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Den Glauben nicht nur predigen, sondern durch konkretes Handeln die Botschaft verkündigen: Die Bewahrung der Schöpfung durch aktiven Umwelt- und Klimaschutz stand im Mittelpunkt der dreitägigen Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die jetzt erstmals im Bereich der oldenburgischen Kirche in Jever stattfand. Insgesamt 22 Vertreter der bundesweit 20 EKD-Kirchen nahmen an der Tagung vom 14. bis 16. Oktober in Jever teil. Sie repräsentieren rund 24 Millionen evangelische Christinnen und Christen.

Acht der 20 EKD-Gliedkirchen haben bereits ein integriertes Klimaschutzkonzept, die anderen arbeiten daran. Die Arbeitstagung diente vor allem dem kollegialen Austausch und dem Festlegen gemeinsamer Strategien. Politische Impulse sind dazu unverzichtbar, so müsse jetzt darauf hingewirkt werden, dass in den demnächst anstehenden Koalitionsvereinbarungen der Bundesregierung ein Klimaschutzprogramm neu aufgelegt werde. Deutschland müsse auf diesem Gebiet wieder eine Vorreiterrolle einnehmen, hieß es in einem Pressegespräch am Rande der Tagung.

Kristine Ambrosy-Schütze, Beauftragte für Umwelt, Klimaschutz und Energie der oldenburgischen Kirche, die zu der Tagung nach Jever eingeladen hatte, berichtete, dass die Synode der oldenburgischen Kirche im vergangenen Jahr ein integriertes Klimaschutzkonzept beschlossen habe. Im Bereich der oldenburgischen Kirche mit 117 Gemeinden seien bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden, um dem Klimaschutz Rechnung zu tragen. Dabei gehe es um technische Maßnahmen, aber auch um eine Bewusstseinsveränderung. Sie nannte hier energetische Sanierungen bei den Immobilien, insbesondere bei Pfarr- und Gemeindehäusern, aber auch eine Neuorientierung in Fragen der Beschaffung. Zudem spielten auch Bildungskonzepte, die bereits im Kindergartenalter griffen, eine wichtige Rolle.

Umweltmanagement sei immer ein Prozess von unten, erklärte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Dr. Wolfgang Schürger. Hier gebe es in vielen Gemeinden schon Mitarbeitende, die sich auf verschiedenen Ebenen spezialisiert hätten und somit jeweils individuell auf die Gemeinden zugeschnittene, sehr effiziente Einsparmöglichkeiten erreichten. „Auf diese Art erreichen wir vielfach Umweltbilanzen, die sich signifikant verbessern“, so Schürger. Dr. Gudrun Kordecki, ebenfalls Mitglied des Vorstandes, betonte zudem die gemeindeverbindenden Aspekte dieser Aufgaben.

Die Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten ist bereits seit rund 40 Jahren tätig. So wie sich im politischen Bereich die Themen verändert hätten, so sei auch die Diskussion in diesem Gremium einer Veränderung unterworfen. Während vor Jahrzehnten die Atomkraft im Mittelpunkt gestanden habe, so stehe jetzt die Frage der „Ethik des Genugs“ im Mittelpunkt.

Vor diesem Hintergrund war unter anderem der Tagungsstandort ausgewählt worden. In Jever habe sich die AGU-Tagung mit den Thesen des scharfen Kritikers des endlosen Wachstums, Prof. Dr. Niko Paech von der Universität Oldenburg, auseinandergesetzt, berichtete Schürger. Im Mittelpunkt bleibe aber durch die Jahrzehnte das Thema gleich: die Bewahrung der Schöpfung.

Einen nicht unbeachtlichen Einfluss hat die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft nach Einschätzung der Vertreter auf die Politik. Vielfach werde man gehört, in Gremien eingebunden, auch ausdrücklich um ein Stimmungsbild gebeten und die Meinung werde auch erst genommen. „Wir sind keine Lobbyisten und haben keine finanziellen Interessen. Wir genießen damit einen großen Vertrauensvorschuss“, erklärte Schürger.

Die Arbeitsgemeinschaft pflege zudem eine gute Vernetzung zu zivilgesellschaftlichen Umweltorganisationen und Initiativen. Auch die ökumenische Zusammenarbeit auf diesem Gebiet sei sehr gut, betonte AGU-Geschäftsführer Reinhard Benhöfer. Das Bekenntnis zu Gott sei eine gute Grundlage für die Arbeit zu mehr Nachhaltigkeit.

Ein Beitrag von Annette Kellin.


Arbeitstagung der Umweltbeauftragten in Jever (von li. nach re.): Kristine Ambrosy-Schütze, Beauftragte für Umwelt, Klimaschutz und Energie der oldenburgischen Kirche, AGU-Sprecher Dr. Wolfgang Schürger, AGU-Geschäftsführer Reinhard Benhöfer, Dr. Gudrun Kordecki als weiteres Mitglied des Vorstandes und Dirk-Michael Grötzsch, Pressesprecher der oldenburgischen Kirche. Foto: ELKLiO/Annette Kellin