Niedrige Zinsen, kaum Erträge auf das Stiftungskapital, Fragen nach dem „Was kann man tun? Gibt es Alternativen?“ beschäftigen viele Stiftungen gerade auch in der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg. Um Antworten zu finden, hat die Beauftragte für Fundraising der oldenburgischen Kirche, Tamara Portero, zum „2. Oldenburgischen Stiftungstag“ nach Oldenburg zum Diskutieren, Fortbilden und zum Blick in die zukunftsnahen Möglichkeiten eingeladen. Zwei spannende Vorträge erwarteten am Samstag, 25. August, die Teilnehmenden – Kirchenälteste, Unternehmer und Stiftungsmitglieder.
Im Anschluss an die einführende Andacht mit Pfarrer Dr. Stefan Welz, Vorsitzender der Diakonie-Stiftung Osternburg, und der Begrüßung durch Birgit Osterloh, Vorsitzende des Vergabeausschusses der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, sowie der Fundraising-Beauftragten Tamara Portero stand zunächst der Vortrag von Gerhard Bissinger, Stifter und Vorstand der Social Business Stiftung Hamburg unter dem Titel „impact investing: ethisch, sozial und ökologisch anlegen“ im Mittelpunkt.
Doch zuvor wies Pfarrer Dr. Stefan Welz zu Beginn des Stiftungstages in seiner Andacht darauf hin, dass die Kirche sich der sozialen Brennpunkte in Städten und Gesellschaft annehmen müsse. Er beobachte, dass gerade die Bedürftigsten sich nicht zu Wort melden und viele auch nicht von sich aus auf bestehende Hilfsangebote zugehen würden. Hier sei es dringend nötig, auf Hilfsbedürftige zuzugehen und ihnen proaktiv Angebote zu machen. Dabei gelte der Grundsatz, dass Heilung ein langer Weg sei.
Gerhard Bissinger gab in seinem Referat Tipps zur Gründung von Stiftungen. Es vereinfache vieles, wenn Stiftungsziele möglichst breit aufgestellt seien. Dies erleichtere dann die Förderung vielfältiger Projekte. Ebenso hilfreich sei es, die Anzahl der Gremien so klein wie nur irgend möglich zu halten. Er stellte die Arbeit seiner Stiftung vor, die sich zum Ziel gesetzt habe, mittellose Menschen darin zu unterstützen, ihre Ziele und Bedürfnisse aus eigener Arbeit zu verwirklichen. Hierzu zählt vor allem die Gewährung von Micro- und Kleinkrediten in Afrika und Lateinamerika.
Bissinger warb darüber hinaus, mit dem Kapitalstock von Stiftungen im Sinne der Stiftungsziele investiv zu agieren. So könnten die eigenen Stiftungsziele mit einer wesentlich größeren und breiteren Wirkung verwirklicht werden. Er mache sehr gute Erfahrungen, indem er das Vermögen seiner Stiftung im Sinne des „Impact Investing“ in andere Stiftungen und Organisationen „investiere“ und so auch Erträge erwirtschafte. Mit dieser Methode könnten die anderen Stiftungen und Organisationen dann auch mit ihrem Stiftungsvermögen sinnstiftend und gemäß ihrer Stiftungsziele agieren, indem sie weltweit Micro- und Kleinkredite anböten.
„Fundraising-Training: Mit weniger Stress und Arbeit zu besseren Ergebnissen“ hatte Tanja Höfert, Geschäftsführerin der Katholischen Friedensstiftung Hamburg, in den Mittelpunkt ihres Vortrags gestellt. Warum einige Stiftungen sehr wohl Spendenerfolge verzeichneten, sei in gewisser Weise planbar. Neben guten Kontakten bezeichnete sie es als Grundvoraussetzung, dass es eine klare Projektbeschreibung gebe. Außerdem sei eine Überzeugung von der Projektarbeit unabdingbar. Eigene Zweifel würden auch immer in Ansprachen und persönlichen Gesprächen mitschwingen.
„Das Geld ist da“, betonte die Referentin. Aber, „das Ergebnis ist auch eine Folge von Absicht und einige Bedingungen müssen erfüllt werden.“ So werde sich kaum umsetzen lassen, was man sich selber nicht vorstellen könne. Auch die konkrete, eindeutige und messbare Projektvorstellung, eine positive Formulierung und genaues Umsetzungsdatum seien für den Fundraising-Erfolg unabdingbar. Die Nutzung eigener Kontakte und auch die Wiederansprache bereits Spendenwilliger sowie Erweiterung der anzusprechenden Kreise würden zusätzlich die Arbeit erleichtern.
Unter dem Strich brachte der Zweite Stiftungstag Infos in Hülle und Fülle sowie einen dicken Ordner mit Tipps und Hinweisen zum Fundraising, den die Teilnehmenden mit nach Hause nehmen konnten. So wie Sabine Kettler aus dem Kirchenkreis Delmenhorst-Oldenburg Land. Für sie ist das Verwirklichen von Projekten durch Förderung von außen eine Arbeit, die Spaß macht und vor allem vor Ort helfen könne.
Karl-Heinz Bilger von der Kirchengemeinde Ahlhorn versuchte mehr über das Zeitmanagement als Berufstätiger, aber auch Ehrenamtlicher in der Kirchenarbeit zu erfahren. Die Stiftungsarbeit steckt in seiner Gemeinde noch in den Kinderschuhen.
Alma Gerbers von der Kirchengemeinde Dötlingen ließ sich ohne Vorkenntnisse inspirieren, um in die Stiftungsarbeit einzusteigen. Für sie war es wichtig, grundsätzliche Ansätze zu erfahren.
Ein positives Fazit zog die Fundraising-Beauftragte Tamara Portero. Sie bewertete den Zweiten Oldenburgischen Stiftungstag als gelungene Orientierungsmöglichkeit und Ansporn, trotz Niedrigzinspolitik andere Wege zu beschreiten, um für die Kirchenarbeit und kirchlichen Gemeinden finanzielle Mittel zu sammeln.
Gleichzeitig bot sie dazu ihre persönliche Hilfe an: „Dazu ist die Stelle da, dazu bin ich da“. Auch vor Ort in allen 116 Kirchengemeinden der oldenburgischen Kirche.
Ein Beitrag von Peter Kratzmann.