Osnabrück (epd). Corona bedeutet für Millionen Kinder nach Angaben von terre des hommes Hunger, Armut und das Ende von Bildungschancen. Die globalen Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und ihre Familien seien in vielen Lebensbereichen spürbar, heißt es in dem Kinderarbeitsreport 2022, den das Kinderhilfswerk anlässlich der am Sonntag (15. Mai) beginnenden Weltkonferenz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Südafrika veröffentlicht hat.
Von terre des hommes erhobene Fallstudien in Indien und Peru zeigen demnach, dass viele Kinder infolge der Pandemie arbeiten, um das Überleben ihrer Familien zu sichern. Unter peruanischen Kindern, die vor der Pandemie zur Schule gingen und nebenbei als Straßenverkäufer arbeiteten, überwiegen dem Report zufolge Zukunftsängste und -sorgen: Ihre Eltern hätten die Jobs verloren und keinerlei Perspektive. Die Kinder selbst hätten wegen mangelhafter technischer Ausstattung in den vergangenen zwei Jahren sehr viel Lernstoff verpasst und den Anschluss an den Unterricht verloren, so dass ihnen nur die Arbeit auf der Straße bleibe.
In Indien berichteten Mädchen und Jungen laut terre des hommes, dass sie die Einkommensausfälle ihrer Eltern kompensieren müssten, indem sie in Minen unter gefährlichsten Arbeitsbedingungen das Glimmer-Mineral Mica schürften. Mica stecke in vielen Produkten, unter anderem werde es aufgrund des Perlmuttschimmers und der guten Leitfähigkeit in der Kosmetik- und Elektronikindustrie verwendet. Oft müssten die Kinder dafür in bis zu 20 Meter tiefe, ungesicherte Schächte hinabsteigen und beim Abbau ihr Leben aufs Spiel setzen.
In beiden Ländern beklagten die Kinder die unzureichende Nahrungsmittelversorgung seit Covid-19, wie es weiter hieß. In Indien steige zudem für Mädchen das Risiko der Frühverheiratung, da die Familien ihre Versorgung nicht sicherstellen können.
«Der Bericht zeigt, wie sehr Kinder unter den Folgen der Pandemie leiden, sagte terre des hommes-Vorstandssprecher Beat Wehrle. »Wir sehen einen alarmierenden Anstieg an ausbeuterischer Kinderarbeit in unseren Projektregionen." Die Staatengemeinschaft müsse auf der Weltkonferenz Maßnahmen beschließen, die es den Ärmsten ermöglichten, mit den Konsequenzen von Corona zu leben und wirtschaftlich und sozial wieder Fuß zu fassen. Dazu gehörten vor allem der Schutz vor Gewalt und der Zugang zu Bildung, die es den Kindern ermögliche, eine Ausbildung zu machen und nicht als Tagelöhner ausgebeutet zu werden.