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Deswegen sei es auch ein ermutigendes Zeichen, dass elf christliche Kirchen am 29. April 2007 im Magdeburger Dom ein Dokument zur gegenseitigen Taufanerkennung unterschrieben hätten, das allerdings eine längst bestehende Praxis dokumentierte.

 

Unger sprach zum Thema Taufe im Rahmen der Veranstaltungsreihe aus Anlass des zehnjährigen Bestehens der Kirchbaustiftung der oldenburgischen Kirche. Vom 26. August bis zum 30. Oktober finden sieben Veranstaltungen an sechs Orten – von der Nordseeküste bis zu den Dammer Bergen – statt, in denen die wichtigsten Themen der Arbeit der Stiftung anhand ausgewählter geförderter Projekte vorgestellt werden sollen.

 

Alle Kirchen sollten Kirchentrennung und Schisma als Skandal empfinden, so Unger. Der Leib Christi sei nicht auf eine Konfessionskirche beschränkt. „Er ist ja noch nicht einmal identisch mit der sichtbaren Kirche oder den sichtbaren Kirchen partikulär oder als Gesamtheit. In Lehre, Bekenntnis und kirchlicher Praxis habe ich deswegen immer über den Tellerrand meiner Konfessionskirche zu blicken und die weltweite und anderskonfessionelle Christenheit in den Blick zu nehmen, auf ihren Rat zu hören, ihre Tradition mit zu bedenken und auch für sie zu beten.“


Die Taufe stehe nicht am Ende eines Weges, führte Unger aus. Sie sei selbst zwar eine sichtbare Handlung, die man sich Zeit seines Lebens vergegenwärtigen und zu der man stets zurückkehren können, die aber gerade deswegen den Weg erst eröffne. „Die Taufe ist somit nicht nur vordergründig Beginn der Kirchenmitgliedschaft, sondern begründet das Leben als Getaufter, das als stete Rückkehr zur Taufe begriffen wird.“ Das Leben des Christen sei eine stete Rückkehr zur Taufe. „In jeder Situation unseres Lebens können wir uns an die Taufe erinnern. Dankbar können wir annehmen, dass Gott uns in der Taufe zu seinen Kindern gemacht hat. In Verzweiflung und Trauer können wir uns vergegenwärtigen, dass, obwohl wir immer noch in dieser vergänglichen Welt leben, die neue Schöpfung schon unter uns gegenwärtig ist: in der Taufe.“

 

„Wenn wir in dieser Welt böse Mächte am Werk sehen, dann leiden auch wir Christen unter ihnen, aber immer in der Gewissheit, dass diese bösen Mächte seit unserer Taufe keine Macht mehr über uns haben sollen“, so Unger.

 

Christinnen und Christen dürften auch immer wieder „zur Taufe zurückkehren und sich klar machen: Ich bin getauft. Ich bin von Gott angenommen.“

Weiterhin betonte Unger, dass tatsächliche oder vermeintliche Volks- und sogenannte Rassenzugehörigkeit keine kirchentrennenden Kategorien sein könnten. „Wenn die Taufe die Zugehörigkeit zu Christus begründet, kann die Zugehörigkeit zur Kirche als sichtbarer Gestalt dieses Leibes Christi nicht in Abstufungen geregelt sein, als habe die Staatsangehörigkeit, die Hautfarbe oder das Geschlecht noch irgendeine Bedeutung für die Gliedschaft am Leib Christi.“

 

Die über 1.000 Jahre alte St. Firminiuskirche im malerischen Geestdorf Dötlingen blicke auf eine bewegte Geschichte zurück, betonte Achim Knöfel, im Oberkirchenrat für Kirchbau, Kunst und Denkmalpflege zuständig. Die um das Jahr 1270 erstmals schriftlich erwähnte Kirche sei zunächst als Holzkirche errichtet und seit dem 12. Jahrhundert in mehreren, kurz aufeinander folgenden Abschnitten in Stein erbaut worden.

 

Nach Plünderung und Verwüstung im Dreißigjährigen Krieg begann 1644 mit dem Einbau der Kanzel die Neuausstattung für den evangelischen Gottesdienst. Ende des 17. Jahrhunderts folgten im Zuge einer umfassenden Renovierung der Einbau von Emporen, neuem Altarretabel und Taufschalenträger. Die Kanzel wurde den neuen Stücken farblich angepasst. Laut Knöfel, entstand damals ein ganz bewusst evangelisch geprägter Kirchenraum.

 

Nach Kriegszerstörungen im Frühjahr 1945 erfolgte die Wiederherrichtung der Kirche in den Jahren 1947/48. Gut 50 Jahre später wurde die Kirche mit Unterstützung der Kirchbaustiftung der oldenburgischen Kirche in mehreren Abschnitten innen und außen renoviert. Mit der Restaurierung des Taufschalenträgers im Jahr 2004 fand die Renovierung ihren Abschluss.

