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Zum togoischen Unabhängigkeitstag am 27. April haben die Kirchenleitungen der Evangelischen Presbyterianischen Kirche von Togo (EEPT) und der Methodistischen Kirche Togos einen Hirtenbrief an alle Mitglieder ihrer Kirchen und die Öffentlichkeit geschrieben. Der Zeitpunkt ist auch deswegen so gewählt, weil einerseits der Bericht der togoischen Kommission für Wahrheit, Gerechtigkeit und Versöhnung nach zweieinhalbjähriger Arbeit vorliegt – andererseits noch in diesem Jahr Parlamentswahlen stattfinden sollen.

Beide Kirchen drücken ihre aktive Solidarität gegenüber den Nöten der Gesellschaft und besonders der Armen aus und gliedern ihren Brief in vier Teile (Politik, Wirtschaft, Soziales und Ethik). Die Evangelisch-Presbyterianische Kirche von Togo gehört zu den Partnerkirchen der Norddeutschen Mission.

Politik. Nach Ansicht der Kirchenleitungen bleibt die politische Situation in Togo trotz einiger Verbesserungen vor sechs Jahren Besorgnis erregend. Damals wurde ein politischer Konsens zwischen Opposition und Regierungspartei formuliert, der jedoch nicht zur Befriedung der Situation führte. Ein Teil der Oppositionspartei UFC spaltete sich ab, gab sich den neuen Namen ANC und forderte vehement die versprochenen institutionellen Reformen. Ungeklärt seien darüber hinaus die Bedingungen für die Parlamentswahlen im September dieses Jahres. Das Ziel müssten freie, gleiche und transparente Wahlen sein. Die Kirchen kritisieren, dass das Interesse, die Macht zu erhalten, allen Parteien wichtiger sei als der Wille, sich in den Dienst der Entwicklung des Landes zu stellen.

Im Hirtenbrief wird dezidiert auf den Bericht der togoischen Kommission für Wahrheit, Gerechtigkeit und Versöhnung hingewiesen. In diesem werden institutionelle Reformen in Politik, Justiz, bei der Armee, der Polizei und den Nachrichtendiensten empfohlen. Außerdem wird ein Entschädigungsprogramm angemahnt, das unter anderem die Anerkennung von Schuld beinhaltet.

Schließlich drücken die Kirchen ihre Hoffnung aus, dass sich nach dem ebenfalls vorliegenden Bericht der Nationalen Menschenrechtskommission die Menschenrechtslage in Togo verbessern werde. In diesem Bericht werden vor allem Folterungen und Straflosigkeit von Menschenrechtsverletzern kritisiert.

Wirtschaft. Trotz einiger Investitionen im Straßen- und Hafenbau leide die Bevölkerung insgesamt an der allgemeinen Teuerung, stellen die Kirchen fest. Es sei eine Verarmung breiter Bevölkerungsschichten zu verzeichnen.

Soziales. Infolge der sozialen Unzufriedenheit sei es zu sozialen Auseinandersetzungen und Streiks gekommen. Das soziale Netz verliere zunehmend seine Tragfähigkeit, heißt es im Hirtenbrief. Die Kirchenleitungen beklagen, dass die politische und wirtschaftliche Krise auch mit einer ernsthaften Krise der sozialen Umgangsformen und Traditionen einhergehe.

Ethik. In der jetzigen Situation zähle in Togo der schnelle, leichte Erfolg, so die Kirchenleitenden. Kulturelle Werte würden aufgegeben, heidnischer Glaube und Fetischpriester hätten wieder Konjunktur, da viele Menschen sich so persönliche Vorteile erhofften. Korruption sei ein zunehmendes Problem.

Abschließend bekräftigen die Verfasser des Hirtenbriefs: „Die Kirche muss das Volk weiterhin bei der schwierigen Suche nach Freiheit, Gerechtigkeit und (Menschen)Recht begleiten, zu der sie sich verpflichtet hat. Die Wahltermine 2012 geben uns die Gelegenheit eines erneuten Engagements für diejenigen, die an der Komplexität der Probleme unserer Gesellschaft nicht verzweifeln, für diejenigen, die entschlossene Trägerinnen und Träger einer Flamme der Hoffnung bleiben wollen, für all jene, denen man zu Unrecht das Wort und das Recht auf ein Leben in Würde entzogen hat. Dieser Hirtenbrief ist ein Ausdruck unseres Dürstens, an einer friedlichen Gesellschaft mit mehr Gerechtigkeit, Frieden, Brüderlichkeit und Hoffnung mit zu bauen!“

Die Norddeutsche Mission ist eine Mission von sechs Partnerkirchen, die gleichberechtigt in der Mission mitarbeiten. Die Partnerkirchen sind in Deutschland die Bremische Evangelische Kirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg, die Evangelisch-reformierte Kirche sowie die Lippische Landeskirche, in Afrika die Evangelisch-Presbyterianische Kirche von Togo (EEPT) und die Evangelisch-Presbyterianische Kirche in Ghana.

 

Weitere Informationen zur Norddeutschen Mission finden Sie unter: www.norddeutschemission.de

 

Im Mittelpunkt vieler Projekte der EEPT, die zu den Partnerkirchen der Norddeutschen Mission gehört, stehen Kinder. So sind zum Beispiel Spielplätze eine Selbstverständlichkeit in den kirchlichen Einrichtungen. Bild: Norddeutsche Mission