Buxtehude/Hannover (epd). Der Buxtehuder Pastor und Kabarettist Matthias Schlicht hat angesichts sinkender Kirchenmitgliedszahlen seine Kollegen aufgefordert, «fröhlicher und mutiger» auf die Menschen zuzugehen. «Wenn sich die Menschen nicht mehr von der Kirche angesprochen fühlen, ist dies erst einmal eine Frage an die Kirche selbst», sagte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nach Angaben der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) haben die evangelischen Kirchen im vergangenen Jahr bundesweit rund 350.000 Mitglieder verloren.
Schlicht regte an, die Kirche mit besonderen Aktionen ins Gespräch zu bringen: «Wenn einen Monat lang nichts über uns in der Zeitung steht, ist das schlecht.» Doch um in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, müssten sich die Pastorinnen und Pastoren aus dem Schutz ihrer Kirchenmauern bewegen. «Der biblische Apostel Paulus hat es uns vorgemacht und hat auf dem Markt gepredigt», sagte der Pastor, der sieben Jahre lang Chef der Ausbildung junger Theologen im Kloster Loccum bei Nienburg war.
Mehrfach im Jahr biete er zum Beispiel Andachten an ungewöhnlichen Orten an, erläuterte er. In einer Zahnarztpraxis habe die Andacht etwa unter der Überschrift «Du gehst mir auf den Nerv» gestanden. Im Frisiersalon sei es unter dem Motto «Bei mir biste scheen für eine Mark und zehn» um das Thema Mindestlohn gegangen. «Das interessiert die Menschen, und wir können unsere Botschaft von der Liebe Gottes, der Gerechtigkeit und der Vergebung verbreiten.»
Ein anderes Projekt drehe sich um die Taufe: «Wir begleiten die Tauf-Familien bis zur Konfirmation», sagte Schlicht. Mindestens einmal im Jahr melde sich die Gemeinde bei den Familien. Sie schicke kleine Geschenke wie Comic-Bücher oder lade zu besonderen Aktionen wie etwa einer Mutter-Tochter-Freizeit ein. «So wollen wir dauerhaft mit den Menschen im Gespräch bleiben.» Derzeit würden jährlich 100 junge Menschen in der Gemeinde konfirmiert.
Der Erfolg solcher Projekte in der Buxtehuder Gemeinde mit rund 7.000 Mitgliedern zeige sich auch bei den Ehrenamtlichen. Zu den mehr als 400 aktiven Freiwilligen in der Gemeinde gehörten auch 30 Männer und Frauen des Besuchskreises. Allein im vergangenen Jahr hätten sie etwa 1.300 Menschen an ihrem Geburtstag besucht: «Da klingelt die Kirche an der Haustür, und die Menschen freuen sich darüber.»