Zentrale ökumenische Feier des Reformationsfestes in Wilhelmshaven – Thema: „Demokratie stärken“ – 80 Mitfeiernde in der Aula der Franziskusschule Wilhelmshaven
Ein deutliches Plädoyer für die Demokratie haben der evangelische Bischof Thomas Adomeit (Oldenburg) sowie Weihbischof Wilfried Theising (Vechta) bei der diesjährigen ökumenischen Feier des Reformationstages gehalten. „In einer Zeit, in der in unserer Gesellschaft rechtes Denken erstarkt, müssen wir als Kirchen zusammenstehen und gemeinsam im Sinne Jesu für Toleranz und Mitmenschlichkeit eintreten“, sagte Adomeit auch im Namen von Theising in der Aula der Wilhelmshavener Franziskusschule.
Die Kirche könne und wolle ein Forum bieten, wo man um den richtigen Weg in die Zukunft streiten könne. „Streiten ja, aber nicht bekämpfen“, grenzte Adomeit vor rund 80 Mitfeiernden im Rahmen einer Andacht ab.
Einen starken Appell richtete der Wilhelmshavener Oberbürgermeister Carsten Feist bei einem anschließenden Podiumsgespräch an die Erwachsenen: Man könne Kindern und Jugendlichen ihr Verhalten in den sozialen Medien nicht vorwerfen, so der Verwaltungschef.
Auf Facebook machten die Erwachsenen es ihnen vielmehr vor. Menschen würden dort zu „Freiwild“. Feist: „Sie werden an die Wand genagelt.“ Ihre Familien würden mit einbezogen.
Gleichzeitig zeige das Bündnis für Demokratie in Wilhelmshaven, wie wehrhaft Demokratie sein könne. Wichtig sei es jedoch, nicht in einer Blase von Gleichdenkenden zu bleiben, „sondern dorthin zu gehen, wo es weh tut“. Feist: „Wir schweigen zu viel.“ Man dürfe nicht den Aggressiven das Feld überlassen. Was ihm in all den Auseinandersetzungen Kraft gebe, sei die Kirche, gestand Feist auf Nachfrage der Moderatorin Carola Schede.
Kinder so zu nehmen, wie sie sind, haben Gabriela Kurth und Wiebke Breitenbach von der Schulleitung der Franziskus-Oberschule als zentral herausgestellt. Um selbst Demokraten zu werden, müssten Heranwachsende erleben, wertvoll zu sein. Diese Haltung werde in ihrer Bildungseinrichtung versucht zu leben, so die Pädagoginnen.
In ihrer Vorbildfunktion Angebote gut zu gestalten, hat die Leiterin der evangelischen Familien-Bildungsstätte Friesland-Wilhelmshaven Claudia Lehnort als den aus ihrer Sicht zentralen Punkt einer Demokratieförderung beschrieben. Mitgestaltung und wertschätzende Meinungsäußerung zu fördern, stehe für ihre Bildungseinrichtung an oberster Stelle. Die Zunahme von Antirassismus-Trainings alleine genüge nicht.
Teilgenommen haben die Vertreter weiterer Glaubensgemeinschaften und Kirchen darunter Vertreter der koptischen Gemeinde sowie der Neuapostolischen Kirche in Wilhelmshaven. Die Feier des Reformationsfestes findet seit 2018 an jeweils wechselnden Orten im Oldenburger Land statt.