Hannover (epd). Der Tübinger Theologie-Professor Friedrich Schweitzer hat die evangelischen Kirchengemeinden ermuntert, Jugendlichen mehr ehrenamtliche Arbeit anzubieten. Derzeit seien rund 62.000 Menschen in der Konfirmandenarbeit engagiert, sagte Schweitzer der in Hannover und Hamburg erscheinenden "Evangelischen Zeitung" (Ausgabe 8. Mai). Viele davon seien im Jugendalter. Auch wenn viele junge Menschen für Ausbildung, Studium oder Beruf ihren Wohnort wechselten, gäbe es einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren für ein ehrenamtliches Engagement. "Ich bin davon überzeugt, dass sich das langfristig stark auswirken würde."
Schweitzer hatte mit seinem Team mehrere tausend Konfirmanden in den evangelischen Landeskirchen, aber auch im benachbarten Ausland befragt. Es werde allgemein erwartet, dass bei 13- bis 15-Jährigen das religiöse Interesse nachlässt, sagte er. Dies treffe aber nicht zu. Weit mehr als zwei Drittel hätten ein positives Bild von Kirche und Glauben.
Allerdings sei der Schöpfungsglaube offenbar nicht mehrheitsfähig, sagte Schweitzer. In Deutschland hätten nur 46 Prozent der Aussage zugestimmt, dass Gott die Welt erschaffen habe, in Schweden sogar nur 22 Prozent. Stark zugenommen hätten innerhalb von fünf Jahren aber Aussagen, dass der Glaube in schwierigen Situationen helfe. "Also immer da, wo das persönliche Leben betroffen ist." Auch der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod sei Jugendlichen heute besonders wichtig.
Dass viele junge Menschen ehrenamtlich aktiv sind, sei vielen Gemeinden nicht bewusst, beklagte der Theologe. "Derzeit geht es meist um das Ehrenamt im sogenannten dritten Lebensalter." Laut Befragung würden viele 14-Jährige gerne Angebote der kirchlichen Jugendarbeit nutzen, es dann tatsächlich aber nicht tun. Schweitzer: "Hier scheint es an Angeboten zu fehlen." Die Gemeinden müssten daher einen Schwerpunkt ihrer Jugendarbeit auf die Zeit nach der Konfirmation legen. Schweitzer ist Professor für Praktische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Tübingen.