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Sie ist eine der ganz wenigen erhaltenen Synagogen im nordwestdeutschen Raum: Die ehemalige Synagoge in Neustadtgödens (Landkreis Friesland) wurde 1852 erbaut, 1936 entwidmet und diente dann unterschiedlichen Zwecken. Heute ist sie im Privatbesitz, doch im Zusammenhang mit dem Konzept „Erinnerungsorte“ des Landkreises im Landkreis wurde jetzt die ehemalige Synagoge der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.

Im Landkreis Friesland werden derzeit verschiedene „Erinnerungsorte“, eingerichtet, die an die Opfer des Nationalsozialismus und von politischer Willkür erinnern. In Jever entstand so am Ort, wo früher die Synagoge stand, das „Gröschler-Haus“, in dem vorwiegend die politischen Hintergründe der Judenverfolgung dargestellt werden. In der ehemaligen Synagoge in Neustadtgödens stehen nun die jüdische Bevölkerung des Ortes und deren kirchliches Leben im Mittelpunkt, beide Orte ergänzen sich somit.

Professorin Dr. Antje Sander und Stephan Horschitz vom Zweckverband Schlossmuseum Jever, die das Konzept wissenschaftlich begleiten und die Präsentation konzipierten, stellten den Raum unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit vor. Unter anderem war auch Jehuda Weltermann, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Oldenburg, zur Eröffnung gekommen. Er sprach von der großen Hoffnung, dass die ehemalige Synagoge nicht nur ein Ort der Erinnerung sein möge, sondern sich bald auch zu einem Ort der Begegnung zwischen Juden und anderen Religionen entwickeln werde.

Die meisten Synagogen waren in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 von Anhängern der Nationalsozialisten angesteckt worden und in Flammen aufgegangen. Dass es in Neustadtgödens anders kam, hat seinen Hintergrund in den schon in den Vorjahren stark veränderten politischen Verhältnissen, die den Juden das Leben sehr schwer machten.

 

Erbaut im Jahr 1852, nach einem Entwurf des bekannten deutschen Architekten Karl-Friedrich Schinkel, zu einer Zeit, als die jüdische Gemeinde in Neustadtgödens mit rund 25 Prozent der Bevölkerung ihre Blütezeit erlebte, gingen bereits ab 1900 etliche Mitglieder verloren. Als sich ab 1933 die Repressalien der Nationalsozialisten voll auswirkten, wurden es noch weniger, sodass 1936 hier ein Abschiedsgottesdienst stattfand und die Synagoge entwidmet wurde.

 

Sie wurde dann verkauft, ein Farbenhändler nutzte sie als Lager. Das war Glück im Unglück, denn aufgrund der gelagerten Materialien befürchtete man eine Feuersbrunst und Schäden für den gesamten Ort, wenn man das frühere Gotteshaus anzünden würde. Das Gebäude wurde verschont. Später war in dem Gebäude die Feuerwehr, dann eine Galerie untergebracht. Heute befindet es sich im Privatbesitz. In Zusammenarbeit des Landkreises mit der Gemeinde und der Besitzerin gelang jetzt die Öffnung.

In den vergangenen Wochen wurden in der unteren Etage, wo sich früher der Betsaal der Männer befand (die Frauen hatten oben auf der Empore ihren Platz), etliche Veränderungen vorgenommen. Mit Vlies wurden einige Fenster verhängt, sodass nun darauf die frühere Form gezeigt wird, es wurden mit Fliesen farbige Markierungen vorgenommen und zudem Kennzeichnungen für verschiedene Einrichtungsgegenstände skizziert, zwei Bänke aufgestellt, und damit das Mobiliar für die Gemeinde angedeutet und anderes mehr. Tafeln mit Informationen und Fotos ergänzen die Einrichtung.

Termine:
Die ehemalige Synagoge in Neustadtgödens, Kirchstraße, kann zu folgenden Terminen besucht werden:
Sonntag, 30. August, jeweils von 14 bis 18 Uhr, am Tag des offenen Denkmals, Sonntag, 13. September, von 10 bis 18 Uhr. Und sonntags, 27. September und 25. Oktober jeweils von 14 bis 18 Uhr.

 

Weiterhin sind Besichtigungen im Rahmen von Führungen möglich und jederzeit für Gruppen auf Nachfrage. Informationen unter Telefon: 04422 - 95 88 35.

 

Ein Beitrag von Annette Kellin.

Durch farbliche Gestaltung und Schriftzüge wird die frühere Einrichtung der Synagoge in Neustadtgödens deutlich. Professorin Dr. Antje Sander zeigt den Ort des Thoraschreins. Alle Fotos / Repros: Annette Kellin
Blick in den früheren Betsaal der Männer.
Die Veränderung der Außenansicht im Laufe der Jahre, kurz nach der Erbauung, während der Nutzung als Feuerwehrhaus und nach der Renovierung Anfang der 1990er Jahre.
Das zerbrochene Symbol deutet auf die Entwidmung der Synagoge hin.
Zur Eröffnung des Erinnerungsortes sprach auch Jehuda Weltermann von der jüdischen Gemeinde in Oldenburg.
Landrat Sven Ambrosy begrüßte die Einrichtung des Erinnerungsortes.
Stephan Horschitz hat die Präsentation konzipiert. Alle Fotos / Repros: Annette Kellin