-Finanzierung. «Russlands Krieg und seine Folgen entziehen den Wirtschaftsbeziehungen die Basis.»
Russland sei in jeder Hinsicht unberechenbar geworden, erläuterte Mehren. «In das Russlandgeschäft haben wir in den vergangenen Jahrzehnten viel investiert und Vermögenswerte aufgebaut. Wir prüfen nun, ob das internationale Geschäft der Wintershall Dea rechtlich von unserem Russlandgeschäft getrennt werden kann.»
Umwelthilfe und Urgewald forderte hingegen, «dass Wintershall Dea die fossilen Geschäfte in Russland sofort einstellt», sagte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Sascha Müller-Kraenner. Der Verein hat seinen Sitz in Hannover. Aktivisten protestierten am Dienstagmorgen nach eigenen Angaben vor der Berliner Repräsentanz von Wintershall Dea. Sie verteilten als Konzernvertreter verkleidet blutige Geldscheine aus Geldkoffern, um damit die enormen Profite von Wintershall Dea aus der Öl- und Gasproduktion in Russland zu symbolisieren.