Osnabrück (epd). Die Kinderrechtsorganisation terre des hommes warnt anlässlich des bevorstehenden Jahrestages im Ukraine-Krieg am 24. Februar vor einer verlorenen Generation. «Je länger der Krieg dauert, desto größer ist die Gefahr, dass in der Ukraine eine verlorene Generation von Jugendlichen heranwächst», sagte Vorstandssprecher Joshua Hofert der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Freitag). Viele Kinder könnten «nicht mehr in die Schule gehen, haben keine Ausbildung und müssen verarbeiten, was sie erlebt haben, nämlich zerstörte Häuser, Tote auf den Straßen und ein Leben in Luftschutzunterkünften ohne private Rückzugsräume.»
Hofert zufolge wächst die Zahl der Kinder, «die unter Traumata leiden und psychotherapeutische Hilfe benötigen». Neben der weiteren Bereitstellung von Notunterkünften, Nahrungspaketen und Arzneimitteln für ausgebombte oder flüchtende Menschen werde terre des hommes verstärkt traumatisierte Kinder und Jugendliche unterstützen.
Zu den Berichten über nach Russland verschleppte ukrainische Kinder sagte Hofert der Zeitung: «Die russische Propaganda bezeichnet diesen Diebstahl von Kindern als 'Rettung', in Wahrheit ist es ein abscheuliches Kapitalverbrechen.» Die Zahlen von Kindern, die nach Russland gebracht wurden, variierten stark. Während Russland von 6.000 bis 7.000 Kindern spreche, hätten ukrainische Behörden rund 14.000 «fehlende Kinder» gemeldet. «Die Kinder bekommen in Russland neue Ausweispapiere, sodass ihr Verbleib nicht nachvollziehbar ist. Sie erhalten eine neue Identität und werden zur Adoption an russische Familien freigegeben», kritisierte Hofert: «Hier werden Kinderrechte mit Füßen getreten.»
Seit Beginn des Krieges arbeite die Kinderrechtsorganisation mit einem Netz von rund 20 Partnerorganisationen in 33 Hilfsprojekten zusammen. Davon seien 17 Projekte in der Ukraine selbst aktiv. Elf Projekte arbeiteten in Deutschland, drei in Polen und jeweils eines in Rumänien und Ungarn. Diese Hilfe sei möglich, weil terre des hommes eine Welle solidarischer Unterstützung von bisher knapp acht Millionen Euro an Spendengeldern erhalten habe - «so viel wie kaum jemals bei einer humanitären Katastrophe», sagte Hofert. Ein Großteil der Gelder sei in die 33 Projekte geflossen. Die übrigen Mittel sollen in den nächsten Monaten in weitere Hilfsleistungen eingesetzt werden.