Bremen (epd). Väter leiden nach den Ergebnissen einer aktuellen Untersuchung der Handelskrankenkasse (hkk) trotz einiger Verbesserungen noch immer unter dem Spagat zwischen Beruf und Familie. Nur jeder dritte Vater gehe in Elternzeit, obwohl es Elterngeld gebe und die Kindertagesstätten ausgebaut würden, sagte der hkk-Versorgungsexperte Christoph Vauth bei der Präsentation der Väterstudie. Die Mehrheit entscheide sich nur für das Minimum von zwei Monaten. "Kein Wunder", sagte Studienleiter Bernard Braun: "Um eine aktive Vaterrolle leben zu können, fehlt häufig die Unterstützung durch den Arbeitgeber."
In der nach eigenen Angaben repräsentativen Studie hat die hkk in Zusammenarbeit mit dem Bremer Institut für Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung im März online 924 Väter im Alter zwischen 25 und 55 Jahren befragt. Dabei kam heraus, dass viele Väter zwar der Meinung sind, dass sich ihre Rolle zum Positiven geändert hat. Im Vergleich zu ihren eigenen Vätern verbringen sie mehr Zeit mit ihren Kindern und übernehmen dabei mehr Verantwortung.
Dennoch gaben Braun zufolge 80 Prozent der Befragten an, dass sie sich noch mehr Zeit mit den Kindern wünschen. Die bessere Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf könnten Unternehmen vor allem mit flexiblen Arbeitszeitmodellen unterstützen, sagte Krankenkassen-Manager Vauth. Eltern-Kind-Zimmer in der Firma und betriebliche Fitness-Angebote zum Stressausgleich seien ebenfalls hilfreich.
Auch die Tatsache, dass Frauen in der Tendenz weniger verdienen als Männer, führt nach Angaben des Sozial- und Gesundheitswissenschaftlers Braun dazu, dass sich Väter gegen oder nur für eine kurze Elternzeit entscheiden. "Hinzu kommt, dass Frauen häufig in Teilzeit beschäftigt sind und deshalb nicht alleine für das Familieneinkommen sorgen können." Daraus folgt für ihn: Die Rahmenbedingungen für Mütter müssen familienpolitisch und vor allem steuerlich besser werden, damit Väter ihre Rolle stärker wahrnehmen können.
Braun glaubt allerdings nicht, dass noch mehr Elterngeld mehr Väter dazu bringen würde, eine berufliche Auszeit zu nehmen. "Wichtig ist die richtige Mischung aus Geld, strukturellen Angeboten wie Kita-Plätzen und gesellschaftlicher Akzeptanz." In Deutschland sei gerade die qualitative Seite der Elternzeitdebatte "unterbelichtet".
Wie wichtig in diesem Zusammenhang die Unternehmenskultur ist, zeigte sich bei der Frage nach der Verbreitung der Elternzeit in verschiedenen Branchen. Dabei kam heraus, dass die Elternzeit im Gesundheits- und Sozialwesen am weitesten verbreitet ist, in klassischen Männerberufen wie dem Baugewerbe und dem Handwerk dagegen am wenigsten.
Dabei spreche vieles für Kinder und eine Elternzeit, betonte Braun. "Eltern mit mindestens einem Kind leben länger, haben ein geringeres Scheidungsrisiko, sind zufriedener und gesünder", sagte der Wissenschaftler unter Berufung auf mehrere Studien.