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„Und wenn alle Wünsche erfüllt wären, auch der größte Wunsch, den man sich auf Erden vorstellen kann, dann bliebe da doch immer noch Platz“, sagte Pastorin Sabine Kullik und betonte, dass nur durch Gott die letzte Sehnsucht des Menschen zu stillen sei. Ein ökumenischer „Tango-Gottesdienst“, zu dem die evangelisch-lutherische Pastorin Sabine Kullik und der katholische Pfarrer Lars Bratke am Mittwoch, 9. Juli, in der katholischen St. Marien-Kirche in Schillig eingeladen hatten, stand ganz im Zeichen der Sehnsucht.

„Alles beginnt mit der Sehnsucht“, so der Titel des ungewöhnlichen Gottesdienstes, im dem Lieder, Instrumentales, Tanz und Texte die Besucherinnen und Besucher in der nahezu voll besetzten Kirche in besonderer Weise berührten. Der Tango-Gottesdienst war im vergangenen Jahr als Versuch in der ökumenischen Sommerkirche in Schillig platziert und gleich sehr gut angenommen worden.

Vor einem Jahr stand die erotische Liebe in verschiedenen Lebensphasen im Mittelpunkt. Diesmal nahm der Gottesdienst einen ganz anderen Verlauf, sprach sogar politische Aspekte an. Pastorin Kullik beschäftigte sich mit der Entstehung des „Tango Argentino“ im argentinischen Rio de la Plata des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Dort entstand damals ein Schmelztiegel für Menschen aus vielen Nationen, die sich hier bessere Arbeits- und Lebensbedingungen erhofft hatten. Sie sahen sich aber schon bald in ihrer Hoffnung getrogen und der Tanz war eine Ausdrucksform ihrer Sehnsucht und ihres Schmerzes.

In verschiedenen Bibelstellen und mit meditativen Texten ließen Pastorin Sabine Kullik und Pfarrer Lars Bratke die Situation von Flüchtlingen lebendig werden, damals wie heute. Denn immer wieder gilt: „Alles beginnt mit der Sehnsucht“, Sehnsucht nach einem besseren Auskommen, einem würdigen Leben, nach ein wenig Ruhe aber auch nach Liebe und Geborgenheit. Die große Vielfalt der Sehnsucht wurde deutlich und durch die Tänzerinnen und Tänzer der Tanzschule von Oehsen aus Wilhelmshaven gut unterstrichen. Heinz Sander aus Varel verstand es, die Stimmungen mit seinem Akkordeon aufzunehmen und zu vermitteln.

Ein Beitrag von Annette Kellin.

Die Tänzerinnen und Tänzer der Tanzschule von Oehsen ließen „Sehnsucht“ im Tanz erleben. Alle Fotos: ELKiO/Annette Kellin
Helge von Oehsen und Stephanie Gruhle zeigten meditiave Züge des Tangos.
Pastorin Sabine Kullik beleuchtete die Entstehung des Tangos.
Pfarrer Lars Bratke erinnerte auch an die Israeliten und die Sehnsucht nach dem gelobten Land.
Heinz Sander aus Varel intonierte den Tango auf dem Akkordeon.