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Die diesjährige Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der Gliedkirchen der EKD (AGU) findet von Montagnachmittag, 14. Oktober, bis Mittwoch, 16. Oktober, in Jever statt. Die Arbeitsgemeinschaft ist erstmalig zu Gast in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Das zweimal im Jahr stattfindende Treffen dient neben dem informellen Austausch vor allem der Abstimmung von einheitlichen Empfehlungen für alle EKD-Gliedkirchen. Die AGU ist ein Zusammenschluss der von den Landeskirchen ernannten Beauftragten für Umweltfragen und ihrer wissenschaftlichen Mitarbeitenden.

Im Mittelpunkt der diesjährigen AGU-Herbsttagung steht der Austausch über die Klimaschutzarbeit in den Kirchen. Acht der 20 Gliedkirchen haben bereits ein integriertes Klimaschutzkonzept, andere arbeiten derzeit an solchen Konzepten.

Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker begrüßte im Namen der oldenburgischen Kirche die Umweltbeauftragten in Jever. Die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg habe sich im Laufe der letzten Jahre zunehmend auf dem Gebiet des kirchlichen Umweltschutzes engagiert. So habe die Synode im Mai 2012 ein integriertes Klimaschutzkonzept für die oldenburgische Kirche beschlossen, betonte Mucks-Büker. Dieses Konzept bilde die inhaltliche Grundlage für die Umsetzung der kirchlichen Umweltinitiative Oldenburg „Bewahrung der Schöpfung durch konkretes Handeln“. Die darin aufgezeigten Maßnahmen sollen vor allem den Kirchengemeinden zugute kommen und sich flächendeckend auf das umweltbewusste Handeln von Kirche in allen ihren Ebenen positiv auswirken.

Die oldenburgische Kirche stehe in der Nordwestregion Deutschlands in vielfältigen Bezügen zu Fragen, die den Erhalt der Schöpfung bzw. die Herausforderungen eines aktiven Umweltschutzes stark betreffen. „Wir sind zum einen ein landwirtschaftlich geprägter Raum in ganz unterschiedlicher Aufstellung und Tradition. Ich nenne nur die Wesermarsch mit ihrer besonderen Topographie oder das Oldenburger Münsterland, das sich zu einem der intensivsten fleischproduzierenden und -verarbeitenden Regionen entwickelt hat. Wie so oft sind solche intensiven und zum Teil industriell ausgerichteten Entwicklungen von Begleiterscheinungen geprägt, die die Frage der Umwelt und des Umweltschutzes zutiefst berühren“, so Oberkirchenrat Mucks-Büker.

Die oldenburgische Kirche sei aber auch eine Kirche am Meer. Damit stellten sich die Herausforderungen noch einmal unter ganz anderen Blickwinkel. Als Beispiele nannte Mucks-Büker das Wattenmeer als ein besonderer Lebensraum, die Frage der Windenergie Offshore vor den Küsten gelagert sowie den Tourismus in der Küstenregion und auf den Inseln.

Im Blick auf das Motto des Evangelischen Kirchentages im Mai in Hamburg „Soviel du brauchst“ und die geplante Diskussionsrunde der AGU-Tagung zum Thema „Ökonomie des Genug“ betonte Oberkirchenrat Mucks-Büker, dass ein Perspektivwechsel nötig sei, der sich nur erreichen lasse, „wenn wir bereit sind aufzubrechen: als Gemeinde, als Gesamtkirche, als Gesellschaft.“

Mit einem fachlichen Diskurs zum Thema „Ökonomie des Genug – wie kann das gehen?“ will die dreitägige Tagung einen Beitrag zur zentralen Frage des Gelingens einer sozialen Energiewende leisten. Auf der Tagung wird der an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg lehrende und bundesweit bekannte Wachstumskritiker Prof. Dr. Niko Paech ein Wirtschaftssystem zur Diskussion stellen, in dem die menschliche Versorgung nicht auf Wachstum beruht. Laut Professor Paech existieren derzeit keine nachhaltigen Produkte und Technologien, sondern erst nachhaltige Lebensstile führen zu einer Entkoppelung von Versorgung und Wachstum. Wie ein praktischer Weg der Postwachstumsökonomie – also die Verbindung zwischen nachhaltiger Entwicklung und Wirtschaftswachstum – gelingen könne und was die kirchlichen Umweltbeauftragten dazu beitragen könnten, soll auf der Tagung erörtert werden.

Ganz praktisch sollen die Umweltbeauftragten mit einer Exkursion den gerade auf Wachstum und Expansion angewiesenen Jade-Weser-Port kennenlernen und eine Region erleben, „die in den letzten 20 Jahren durch die Technologie der erneuerbaren Energien wie Biogas- und Windkraftanlagen wirtschaftliche Stabilität in einer ansonsten strukturschwachen Region sichern konnte“, so Kristine Ambrosy-Schütze, Beauftragte für Umwelt, Klimaschutz und Energie der oldenburgischen Kirche.

Die Umwelt- und Klimaarbeit der Landeskirchen wirkt sich laut Ambrosy-Schütze nicht nur auf den Nahbereich aus, sondern ist eng verknüpft mit entwicklungspolitischer Arbeit und dem Engagement für Frieden und Gerechtigkeit. In den meisten deutschen Landeskirchen gibt es Umweltbeauftragte, oft auch Klimaschutzmanager. In der AGU arbeiten die Umweltbeauftragten auf Bundesebene zusammen. Dies geschieht in engem ökumenischem Kontakt mit den katholischen Kolleginnen und Kollegen. Dabei ist das Spektrum der kirchlichen Umweltarbeit vielseitig.

 

Der Beratungsbereich umfasst Themen von der Energiewende bis zum Klimaschutz, Umweltmanagement in den Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen, nachhaltiges Wirtschaften, Bioethik und Gentechnik, Technikfolgenabschätzung bei Fracking, Mobilfunk und Nanotechnologie, Biodiversität und nachhaltige Mobilität bis hin zu Fragen eines nachhaltigen Lebensstils. Die AGU und ihre Mitglieder tragen dazu bei, ethisch verantwortete Positionen zu diesen Themen zu finden. Sie erstellen Positionspapiere, Arbeitshilfen für Gemeindearbeit und Unterricht und gottesdienstliche Materialien zu umwelt- und klimarelevanten Fragen.  

Die diesjährige Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der Gliedkirchen der EKD (AGU) findet im Gemeindehaus der Ev.-luth. Kirchengemeinde Jever (von li. nach re.): Oberkirchenrat Detlef Mucks-Büker, Reinhard Benhöfer und Dr. Gudrun Kordecki (beide vom Vorstand der AGU) sowie Kristine Ambrosy-Schütze (Beauftragte für Umwelt, Klimaschutz und Energie der oldenburgischen Kirche). Foto: ELKiO/D.-M. Grötzsch