 

Für Knöfel verbinden bilden Altar, Kanzel und Taufe wieder „einen harmonischen Dreiklang, eingefügt in einen Kirchenraum, der in einmaliger Weise die über 1.000-jährige Glaubens- und Kirchengeschichte Dötlingens dokumentiert.“ Die restaurierte Taufe sei gleichsam „der Schlussstein – der letzte Schritt auf dem langen Weg zur erneuerten Kirche in Dötlingen. Das anspruchsvolle Vorhaben – Außen- und Innenrenovierung von St. Firminius – ist mit Hilfe der Kirchbaustiftung vollendet“, so der Denkmalschutzexperte.

 

Die St. Firminiuskirche ist ganzjährig täglich zur Besichtigung und stillen Einkehr geöffnet.

 

Die Kirchbaustiftung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg wurde am 31. Oktober 2001 gegründet. Seit dieser Zeit hilft sie den Gemeinden im Oldenburger Land, die Kirchen mit ihrer architektonischen Vielfalt und ihrem Reichtum an wertvollen Ausstattungsstücken zu bewahren und weiterzuentwickeln. Die Vielfalt an Kirchenarchitektur in Norddeutschland – insbesondere im Oldenburger Land – ist riesig. Allein zum Bereich der oldenburgischen Kirche gehören 147 Kirchen mit einem beeindruckenden Reichtum an kunsthistorisch bedeutender Ausstattung wie Kanzeln, Altären, Taufsteinen und Orgeln aller Stilepochen.

 

Laut ihrer Satzung ist die Kirchbaustiftung eine gemeinnützige und kirchliche Stiftung. Sie trägt zur Pflege, Unterhaltung und Veränderung von Kirchengebäuden einschließlich ihrer Ausstattung wie Altären, Kanzeln, Taufsteinen, Orgeln und Glocken bei. Hinzu kommen Aufgaben beim Neubau oder bei der Erweiterung von Kirchen sowie die Förderung zeitgenössischer kirchlicher Kunst – beispielsweise bei der künstlerisch gestalteten Verglasung von Fenstern oder der Schaffung neuer Altarbilder.

 

Die Kirchbaustiftung stellt regionale Bezüge her, sämtliche Spenden-, Förder- und Stiftungsgelder werden für Maßnahmen im Oldenburger Land verwendet. Sie wirkt in außerordentlichem Maße identitätsstiftend. Weiterhin unterstützt die Kirchbaustiftung das ehrenamtliche Engagement. Sie engagiert sich insbesondere bei Projekten, in denen Kirchengemeinden oder Kirchbauvereine vor Ort aktiv sind.

 

In den vergangenen zehn Jahren wurden 29 Projekte unterstützt, neue Kostbarkeiten geschaffen und historische Kunst- und Kulturschätze für die Nachwelt erhalten. Nahezu 450.000 Euro wurden dafür von der Kirchbaustiftung bereitgestellt, deren Stiftungskapital inzwischen rund 1,39 Millionen Euro beträgt.

 

Der Auftakt für die Jubiläumsveranstaltungen wurde am 26. August in der St.-Cosmas- und Damian-Kirche in Wiarden bei Wilhelmshaven gefeiert. Dort wurden 2004 bei Restaurierungsarbeiten Teile eines Altars aus dem 13. Jahrhundert entdeckt, der in der Wissenschaft als Sensationsfund gewertet wurde. Anfang September stand Kanzel der St. Galluskirche in Altenesch im Mittelpunkt der zweiten Veranstaltung. Es folgen weitere Veranstaltungen in Oldenburg, Wiefelstede und Damme. Zur zentralen Festveranstaltung am 30. September in der Oldenburger Lambertikirche wird die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, einen Vortrag zum Thema „Räume des Unverfügbaren – Künste und Kirche heute“ halten. Die Abschlussveranstaltung bildet ein Gottesdienst mit Kreispfarrer Michael Braun am 30. Oktober in Damme. 

 

Weitere Informationen zur Kirchbaustiftung finden Sie unter: www.kirchbaustiftung-oldenburg.de

Mit der Restaurierung des Taufschalenträgers im Jahr 2004 fand die Innen- und Außenrenovierung der St.-Firminus-Kirche in Dötlingen ihren Abschluss. Fotos: ELKiO/D.-M. Grötzsch
Altar, Kanzel und Taufe bilden wieder „einen harmonischen Dreiklang", eingefügt in einen Kirchenraum, der in einmaliger Weise die über 1.000-jährige Glaubens- und Kirchengeschichte Dötlingens dokumentiert.
Alle Kirchen sollten Kirchentrennung und Schisma als Skandal empfinden, betonte Pfr. Dr. Tim Unger aus Wiefelstede in seinem Vortrag zum Thema Taufe.
Der restaurierte Taufschalenträger sei gleichsam „der Schlussstein – der letzte Schritt auf dem langen Weg zur erneuerten Kirche in Dötlingen", betonte Denkmalschutzexperte Achim Knöfel.
Der dritte Vortragsabend wurde von Pfarrerin Claudia Hurka-Pülsch moderiert.