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Es begann mit einem Rückblick von Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk auf der Frühjahrssynode des Kirchenkreises Oldenburger Münsterland in Garrel: Aufgewachsen in den 1960er Jahren in einem Pfarrhaus im Brandenburgischen erinnerte sie sich an eine Situation eines gemeinsamen Abendbrotes der Familie, als es klingelte und ihr Vater – wie so oft – zu einem dringenden seelsorgelichen Gespräch gerufen wurde. Mit diesem sehr persönlichen Einstieg wollte sie aufmerksam machen auf die Wandlungen im Pfarrberuf der letzten 50 Jahre. So lautete das Thema dieser Kreissynode doch: die Stellung der übergemeindlichen Seelsorge oder auch Sonderseelsorge im Kirchenkreis.

 

Oberkirchenrätin Lenk beschrieb die Entwicklung vom allgegenwärtigen seelsorgelich tätigen Pfarrer/Pfarrerin in der Gemeinde zur seelsorgelichen Spezialisierung in vielen Lebensbereichen. Sie vertrat die These, dass die Gemeindeglieder der Seelsorge bedürfen, diese aber weniger bei ihrem Pfarrer/ihrer Pfarrerin vor Ort suchen. Hier wird der Rat der niedergelassenen Psychotherapeuten vorgezogen, während mit dem Gemeindepastor/der Gemeindepastorin eher das freundliche Gespräch gesucht werde. Trotzdem bleibe die Seelsorge zentrales Anliegen der Kirche aus dem Glauben heraus, so Lenk.

 

Heute sei Seelsorge in vielerlei Beziehung Teil einer Spezialisierung in der übergemeindlichen Sonderseelsorge, aber es sei ein großer Irrtum zu glauben, damit sei der Gemeindepfarrer/die Gemeindepfarrerin weniger Seelsorger/Seelsorgerin. Jede Pfarrerin/jeder Pfarrer ist und bleibt Seelsorgerin/Seelsorger an der Stelle, an der sie/er ihren/seinen Dienst versieht. Übergemeindliche Seelsorge und Gemeindepfarrdienst sind somit kein Gegensatz, sondern sich sinnvoll ergänzende Systeme mit dem Ziel, Menschen zu begleiten aus dem Glauben heraus und mit diesem Tun Glauben für Ratsuchende erfahrbar zu machen.
 
Pfarrerin Julia Neuschwander, die das Referat Seelsorge leitet, stellte im Anschluss die Vielfalt der Sonderseelsorge im Kirchenkreis dar: In den Altenheimen, Krankenhäusern und in den Gefängnissen in Vechta versehen Pfarrerinnen und Pfarrer ihren Dienst. Zu den Kriseninterventionsteams in den Landkreisen Vechta und Cloppenburg gehören auch Geistliche unserer Kirche und zur Telefonseelsorge in Oldenburg gehören auch eine Reihe Ehrenamtlicher aus dem Oldenburger Münsterland.

 
Pfarrerin Neuschwander stellte in ihrem Referat die einzelnen Bereiche vor und verwies auf die hohen Qualitätsstandards, die Ehren- und Hauptamtliche durch Schulungen und Fortbildungen sich erarbeitet hätten. Ihr Dienst sei dort, wo Not und Angst Zuwendung und Begleitung erforderlich mache – gestern, heute und morgen.

 
Im Anschluss an die beiden Referate konnten die Kreissynodalen in Workshops in zwei Bereiche der Sonderseelsorge Einblick gewinnen. Kreispfarrer Michael Braun dankte den beiden Referentinnen für ihre wichtigen Informationen, die sicherlich auch bei den Beratungen der Kreissynode zum neuen Pfarrstellenplan Berücksichtigung finden würden. Die Kreissynode schloss mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Garreler Friedenskirche, den Pfarrer Frank Willenberg und Holger Ossowski hielten.


Ein Beitrag von Carsten Homann.

 

Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk und Pfarrerin Julia Neuschwander mit Kreispfarrer Michael Braun.
Pfarrer Andreas Technow aus Vechta in der Uniform des Kriseninterventionteams leitete einen Workshop. Foto: Carsten Homann
Oberkirchenrätin Annette-Christine Lenk und Pfarrerin Julia Neuschwander mit Kreispfarrer Michael Braun.